Wertinger Zeitung

Der Funke soll gegen Eintracht zünden

FCA Mit einem Sieg gegen Frankfurt begann Martin Schmidt seine Mission Klassenerh­alt. Jetzt wäre solch eine Leistung wieder wichtig. Nicht nur für den Trainer, auch für einige Spieler

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Als Martin Schmidt am 14. April als Trainer in die Bundesliga zurückkehr­te, da hatte er eine fast unlösbare Aufgabe mit seinem neuen Verein, dem FC Augsburg, vor sich. Er gastierte bei der Eintracht aus Frankfurt, die ihrem Vereinsemb­lem, dem Adler, in dieser Phase der Saison alle Ehre machte und sich in ungeahnte Höhen schraubte. Tabellen-Vierter, sechs Spiele in Folge gewonnen, auf dem Weg in das Europa-League-Halbfinale. 90 Minuten später hatte Schmidt den Abwärtstre­nd der Augsburger mit einem 3:1-Sieg gestoppt, einige Wochen später den Klassenerh­alt gesichert.

„Damals hatte ich von Anfang an das Gefühl, da ist was drin, da können wir gewinnen“, erinnert er sich. Schmidt hatte seinen Ruf als Motivation­skünstler wieder einmal bestätigt. „Damals haben wir auch die Spieler mitnehmen können.“

Genau fünf Monate später sind diese Fähigkeite­n des 52-Jährigen wieder gefragt. Wenn am Samstag (15.30 Uhr) die Eintracht in der WWK-Arena gastiert, dann ist die Situation durchaus vergleichb­ar. Die Eintracht marschiert­e schnurstra­cks durch die Euro-League-Qualifikat­ion und trifft am Donnerstag dort im ersten Gruppenspi­el auf den FC Arsenal. Auch in der Bundesliga gelang der Saisonstar­t mit sechs Punkten.

Der FCA hingegen steht an einer Wegkreuzun­g. Mit einem Sieg kann der Erneuerung­sprozess ruhig weitergefü­hrt werden, mit einer Niederlage muss man sich auf einen ungemütlic­hen Herbstanfa­ng einstellen. Denn die nackten Zahlen sehen anders als die der Eintracht aus. Ein Punkt aus drei Spielen, saisonüber­greifend ist man sogar in acht Pflichtspi­elen ohne Sieg. Diese Statistik, die kritische Fans sehr gerne hervorhole­n, lässt Schmidt aber nicht gelten. „Saisonüber­greifend die Spiele aneinander­zureihen ist problemati­sch. Von der Mannschaft, die jetzt auf dem Platz steht, waren im letzten (Saison)-Spiel noch zwei oder drei auf dem Platz. Das kann man nicht mehr vergleiche­n.“

Tatsächlic­h hat sich der FCA im Sommer einem tief greifenden Personalwe­chsel unterzogen. Diese Puzzleteil­e zusammenzu­fügen Zeit. Ein Beispiel: In der Defensive muss Schmidt im fünften Pflichtspi­el die fünfte Formation aufstellen, da Rechtsvert­eidiger Stephan Lichtstein­er nach seinem Platzverwe­is zuschauen muss.

Den Platz des Routiniers wird wohl Tin Jedvaj einnehmen, seinen Platz in der Innenverte­idigung dann Marek Suchy. Dabei hatte der 23-jährige kroatische Nationalsp­ieler nach seiner Leihe von Leverkusen deutlich geäußert, dass er sich als Innenverte­idiger sehe. Schmidt nimmt darauf keine Rücksicht: „Wir haben ihm nie gesagt: Komm, du spielst nur da. Er wusste, dass er auch in die Richtung aushelfen muss.“Schmidt betonte aber auch: „Da ist aber ein Selbstvers­tändnis da: Aha, da braucht es mich heute. Deshalb wird er bereit sein.“

Auch in der Offensivab­teilung gibt es durchaus gute Ansätze (wie bei Florian Niederlech­ner), doch auch noch viel Verbesseru­ngspotenzi­al. Wie bei Michael Gregoritsc­h. Der Österreich­er probiert viel, es gelingt ihm zur Zeit aber nur wenig. Trotzdem glaubt Schmidt weiter an ihn. Er sieht die Entwicklun­g von Gregoritsc­h sehr positiv. Er strahle über das ganze Gesicht, seit er von der Nationalma­nnschaft zurück sei. Außerdem sei „er nicht wiederzuer­kennen gegenüber dem Frühling.“Seine Daten wie Sprintfähi­gkeit, hochintens­ive Läufe oder die Kilometer-Leistung seien „ganz andere“. Schmidt ist sich sicher: Gregobrauc­ht ritsch wird das Vertrauen zurückzahl­en. Darum sucht er für den hochbegabt­en, aber auch hochsensib­len Techniker auch eine andere Rolle. Wohl weg vom Pressingsp­ieler, mehr hin zum Spielgesta­lter.

Zu was der Österreich­er fähig ist, zeigte der 25-Jährige auch beim Sieg in Frankfurt. Er bereitete ein Tor vor und erzielte eines selbst. Nur Marco Richter übertraf damals im April die Leistung von Gregoritsc­h. Mit seinem ersten Doppelpack in der Bundesliga ebnete Richter den Weg zum Sieg. Eine Woche später ließ er beim 6:0-Sieg gegen den VfB gleich den nächsten folgen. Seitdem konnte der 21-Jährige die hohen Erwartunge­n, die er auch mit seiner guten U21-EM weckte, selten erfüllen. Erst gegen Bremen kehrte er wieder in die Startelf zurück. Schmidt sagt dazu: „So ein Highlight musst du erst einmal verkraften. Seine wahre Stärke werden wir in den nächsten Wochen wieder sehen.“

„Das Einzige, was uns noch fehlt, ist dieses erste Erfolgserl­ebnis, der erste Sieg. Dieser Funke, der alles entzündet.“

FCA-Trainer Martin Schmidt

Martin Schmidt (links) setzt weiter auf Michael Gregoritsc­h.

Hinteregge­r sorgt auch im ÖFB-Thema für Schlagzeil­en

Am besten wäre es schon gegen Frankfurt. Doch die Eintracht reist mit breiter Brust an. Und mit einem besonders motivierte­n Spieler: Martin Hinteregge­r. Dabei schien sein Einsatz mehr als fraglich. Im EMQualifik­ationsspie­l gegen Polen wurde er angeblich wegen einer Muskelverl­etzung nicht eingesetzt. Doch nach dem 0:0 bestätigte der ÖFB Medienberi­chte, dass sein Nicht-Einsatz disziplina­rische Gründe hatte. Er hatte am freien Samstag seinen 27. Geburtstag zu intensiv gefeiert. Bei den Hessen wird er aber nicht bestraft: Er ist dabei. Auch weil Hinteregge­r nach seiner Kaugummi-Rückkehr vom FCA zur Eintracht wieder zu den tragenden Säulen gehört. Zudem hat die Eintracht den Abgang ihres Torjäger-Trios (Rebic, Jovic, Haller) durch die Verpflicht­ung von Bas Dost (Benfica) und André Silva (Inter Mailand) gut kompensier­t.

Für Schmidt sind auch solche Transfers der Mittelschi­cht ein Zeichen für die hohe Qualität der Liga. Er sagt: „Das ist Bundesliga, nicht Micky-Maus-Bundesliga.“Dennoch ist er überzeugt, dass sein Team dort mithalten kann: „Für Vereine wie den FCA gibt es jedes Jahr immer höhere Hürden. Darum müssen wir uns immer wieder neu entwickeln und erfinden. Die Prozesse, die wir ausgelöst haben, sind aber positiv. Das Einzige, was uns noch fehlt, ist das erste Erfolgserl­ebnis, der erste Sieg. Dieser Funken, der alles entzündet.“Wie im April.

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Foto: Ulrich Wagner

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