Wertinger Zeitung

Die ersten drei Kracher

Tool sind zurück, eine neue Taylor Swift – und eine Entdeckung

- VON WOLFGANG SCHÜTZ

Das Netz mag immer brummen, die Streams mögen unausgeset­zt strömen – aber die alte Gesetzmäßi­gkeit, dass im Sommer Veröffentl­ichungsfla­ute auf dem Musikmarkt herrscht, ist noch nimmer in Kraft. Dafür aber geht’s direkt danach, ab Ende August, mit Hochdruck in die neue Saison. Und so gibt es bereits jetzt und quer durch den Gemüsegart­en der Stile Kracher zu vermelden. Mindestens diese drei: Eine langersehn­te Rückkehr im Metal, den Wandel einer der Pop-Stars unserer Zeit und die Entdeckung einer Rapperin – alles aus den USA.

Aber was ist schon eine Sommerpaus­e? Ganze 13 Jahre hat es gedauert, bis es nun endlich wieder ein Album von Tool gibt, die seit Mitte der 90er Helden des Progressiv­e Metal sind, samt Millionenv­erkäufen und Platzierun­gen in ChartsSpit­zen, obwohl ihre ausufernde­n Songs alles andere als hittauglic­h erscheinen. In den 50ern ist das Quartett um Sänger Maynard Keenan inzwischen – aber weder Pause noch Altern haben etwas daran geändert, wie sehr sie zusammen unverwechs­elbar Tool sind. „Fear Inoculum“bietet sechs Stücke, mindestens zehn und auch mal über 15 Minuten lang, ergänzt durch vier kürzere Tracks mit Klangspiel­ereien. Die wieder fern jeder Eingängigk­eit von Strophe und Refrain komponiert­en Songs sind mal ruhiger („Culling Voices“), mal fieser („7empest“) – aber immer von plakativ wuchtigen Gitarren, den phänomenal­en Drums von Danny Careys dominiert und von Keenans Gesang eigentlich nur ergänzt. Eine starke Rückkehr, die wieder direkt ganz hoch in die Charts führt!

Nie auch nur ein bisschen weg war Taylor Swift, dafür ist sie nun, mit bald 30, ein bisschen eine andere, aber freilich auch gleich wieder an Hitparaden­spitzen. „Lover“heißt ihr siebtes Album, klingt auf ganzen 18 Songs so, wie Lena Meyer-Landrut wohl immer klingen wollte – aber ist doch interessan­t. Weil Swift die bislang undurchdri­ngliche Pop-Oberfläche mal aufbricht: So wie sie sich nun auch schon mal politisch geäußert hat (mit Kritik an den Republikan­ern), erzählt sie jetzt betont reifer („The Archer“, „ME!“) von der Frau hinter Star und Image. Ein bisschen Entdeckung immerhin.

Die Neu-Entdeckung der Saison aber heißt Rapsody. „Eve“ist bereits das zweite Album der 31-jährigen Rapperin aus North Carolina. Alle Songs sind benannt nach schwarzen Frauen, ihren Idolen von „Whoopi“(Schauspiel­erin Goldberg), „Serena“(Tennisspie­lerin Williams“) über „Oprah“(Talkmaster­in Winfrey) bis „Aaliya“(Musikerin) … Dabei erinnert Rapsody alias Marlanna Evans im besten Sinne an eine gewisse Lauryn, Nachname Hill, einst mit den Fugees, später auch solo groß. OldSchool-Skills fern des Zeitgeiste­s, dafür textlich auf der Höhe der Zeit – großartig! Und die Saison hat erst begonnen …

 ?? (Sony) ?? Tool: Fear Inoculum ★★★★✩
(Sony) Tool: Fear Inoculum ★★★★✩
 ?? (Jamal/Roc Nation) ?? Rapsody: Eve ★★★★★
(Jamal/Roc Nation) Rapsody: Eve ★★★★★
 ?? (Republic/Universal) ?? Taylor Swift: Lover ★★★✩✩
(Republic/Universal) Taylor Swift: Lover ★★★✩✩

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