Kuchenverbot im Kindergarten ist richtig
Leserbrief zur Debatte in Bissingen:
Ich finde es grundsätzlich gut, dass sich Menschen engagieren. Warum in Bissingen jede Kontroverse auf die sogenannte „politische Ebene gehoben“wird und die breite Öffentlichkeit teilhaben muss, erscheint mir jedoch wenig lösungsorientiert und rückt das gelebte Miteinander im Kesseltal ins negative Licht. Im konkreten Fall war ich selbst nach dem Elternbrief zunächst aufgebracht. Meine Kinder feiern bald Geburtstag und dürfen keine Leckereien mehr anbieten. Dann sprach ich mit einer Erzieherin und sehe die Sache jetzt so:
- Es gibt immer mehr Kinder mit Allergien und Unverträglichkeiten. Allein der Konsum von ein paar Gramm Nüssen könnten lebensbedrohlich sein. Viele Inhaltsstoffe sind aus religiösen oder ethischen Gründen nicht erlaubt. Kind A hat Laktoseintoleranz, Kind B eine Glutenunverträglichkeit, Kind C ernährt sich vegan und Kind D darf keine Gelatine essen.
- Es kann nicht geprüft werden, ob Zutaten abgelaufen oder verunreinigt waren, ob die Kühlkette eingehalten, ein Fertigkuchen richtig aufgetaut oder Speisen komplett durchgegart wurden. Rohe Eier in Cremes haben bereits zu Erkrankungen in öffentlichen Einrichtungen geführt. Es gilt, unsere Kinder zu schützen und die Erzieher vor rechtlichen Konsequenzen zu bewahren.
- Kinder lehnen manche Speisen ab – eine unangenehme Situation für Erzieher, die auf das Unverständnis der Eltern stoßen. Kinder kennen die „Tradition“nicht. Sie wollen ein Lied singen und einmal im Jahr im Mittelpunkt stehen. Es geht nicht darum, zu zeigen, wer mehr Haribos auf den Geburtstagskuchen kleben kann.
Resultierend wurde die richtige Entscheidung getroffen. Nicht, um unseren Kindern etwas vorzuenthalten, sondern zu ihrem Wohl – und auf Empfehlung des Gesundheitsamtes, welches nun die Verantwortung auf die Einrichtung abwälzt. Es sollte im Interesse der Eltern sein, dass jedes Kind wie jeden Tag seine eigene Brotzeit mitbringt. Wichtig ist nicht der Kuchen, sondern das gemeinsame Erleben dieses besonderen Tages. Markus Schmid, Bissingen