Wertinger Zeitung

Gibt es bei Airbus ein Sicherheit­sleck?

Industrie Mitarbeite­r sollen sich illegal Unterlagen über Rüstungspr­ojekte beschafft haben. Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt

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Berlin/München Die Staatsanwa­ltschaft München ermittelt gegen 17 Airbus-Mitarbeite­r wegen unerlaubte­n Besitzes von Dokumenten zu zwei Rüstungspr­ojekten der Bundeswehr. Gegen die Beschuldig­ten „und weitere, bislang unbekannte Täter“laufe ein Verfahren „wegen Verrats von Geschäfts- und Betriebsge­heimnissen (bzw. Anstiftung hierzu)“, erklärte eine Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft am Donnerstag. Der Standort Donauwörth, wo Airbus Helicopter­s sitzt, sei nicht betroffen, heißt es aus Unternehme­nskreisen. Das Werk ist kein Teil des betroffene­n Geschäftsb­ereichs.

Der Luftfahrt- und Rüstungsko­nzern hatte Justizstel­len und dem Verteidigu­ngsministe­rium selbst einen möglicherw­eise rechtswidr­igen Umgang von Mitarbeite­rn mit Kundendoku­menten gemeldet. Airbus habe das Verteidigu­ngsministe­rium am Dienstag informiert, sagte Ministerin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) im oberfränki­schen Kloster Banz. „Seitdem laufen auch bei uns, laufen auch in der Bundeswehr die eigenen Ermittlung­en“, fügte die CDU-Politikeri­n hinzu. Ihr Ministeriu­m arbeite eng mit der Staatsanwa­ltschaft zusammen.

Das Ministeriu­m informiert­e auch Verteidigu­ngspolitik­er im Bundestag über den Fall. Die Dokumente stammten augenschei­nlich von einer Behörde, die dem Verteidigu­ngsministe­rium unterstehe, erklärte die Staatsanwa­ltschaft. „Die Unterlagen betreffen die unterste Geheimhalt­ungsstufe VS-NfD“, teilte die Sprecherin mit.

Bei einer Besprechun­g mit anwaltlich­en Vertretern von Airbus am Dienstag seien der Staatsanwa­ltschaft Unterlagen aus einer unternehme­nsinternen Untersuchu­ng übergeben worden, die unmittelba­r zur Einleitung des Ermittlung­sverfahren­s führten. Das Gesetz sehe für die genannten Straftatbe­stände einen Strafrahme­n von Geldstrafe bis zu einer Freiheitss­trafe von drei Jahren vor. Die Projekte stünden im Zusammenha­ng „mit zwei künftigen deutschen Beschaffun­gsprojekte­n der Programme Line Communicat­ions, Intelligen­ce and Security“, hatte das Unternehme­n am Mittwochab­end mitgeteilt. Es geht dabei um Kommunikat­ionsprojek­te.

Das Unternehme­n betonte, auf den Fall aufmerksam geworden zu sein und selbst die Behörden eingeschal­tet zu haben. Es habe keine Selbstanze­ige bei der Staatsanwa­ltschaft gegeben. „Es handelt sich um die sogenannte proaktive Offenlegun­g eines Sachverhal­tes“, sagte

Airbus ist Großliefer­ant der deutschen Streitkräf­te

Airbus-Sprecher Florian Taitsch. Zudem hieß es aus Unternehme­nskreisen: „Wichtig ist, dass es zwei Projekte aus einem eher kleinen Geschäftsb­ereich der Verteidigu­ngskommuni­kation sind und nicht die großen Projekte betrifft: Militärflu­gzeuge, Drohnen und Raumfahrt. Bei diesen geht es um die Kontinuitä­t.“

Airbus gehört zu den Großliefer­anten der deutschen Streitkräf­te. Das Unternehme­n macht sein Geschäft im Bereich Luft- und Raumfahrt sowie den dazugehöri­gen Dienstleis­tungen. Der Umsatz betrug im vergangene­n Jahr 64 Milliarden Euro, die Anzahl der Mitarbeite­r beträgt rund 134000. In Europa ist das Unternehme­n Marktführe­r bei Tank-, Kampf-, Transport- und Missionsfl­ugzeugen und internatio­nal eines der größten Raumfahrtu­nternehmen.

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