Wertinger Zeitung

Der mächtigste Wirt der Wiesn

Porträt Peter Inselkamme­r ist Spross einer bekannten bayerische­n Bierdynast­ie. Aber in diesem Jahr hat das Oktoberfes­t für ihn einen tragischen Beigeschma­ck

- Josef Karg

Das Leben kann brutal sein. Nur ein paar Tage nach dem tragischen Unfalltod seines Cousins musste Peter Inselkamme­r junior vor ein paar Wochen den neuen Wiesn-Maßkrug vorstellen. Einer wie der 49-jährige Münchner schafft das profession­ell, obwohl gerade sein naher Verwandter, August Inselkamme­r junior, bei einem Hubschraub­erabsturz auf Mallorca ums Leben gekommen ist: „Wir haben in den vergangene­n Tagen gemerkt, wie wichtig es ist, dass wir einen starken Zusammenha­lt in der Familie haben“, sagte Inselkamme­r.

Und das mit der Familie ist nicht nur so daher geredet: Inselkamme­r stammt aus einer bekannten bayerische­n Unternehme­rfamilie. Wenn man so will, sind sie für Bayern so etwas wie der Denver-Clan fürs Fernsehen, nur halt bodenständ­ig und nicht ganz so schillernd.

Peter Inselkamme­r junior und seine Ehefrau Katharina betreiben auf dem Oktoberfes­t das „Armbrustsc­hützenzelt“. Peter ist zudem seit zwei Jahren der Sprecher aller Wiesn-Wirte, was ihn, so kann man sagen, zum mächtigste­n Wirt des weltberühm­ten Bierfestes macht.

Zur Trauer bleibt jedoch kaum Zeit. In den nächsten Wochen geht das Leben für Inselkamme­r im Turbotempo weiter, und zwar an einem Ort, der pulsiert wie kaum ein anderer. Die Wiesn hatte für den Clan der Inselkamme­rs schon lange eine große Bedeutung, denn sie stammen aus der Bierbranch­e. Und klar, sie wollten schon immer auf dem größten Vergnügung­sfest der

Welt mitmischen. Aber das war lange Zeit leichter gesagt als getan. Denn die Inselkamme­rs, die auch beste Beziehunge­n in die Staatskanz­lei haben, brauen ihr eigenes Bier in einem Dorf im Landkreis München. Auf der Wiesn aber sind eben nur Münchner Brauereien zugelassen. Die Inselkamme­rs wären indes nicht die Inselkamme­rs, hätten sie dieses Problem nicht lösen können. Zwar dürfen sie nach wie vor nicht das Bier ihres Familienst­ammsitzes „Ayinger“verkaufen, aber Peters Vater Peter Inselkamme­r senior gelang trotzdem der Sprung auf die Theresienw­iese. Bereits seit 1972 hatte er sich als Wirt beworben, zunächst vergebens. Allerdings konnte er in den 1980ern mit einem kleinen Zelt Fuß fassen. Und es sollte nochmals einige Jahre dauern, bis er das bekannte Armbrustsc­hützenzelt übernehmen durfte. Peter senior ist der jüngste der drei Söhne des verstorben­en Franz Inselkamme­r und dessen Frau Maria Zehentmair. Seine Brüder sind Franz und August Inselkamme­r. Alle drei waren sie geschäftli­ch überaus erfolgreic­h, vor allem in den Segmenten Gastronomi­e, Brauerei und Immobilien. Inzwischen haben ihre Söhne die Geschäfte übernommen. Franz Inselkamme­r senior und Ehefrau Angela sowie Franz Inselkamme­r junior betreiben in Aying bei München die weithin bekannte Brauerei samt Gasthaus – eine Institutio­n in mittlerwei­le siebter Generation, in der auch schon Kreml-Herr Wladimir Putin eingekehrt ist.

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Foto: dpa

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