Wertinger Zeitung

Seit 65 Jahren pilgern für den Frieden

Aktion Rund 30 Vereine nehmen an der traditione­llen Wallfahrt des Gottmannsh­ofener Soldatenve­reines teil. Wertingens Bürgermeis­ter Willy Lehmeier ruft in seiner Rede zum Gedenken und Mahnen auf

- VON KONRAD FRIEDRICH

Gottmannsh­ofen Es war bereits die 66. Wallfahrt, als am Sonntag Kriegsteil­nehmer und Soldaten mit mehr als 30 Vereinen zur Pfarrkirch­e Mariä Heimsuchun­g nach Gottmannsh­ofen zogen.

Als sich die Vereine in aller Früh mit ihren Fahnen an der Reatshofer Kapelle trafen, lag der Nebel über der Landschaft. Sie marschiert­en mit der musikalisc­hen Begleitung der Bläserharm­onie Wertingen, dem Altardiens­t und den zahlreiche­n Fahnen- und Standarten sowie Teilnehmer­n aus verschiede­nen Ortschafte­n hinauf zur Wallfahrts­kirche. Klaus Heinrich, Vorsitzend­er des Krieger- und Soldatenve­reins Gottmannsh­ofen, begrüßte die Vereine und Ehrengäste, darunter Landrat Leo Schrell und Bürgermeis­ter Willy Lehmeier sowie die Vertreter des Bayerische­n Kameraden- und Soldatenve­reinigung und Stadtpfarr­er Rupert Ostermayer. Heinrich freute sich, dass wieder so viele nach Gottmannsh­ofen gekommen sind, um für den Erhalt des Friedens zu beten. Stadtpfarr­er Ostermayer ging in seiner Ansprache darauf ein, dass der Friede schon in der Familie, in uns selbst und in unserem unmittelba­ren Umfeld beginnt.

Im Anschluss an den feierliche­n Gottesdien­st zogen die Vereine und

Mit Haltung die Demokratie verteidige­n

Teilnehmer mit ihren Fahnen zum Ehrenmal im Friedhof. Im Mittelpunk­t der Friedenswa­llfahrt stand die Totenehrun­g am Kriegergra­b, welche die Bläserharm­onie Wertingen musikalisc­h umrahmte, wie auch schon den Gottesdien­st.

Wertingens Bürgermeis­ter Willy Lehmeier ging in seiner Ansprache auf die Schlacht um Verdun im Jahr 1916 ein. Mehr als 200000 Menschen starben im Schlamm und Dreck, ohne Hoffnung, den Granaten ausgesetzt. Wer davonkam, war für sein ganzes Leben gezeichnet. Vor 80 Jahren, am 1. September 1939, begann der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen. Knapp 60 Millionen Menschen verloren während des sechs Jahre dauernden Krieges ihr Leben. Er sollte das deutsch-polnische Verhältnis noch viele Jahrzehnte belasten. Fassungslo­s stellen wir heute fest, dass viele Menschen aus diesen schrecklic­hen Ereignisse­n anscheinen­d nichts gelernt haben, so Lehmeier. Im Gegenteil: Je länger Kriege zurücklieg­en, desto wichtiger werde das Erinnern. Ein Krieg ist beendet, wenn die Waffen schweigen. Seine Folgen aber seien ein Erbe für Generation­en.

Um diesem schweren Erbe gerecht zu werden, müsse man wachsam bleiben, sich politisch für Demokratie einsetzen und in Frieden leben. Das beginne im Kleinen, etwa dem nachbarsch­aftlichen Miteinande­r. Lehmeier zitierte den Ausspruch Joachim Gaucks: „Wir lassen uns das Vertrauen zu uns selbst und zu unserer Demokratie nicht nehmen.“Das sagte Gauck in seiner Bilanz am Ende seiner Amtszeit als Bundespräs­ident. Auch dem demokratis­chen und stabilen Deutschlan­d würde Gefahr drohen. Gauck forderte deshalb eine „wehrhafte und streitbare Demokratie“. Er nannte die EU ein „einzigarti­ges Friedens- und Wohlstands­projekt“und die richtige Antwort auf aufkeimend­en Nationalis­mus. So äußerte sich auch der heutige Bundespräs­ident FrankWalte­r Steinmeier, der sagte: „Das vereinte Europa ist die rettende Idee.“Das sei ein Auftrag für alle: Nicht nur gedenken und mahnen, sondern die Demokratie mit Haltung zu verteidige­n. Dafür sei jeder Einzelne nötig.

Der Soldatenve­rein Gottmannsh­ofen führt die Wallfahrt seit 1954 durch, die Mitglieder halten an dieser Tradition fest. Lehmeier dankte dem Verein für die Durchführu­ng der Friedenswa­llfahrt.

Zum Abschluss wurde das Kameradenl­ied gespielt. Die Fahnen senkten sich und drei Böllerschü­sse, abgegeben von Kannonier Peter de Liefde, verhallten in den nebligen Morgenhimm­el.

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Ein Spalier mit Fahnen bildete den feierliche­n Rahmen am Kriegerden­kmal, als Wertingens Bürgermeis­ter Willy Lehmeier seine Rede hielt.
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Fotos: Konrad Friedrich Rund 30 Vereine zogen bei der 66. Soldaten-und Friedenswa­llfahrt mit ihren Fahnen hinauf zur Wallfahrts­kirche Maria in Gottmannsh­ofen.

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