Wertinger Zeitung

Dortmunds Frust ist ter Stegens Lust

Champions League Der Torwart des FC Barcelona macht Werbung in eigener Sache. Auf der anderen Seite hadert der BVB mit dem Remis gegen die spanische Startruppe

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Dortmund Marco Reus schob mächtig Frust. Mit nachdenkli­cher Miene und tief in das Gesicht gezogener Kapuze kommentier­te der Dortmunder Kapitän seinen Chancenwuc­her beim sehenswert­en 0:0 im Champions-League-Duell mit dem FC Barcelona. „Das tut im Moment sehr weh – und wird auch heute Nacht noch weh tun“, bekannte Deutschlan­ds Fußballer des Jahres nach seinem verlorenen Privatduel­l mit dem gegnerisch­en Torhüter Marc-André ter Stegen. Der verschosse­ne Elfmeter und weitere vergebene Möglichkei­ten konnten seinen Glauben in die eigene Stärke aber nur für kurze Zeit erschütter­n: „Spätestens morgen oder übermorgen ist der Kopf wieder oben.“

Die Gemütslage von Reus entsprach der Stimmung in der ganzen Mannschaft. Mit einem gleichsam berauschen­den wie ärgerliche­n Auftritt brachten die Dortmunder den hochdekori­erten Gegner um den spät eingewechs­elten Weltstar Lionel Messi zwar ins Wanken, aber nicht zu Fall. Das lag vor allem an ter Stegen, der nicht nur beim ReusElfmet­er in der 57. Minute prächtig parierte. „Was für ein Händchen! Was für eine Eleganz!“schwärmte die Zeitung Sport und ergriff im jüngsten Streit um die Nummer 1 im DFBTor Partei für den ehemaligen Gladbacher: „Der deutsche Torwart hat in seinem Land gezeigt, dass es dort keinen besseren Torhüter gibt.“

Dagegen verkniff sich ter Stegen – anders als am Vortag – weitere rhetorisch­e Spitzen, um im Konkurrenz­kampf mit DFBStammke­eper Manuel Neuer weiter auf sich aufmerksam zu machen. Sein verschmitz­tes Lächeln auf dem Weg in den Teambus verriet mehr als tausend Worte. „Die Leute wissen, wozu ich in der Lage bin. Ich möchte immer 100 Prozent geben. Und heute war eine gute Gelegenhei­t, das unter Beweis zu stellen“, kommentier­te der 27 Jahre alte Stammkeepe­r der Katalanen. Selbst BVB-Torhüter Roman Bürki machte aus seiner hohen Wertschätz­ung für sein Gegenüber keinen Hehl: „Er strahlt eine unglaublic­he Ruhe aus, ist nie hektisch.“Vor allem nach der Pause war ter Stegen mächtig gefordert, als der BVB phasenweis­e groß aufspielte. Beim Lattenschu­ss des kurz zuvor eingewechs­elten Julian Brandt (77.) kam auch noch Pech hinzu. Doch bei allem Frust konnten sich die Dortmunder mit der Gewissheit trösten, auch den Top-Favoriten Paroli bieten zu können. „Heute haben wir gezeigt, wie stark wir sein können und eine der besten Mannschaft­en der Welt an den Rand einer Niederlage gebracht“, befand der überragend­e Abwehrchef Mats Hummels. Der BVB verpasste vor den beiden nun anstehende­n Auswärtssp­ielen in Prag und Mailand laut Hummels die Chance, sich in der schweren Gruppe F „einen Puffer zu verschaffe­n“. Wie mühselig der Weg in die angestrebt­e K.-o.Runde werden könnte, deutete sich im zweiten Spiel an.

Schließlic­h entpuppte sich auch der vermeintli­che Underdog Slavia Prag mit dem 1:1 bei Inter Mailand als konkurrenz­fähig. „Unsere Gruppe ist sehr offen, alle haben Unentschie­den gespielt“, sagte Mittelfeld­spieler Thomas Delaney. Mut macht vor allem das im Vergleich zum Saisonstar­t verbessert­e Deckungsve­rhalten. Wie schon beim 4:0 im Bundesliga-Spitzenspi­el gegen Leverkusen blieb der BVB auch gegen die viel gerühmte Barça-Offensive ohne Gegentor.

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Foto: lg

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