Airbus musste handeln Analyse
Lehren aus früheren Fehlern
Die Zeiten scheinen vorbei zu sein, in denen beim europäischen Luftfahrtkonzern Airbus Graubereiche zwischen Legalität und Illegalität akzeptiert wurden. Seit dem großen Korruptionsskandal ist es der Führungsspitze klar, dass es so krumm nicht weitergeht. Das Schmiergeld-Biotop war in Frankreich angesiedelt. Dort wurde der Verkauf ziviler Flieger wohl mit zum Teil fragwürdigen pekuniären Mitteln angekurbelt. Airbus drohen hohe Strafen.
Der frühere deutsche Unternehmenschef Thomas Enders duldete diese Praktiken nicht mehr und legte sich, wie hinter den Kulissen zu hören war, mit den GraubereichsExperten an, was diesen natürlich missfiel. Doch seitdem versucht der Konzern mit aller Macht, sauber zu fliegen und Mitarbeiter anzuhalten, sich an geltende Gesetze zu halten und moralisch integer zu handeln.
Airbus hat hier erste moralische Fortschritte erzielt, wie ein aktueller Fall dokumentiert: Denn die offensichtlichen Verfehlungen von wohl 17 Mitarbeitern wurden nicht unter den Tisch gekehrt, nach der Devise: Was die Staatsanwaltschaft nicht weiß, macht sie nicht heiß.
In dem in Deutschland im militärischen Bereich spielenden Fall sollen sich einzelne Airbus-Beschäftigte Unterlagen der Bundeswehr über zwei künftige Rüstungsvorhaben beschafft haben, um sich Vorteile gegenüber Konkurrenten bei der einmal erfolgenden Vergabe der Projekte zu verschaffen. Es geht nicht um neue Kampfflugzeuge, Drohnen oder Hubschrauber, sondern um Technik zur Verschlüsselung und Sicherheit von Nachrichten, einer lukrativen und zukunftsträchtigen Branche.
Es sind also nicht die direkt und indirekt zu Airbus gehörenden Standorte in Donauwörth und Augsburg betroffen. Was das Interessante an dem Fall ist: Jeder Mitarbeiter, der sich in Graubereiche begibt, muss damit rechnen, dass Kollegen, denen solche Praktiken missfallen, die Vorfälle melden. Dann kommt die Compliance-Maschine in Gang: Beschäftigte recherchieren, Anwälte werden eingeschaltet und melden den Fall wie jetzt der Staatsanwaltschaft.
Jeder Freund krummer Praktiken muss also, auch wenn das dem Image der Firma zunächst schadet, damit rechnen, vom eigenen Arbeitgeber hingehängt zu werden. Nur so funktioniert gute Unternehmensführung. Nur so baut sich ein Wall der Abschreckung auf, der Angestellten die Folgen illegalen Tuns warnend vor Augen führt.
Wenn der Arbeitgeber klar dokumentiert, nur noch saubere Geschäfte machen zu wollen, wird es eng für Egoisten, die mit dreckigen Methoden ihre Karriere befördern wollen. Am Ende droht ihnen, wie nun bei Airbus, das berufliche Aus.