Die ersten drei Kracher
Tool sind zurück, eine neue Taylor Swift – und eine Entdeckung
Das Netz mag immer brummen, die Streams mögen unausgesetzt strömen – aber die alte Gesetzmäßigkeit, dass im Sommer Veröffentlichungsflaute auf dem Musikmarkt herrscht, ist noch nimmer in Kraft. Dafür aber geht’s direkt danach, ab Ende August, mit Hochdruck in die neue Saison. Und so gibt es bereits jetzt und quer durch den Gemüsegarten der Stile Kracher zu vermelden. Mindestens diese drei: Eine langersehnte Rückkehr im Metal, den Wandel einer der Pop-Stars unserer Zeit und die Entdeckung einer Rapperin – alles aus den USA.
Aber was ist schon eine Sommerpause? Ganze 13 Jahre hat es gedauert, bis es nun endlich wieder ein Album von Tool gibt, die seit Mitte der 90er Helden des Progressive Metal sind, samt Millionenverkäufen und Platzierungen in ChartsSpitzen, obwohl ihre ausufernden Songs alles andere als hittauglich erscheinen. In den 50ern ist das Quartett um Sänger Maynard Keenan inzwischen – aber weder Pause noch Altern haben etwas daran geändert, wie sehr sie zusammen unverwechselbar Tool sind. „Fear Inoculum“bietet sechs Stücke, mindestens zehn und auch mal über 15 Minuten lang, ergänzt durch vier kürzere Tracks mit Klangspielereien. Die wieder fern jeder Eingängigkeit von Strophe und Refrain komponierten Songs sind mal ruhiger („Culling Voices“), mal fieser („7empest“) – aber immer von plakativ wuchtigen Gitarren, den phänomenalen Drums von Danny Careys dominiert und von Keenans Gesang eigentlich nur ergänzt. Eine starke Rückkehr, die wieder direkt ganz hoch in die Charts führt!
Nie auch nur ein bisschen weg war Taylor Swift, dafür ist sie nun, mit bald 30, ein bisschen eine andere, aber freilich auch gleich wieder an Hitparadenspitzen. „Lover“heißt ihr siebtes Album, klingt auf ganzen 18 Songs so, wie Lena Meyer-Landrut wohl immer klingen wollte – aber ist doch interessant. Weil Swift die bislang undurchdringliche Pop-Oberfläche mal aufbricht: So wie sie sich nun auch schon mal politisch geäußert hat (mit Kritik an den Republikanern), erzählt sie jetzt betont reifer („The Archer“, „ME!“) von der Frau hinter Star und Image. Ein bisschen Entdeckung immerhin.
Die Neu-Entdeckung der Saison aber heißt Rapsody. „Eve“ist bereits das zweite Album der 31-jährigen Rapperin aus North Carolina. Alle Songs sind benannt nach schwarzen Frauen, ihren Idolen von „Whoopi“(Schauspielerin Goldberg), „Serena“(Tennisspielerin Williams“) über „Oprah“(Talkmasterin Winfrey) bis „Aaliya“(Musikerin) … Dabei erinnert Rapsody alias Marlanna Evans im besten Sinne an eine gewisse Lauryn, Nachname Hill, einst mit den Fugees, später auch solo groß. OldSchool-Skills fern des Zeitgeistes, dafür textlich auf der Höhe der Zeit – großartig! Und die Saison hat erst begonnen …