Der Sorgenfall ist endlich angekommen
Bei der Frage, wie er aus dem frustrierten Dauer-Patienten Breel Embolo einen sportlich überzeugenden Strahlemann geformt habe, blickte Marco Rose verschwörerisch drein. „Das wollte ich euch immer schon sagen“, begann der Trainer von Borussia Mönchengladbach nach dem 1:0 Sieg beim 1. FC Köln in ernstem Ton: „Wir waren drei Wochen zusammen im Urlaub.“Dann musste Rose selbst lachen und löste auf. „Gar nix habe ich gemacht“, beteuerte er: „Wir haben nur ganz viel geredet.“Das reichte. Denn die Entwicklung des Schweizers von der stillen Randfigur zum euphorischen Leistungsträger ist beachtlich. Vor allem in der Kürze der Zeit. „Ich versuche einfach, meine Wucht einzubringen“, sagte der 22-Jährige am Samstag. Nach zwei Toren in den ersten drei Spielen und einer hervorragenden DerbyLeistung mit starkem Solo vor dem Siegtor durch Alassane Plea wollte Embolo keine Lautsprecher-Ansagen machen. Doch sein Strahlen sagte mehr als alle Worte. Embolo ist angekommen, erleichtert, befreit vom auf Schalke allgegenwärtigen Druck der hohen Ablöse und Erwartungen. In Gelsenkirchen galt der Offensivspieler nämlich erst als Wunderkind, dann als Sorgenfall und schließlich als nie eingelöstes Versprechen. Nach einer komplizierten Fußverletzung drohte ihm das Karriere-Ende. Nachdem die Schalker ihn für 26 Millionen gekauft hatten, gaben sie ihn im Sommer für 10 Millionen ab. Eben an Gladbach. Jenen Verein, dem Embolo 2016 noch zugunsten von Schalke einen Korb gegeben hatte. Der neue Schalke-Trainer David Wagner erklärte frustriert, Embolo sei einer der Spieler gewesen, „auf die ich mich am meisten gefreut habe“. Doch der gebürtige Kameruner wollte weg. Brauchte „einen kompletten Neustart für den Kopf“, wie er sagte. Und startet nun in Gladbach richtig durch. Auch, weil Rose sich eine neue Position für ihn ausgedacht hatte. Statt als Mittelstürmer oder auf den Flügeln bietet er ihn als Zehner auf. „Breel ist noch lange nicht am Ende“, so der Trainer. Klingt nach einer Drohung. (dpa)