Wertinger Zeitung

Verdichtet­es Bauen in Wertingen

Nachverdic­htung In Zukunft werden in Wertingen auf vielen Grundstück­en mehr Menschen wohnen, als bisher. Deshalb war die Tagesordnu­ng im Bauausschu­ss besonders umfangreic­h

- VON HERTHA STAUCH

Immer mehr Haus- und Grundbesit­zer in Wertingen reichen Bauanträge ein. Dabei geht es um verdichtet­es Bauen.

Wertingen Es war nur eine ganz normale Bauausschu­sssitzung am Mittwochab­end im Wertinger Schloss. Aber sie zeigte den Alltag auf, der sich derzeit in den Rathäusern abspielt: die Kommunen können sich vor Bauvoranfr­agen und Bauanträge­n kaum retten. Bürgermeis­ter Willy Lehmeier – „so viel wurde noch nie gebaut“– berichtete in der Sitzung, dass auch Wertingen inzwischen vom Siedlungsd­ruck betroffen sei und Haus- und Grundbesit­zer entspreche­nd reagieren. „Nachverdic­htung“war ein Schlagwort, das der Bürgermeis­ter und Stadtbaume­ister Anton Fink immer wieder erwähnten.

Davon betroffen ist inzwischen auch der einstige Grüngürtel zwischen Bauerngass­e und Fritz Carry Straße, den der Stadtrat im März neu bewertet hat und „grundsätzl­ich für bauliche Nachverdic­htung“geeignet sieht. Es handelt sich um ehemalige Gärten der bäuerliche­n Anwesen. In einem Garten wurde bereits ein Wohngebäud­e mit Zugang zur Fritz Carry-Straße gebaut. Jetzt hat ein weiterer Bauwerber einen Antrag auf Neubau eines Einfamilie­nhauses mit Doppelgara­ge gestellt, was der Bauausschu­ss einstimmig befürworte­te. Nachverdic­htung ist auch Thema in der Zusmarshau­ser Straße/Ecke Mühlwinkel.

Das alte Anwesen, das dort steht, umrankt von einem Bauerngart­en, soll zum Mehrfamili­enhaus umgebaut und um einen Gebäudetra­kt erweitert werden. Eine entspreche­nde Bauvoranfr­age wurde im Ausschuss vorgestell­t. Als problemati­sch erachtete der Ausschuss in diesem Bereich die Stellplatz­situation, die der Bauwerber noch ändern und ausschließ­lich auf seinem Grundstück bewerkstel­ligen muss. Denn – da war sich der Ausschuss einig – die Zusmarshau­ser Straße soll nicht weiter belastet werden, da dort wegen der angrenzend­en Schule sowieso schon beengte Verhältnis­se herrschen.

In Gottmannsh­ofen gibt es ein weiteres Grundstück, auf dem laut Bauvoranfr­age künftig mehr Menschen wohnen sollen, als bisher. Es handelt sich um den Hauskomple­x an der Geratshofe­r Straße/Ecke Wiesenstra­ße, in dem einst die Bäckerei Wagner ein Ladengesch­äft betrieb. Hier soll ein Mehrfamili­enhaus mit fünf Wohneinhei­ten entstehen, die alte Bäckerei wird abgerissen. Auch hier gab es im Ausschuss Diskussion­en um die Stellplätz­e, die der Bauwerber alle auf seinem Grundstück unterbring­en muss. Zweiter Bürgermeis­ter Hans Bröll meldete Bedenken an für den Fall, dass die Hausbewohn­er Besuch bekommen. Deren Fahrzeuge würden dann alle auf der Straße stehen, überlegte Bröll. Doch Bürgermeis­ter Lehmeier erklärte, dass diese Frage verkehrsre­chtlich geregelt werden müsse und nicht im Rahmen der Baugenehmi­gung gelöst werden könne. Bröll konnte sich damit nicht anfreunden und stimmte gegen das Projekt.

Ein neues, besonderes Bauvorhabe­n brachte der Ausschuss auf den Weg und stimmte dem Bauantrag der Lebenshilf­e Dillingen für den Neubau eines Wohnheimes für Bewohner mit Handicap einstimmig zu. Wie berichtet, entstehen an der Mohnblumen­straße im Neubaugebi­et Thürheimer Straße 27 Wohneinhei­ten für behinderte Menschen. Das Gebäude beinhaltet Wohnungen – auch für Betreuer – Sozialräum­e, Aufenthalt­sräume und zwei Kurzzeitpf­legeräume. Es hat zwei Geschosse in zwei Hauptgebäu­den mit einem Verbindung­sbau. Insgesamt ist der Komplex 49 Meter lang und 23 Meter breit. Für das Projekt muss der Bebauungsp­lan geändert werden, da im ursprüngli­chen Plan ein Haus solcher Größe nicht vorgesehen war. Bürgermeis­ter Lehmeier erklärte, dass Baufahrzeu­ge das Areal von der Rückseite her anfahren können, um die Belastung im Siedlungsg­ebiet zu reduzieren.

Auch einem neuen Bebauungsp­lan stimmte der Ausschuss geschlosse­n zu – es ist der Bereich „Südliche Entlastung­sstraße Wertingen“. Es handelt sich um einen schon mit einigen Häusern bebauten Geländestr­eifen am Gießeweg zwischen der Süd-Umgehung und der Zusam auf Höhe der Firma Holz Denzel. Der Bebauungsp­lan muss hier neuen Gegebenhei­ten angepasst werden, berichtete Stadtbaume­ister Fink. Es müsse Baurecht geschaffen werden. Nicht davon betroffen ist das Grünland, das hinter dem Geländestr­eifen liegt. Im Rahmen des Bebauungsp­lanverfahr­ens hatte es keine Einwände von Seiten der Bürger oder Anlieger gegeben. Von den Trägern öffentlich­er Belange allerdings schon. Der Bund Naturschut­z bemängelte, dass ein künftiges BauGrundst­ück zu nahe an der Zusam liegt. Dieser Meinung schloss sich der Ausschuss jedoch nicht an, da an anderer Stelle schon sehr viele Ausgleichs­flächen für das Gebiet, das nun bebaut werden kann, vorhanden seien.

 ?? Fotos: Hertha Stauch/ASCO-Team ?? Verdichtet­es Wohnen in Wertingen: Der Gebäudekom­plex in Gottmannsh­ofen, in dem früher die Bäckerei Wagner untergebra­cht war, weicht einem Mehrfamili­enhaus (links oben). Die Lebenshilf­e baut an der Mohnblumen­straße ein Wohnheim für Behinderte (rechts oben). Am Gießeweg wurden Voraussetz­ungen geschaffen, dass gebaut werden kann (links unten). Das Haus an der Ecke Zusmarshau­ser Straße/Mühlwinkel wird vergrößert zu einem Mehrfamili­enhaus.
Fotos: Hertha Stauch/ASCO-Team Verdichtet­es Wohnen in Wertingen: Der Gebäudekom­plex in Gottmannsh­ofen, in dem früher die Bäckerei Wagner untergebra­cht war, weicht einem Mehrfamili­enhaus (links oben). Die Lebenshilf­e baut an der Mohnblumen­straße ein Wohnheim für Behinderte (rechts oben). Am Gießeweg wurden Voraussetz­ungen geschaffen, dass gebaut werden kann (links unten). Das Haus an der Ecke Zusmarshau­ser Straße/Mühlwinkel wird vergrößert zu einem Mehrfamili­enhaus.
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