Wertinger Zeitung

Was der Brexit für den Fußball bedeutet

Politik Die Premier League und andere Ligen befürchten Schwierigk­eiten bei Transfers. Der englische Fußballver­band sieht genau darin eine Chance für seine Nationalma­nnschaft

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London Beim Brexit-Theater ist kein Ende in Sicht. Eigentlich soll Großbritan­nien die Europäisch­e Union am 31. Oktober verlassen. Doch nach den jüngsten Entwicklun­gen scheint eine erneute Verzögerun­g möglich. Der britische Premiermin­ister Boris Johnson äußerte sich zwar optimistis­ch für ein baldiges Abkommen zwischen London und Brüssel, doch selbst ein ungeregelt­er EU-Austritt ohne einen Deal ist – trotz eines neuen britischen Gesetzes – nicht endgültig vom Tisch. Englischen und schottisch­en Fußballklu­bs bereitet das Sorgen. Vor allem der No-Deal-Brexit könnte für die Transferak­tivitäten der Vereine negative Konsequenz­en haben.

Welche Regeln gelten bislang für nicht-britische Spieler?

Fußballer aus EU-Ländern können uneingesch­ränkt für jeden Klub auf der Insel spielen. Für die Verpflicht­ung von Spielern, die aus Ländern außerhalb der EU stammen, gelten strenge Auflagen. Für eine Arbeitserl­aubnis braucht ein Spieler, der in die Premier League wechseln will, die Zustimmung des englischen Verbands FA. Talente können innerhalb Europas schon im Alter von 16 Jahren verpflicht­et werden. Transfers Minderjähr­iger aus Nicht-EU-Ländern unterliege­n strengeren Richtlinie­n der Fifa.

Wovon macht die FA ihre Zustimmung abhängig?

Damit der Verband einem Transfer zustimmt und eine Arbeitserl­aubnis erteilt, muss der ausländisc­he Profi – vereinfach­t gesagt – ein etablierte­r Nationalsp­ieler sein. Die FA orientiert sich bezüglich der Einsatzzei­ten an der Fifa-Rangliste der Nationalma­nnschaften. Von einem Profi der Elfenbeink­üste, deren Team nicht unter den besten 50 der Welt rangiert, werden folglich mehr Einsätze verlangt als von einem Spieler aus dem Weltmeiste­r-Land Frankreich.

Was könnte sich mit dem Brexit ändern?

Wenn sich London und Brüssel nicht auf ein Abkommen einigen, könnten in Zukunft für sämtliche nicht-britischen Profis, egal ob sie aus EU- oder NichtEU-Ländern stammen, dieselben Beschränku­ngen gelten. Damit dürfte es vor allem für die Klubs aus der unteren Tabellenhä­lfte oder aus den unteren Ligen deutlich schwerer werden, ausländisc­he Profis zu verpflicht­en.

Könnte der englische Verband den Klubs nicht entgegenko­mmen?

Könnte er schon, doch die FA hat daran bisher wenig Interesse, weil sie im Brexit eine Chance wittert, die englische Nationalma­nnschaft zu stärken. Verbandspr­äsident Greg Clarke äußerte die Hoffnung, dass durch mögliche Beschränku­ngen langfristi­g nur noch Weltklasse­spieler aus dem Ausland nach England wechseln und weniger „Legionäre“, die nach Clarkes Ansicht junge englische Talente verdrängen.

Welche Konsequenz­en hätte der Brexit für britische Profis im Ausland?

Nach dem Brexit dürften britische Spieler, bevor sie 18 Jahre alt sind, möglicherw­eise nicht mehr einfach innerhalb der EU ins Ausland wechseln. Der englische Nationalsp­ieler Jadon Sancho, der mit 17 zu Dortmund kam, wäre unter solchen Bedingunge­n wohl nicht dort gelandet. Im schlimmste­n Fall könnten Profis wie Sancho bei einem ungeregelt­en Brexit ohne Deal ihre Arbeitserl­aubnis verlieren.

Wie stehen die Trainer zum Brexit?

Überwiegen­d skeptisch. LiverpoolC­oach Jürgen Klopp hält den Brexit für einen Fehler: „Die Geschichte hat uns gezeigt, dass man allein schwächer ist als in der Einheit.“Coach Neil Warnock von Zweitligis­t Cardiff City glaubt, „wir sind außerhalb des Mistdings (EU) deutlich besser dran, in jeder Hinsicht, im Fußball sowieso.“

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