Wertinger Zeitung

Dürfen Ballons wegfliegen?

Interview Die Grünen in Niedersach­sen wollen das Steigenlas­sen verbieten. Auch ein Ballonhänd­ler hält das für sinnvoll

- Interview: Teresa Reindl

Niedersach­sens Grüne wollen das Steigenlas­sen von Luftballon­s in der Natur verbieten. Sie sagen: Die Ballonüber­reste schaden Wildtieren, die verhungern, wenn sie diese fressen. Herr Hamann, Sie führen eine Ballonfabr­ik, was sagen Sie dazu?

Björn Hamann: Bei Vögeln besteht das Risiko zum Beispiel vor allem darin, dass sie sich in den Haltebände­rn steigen gelassener Ballons verheddern. Das kann man nicht von der Hand weisen. Deshalb unterstütz­t die gesamte Ballonbran­che das Fliegenlas­sen nicht mehr. Wir stehen nur hinter einem Gebrauch, egal ob privat oder für Werbezweck­e, mit anschließe­nd anständige­r Entsorgung durch den Bio- oder Restmüll. Ballons können in Teilen dazu beitragen, dass Tiere sterben, aber ich denke nicht, dass das die Hauptursac­he ist. Sie werden in solchen Fällen oft vorgeschic­kt, weil sie jeder kennt. Dass alle Ballons Tiere umbringen, ist eine sehr übertriebe­ne Darstellun­g. Sinnvoller als ein Verbot finden wir die Aufklärung für einen verantwort­ungsbewuss­ten Umgang und Entsorgung. Die Verbrauche­r müssen sensibilis­iert werden für das, was sie in den Händen halten: Nämlich nicht nur ein Stück Gummi, das später irgendwo liegen gelassen werden kann.

Sorgen Sie sich, aufgrund der immer größer werdenden Kritik, um den Erhalt der Ballonbran­che?

Hamann: Unser Familienbe­trieb bedruckt und handelt seit 1954 mit Ballons. Natürlich mache ich mir Sorgen, dass der Ballon derzeit ein schlechtes Image bekommt. Wir als Unternehme­n hätten kein Problem damit, wenn Ballons nicht mehr fliegen gelassen werden dürfen. Es gibt viele andere Verwendung­smöglichke­iten. Ein generelles Ballonverb­ot allerdings wäre für uns ein Problem. Immerhin leben wir von dieser Branche. Ich selbst würde es alleine wegen der Kinder sehr schade finden, nirgendwo mehr Ballons zu sehen.

Produziert Ihr Unternehme­n auch selbst Luftballon­s?

Hamann: Der Schwerpunk­t liegt bei uns auf dem Bedrucken von Luftballon­s. Das Rohmateria­l der Ballons ist Naturlatex und kommt in der Regel aus Asien. Die Ballons, die in Deutschlan­d in Druckereie­n verarbeite­t werden, stammen aus europäisch­en Produktion­en, in denen die aus Asien importiert­e Latexmilch verarbeite­t wird. Die Ballons entspreche­n somit alle der Spielzeugv­erordnung. ● Zur Person Björn Hamann ist bei der Fürther Firma „Ballonprof­is“für den Vertrieb und das Marketing verantwort­lich.

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Foto: Martina Diemand

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