Eine neue Halle soll die Messe besser machen
Wirtschaft Auf dem Messegelände entsteht derzeit das größte Gebäude. Für Aussteller und Besucher soll dadurch vieles anders werden. Weshalb der Bau teurer wird und der neue Messechef ihn nur aus der Ferne begleitet
Die Messe Augsburg ist im Umbruch: Der langjährige Geschäftsführer Gerhard Reiter hat das Unternehmen Ende März verlassen, Nachfolger ist Lorenz Rau, der am 1. März 2020 startet. Derzeit ist er noch für die Messe Köln tätig. In Augsburg gibt es deshalb eine kommissarische Lösung: Thomas Schmidt-Tancredi führt die Geschäfte nebenamtlich und zusätzlich zu seinen bisherigen Tätigkeiten. Der Stadtdirektor ist unter anderem Geschäftsleiter des Krankenhauszweckverbands Augsburg.
Der Spitzenbeamte der Stadt wusste von Anfang an, dass er ein Messechef auf Abruf ist. Doch sein Einsatz dauert nun länger als gedacht: Der neue Messechef kann nicht, wie ursprünglich gehofft, zum Jahreswechsel starten. Bei der Auswahl von Lorenz Rau, der unter rund 100 Bewerbern das Rennen machte, war der kommissarische Geschäftsführer beteiligt. „Mit Rau stehen wir natürlich schon in Kontakt, er wird in laufende Entwicklungen eingebunden“, sagt Schmidt-Tancredi. Die Entscheidungsbefugnis liege aber weiterhin bei ihm.
So muss nun der kommissarische Chef eines der größten Bauprojekte in der Geschichte der Augsburger Messe begleiten. Mitte Oktober wird die neue Messehalle eröffnet – zum Auftakt der Weltaufzugsmesse Interlift, die am 15. Oktober startet. „Wir liegen im Zeitplan“, sagt Schmidt-Tancredi. Wenn er in der Halle steht, wird die Dimension des Bauwerks offenkundig. 105 auf 80 Meter ist die Halle groß, sie wird mit 8500 Quadratmetern Ausstellungsfläche die größte Halle auf dem Gelände sein. Die Schwabenhalle, in der neben Ausstellungen auch Konzerte stattfinden, bringt es auf 6300 Quadratmeter.
Bei der Halle 2 geht es aber nicht allein um die Größe. Das Bauwerk bringt alle Voraussetzungen mit, um auf Bedürfnisse und Anforderungen von Ausstellern einzugehen. Ein entscheidender Punkt: Sie hat keine Stützen, Aussteller müssen ihre Stände nicht um Säulen herumbauen. So können alle möglichen Veranstaltungen in der Halle stattfinden. Ein Vorteil sind zudem kurze Wege zur Schwabenhalle (Halle 1). Dies ermögliche eine bessere Ver- marktung von Ausstellungsflächen, sagt Messechef Schmidt-Tancredi: „Mit Fertigstellung der neuen Halle können wir jetzt einen Rundgang über das Gelände bieten, der komplett überdacht ist.“
Wer im Innern der Halle steht, erkennt nicht auf den ersten Blick, welche Technik dahintersteckt. Die Halle ist klimatisiert, es gibt ein modernes Entlüftungs- und Entrauchungssystem. Die Technik erschließt sich bei einem Abstecher auf das Flachdach, wo entsprechende Anlagen errichtet sind. Nicht minder interessant wirkt das Versorgungssystem im Keller. Es garantiert, dass Aussteller direkt mit Strom und gegebenenfalls Wasser an ihrem Stand versorgt werden.
Diese Technik ist auch ursächlich für die Kosten des Projekts. Mit 23,5 Millionen Euro war kalkuliert worden. Dieser Betrag werde nicht zu halten sein, sagt Schmidt-Tancredi. Man müsse davon ausgehen, dass es am Ende 24,5 Millionen Euro werden. Die Kostensteigerung lasse sich erklären, „weil im Lauf des Baus weitere notwendige Arbeiten anstanden“, sagt Schmidt-Tancredi. Er nennt als Beispiel die Elektroinstallation. Wie die Mehrkosten gestemmt werden, bleibe abzuwarten. „Es liegt nun zunächst an der Messe selbst, die exakten Kosten zu ermitteln.“
Danach werde man auf die Messe-Gesellschafter und den Freistaat als Fördergeber zugehen. An der Finanzierung beteiligt sich der Freistaat bislang mit knapp zwölf Millionen Euro. Die Stadt Augsburg übernimmt 7,6 Millionen, der Kreis Augsburg 2,7 Millionen und der Kreis Aichach-Friedberg 870000 Euro. Auch ein Eigenanteil der Messe wird in der Finanzierung berücksichtigt. Gebaut wird die Halle von der Wohnbaugruppe (WBG) Augsburg.