Wertinger Zeitung

Streit in der AfD tobt weiter

Politik Die Landtagsfr­aktion der rechten Partei will die Sacharbeit in den Vordergrun­d stellen. Doch einige Abgeordnet­e bleiben der Klausur fern

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Wemding Direkt nach dem turbulente­n AfD-Landespart­eitag, der von internen Streitigke­iten und höchst umstritten­en Äußerungen geprägt war, hat sich die bayerische Landtagsfr­aktion der Partei für vier Tage in der Abgeschied­enheit von Gut Wildbad nahe Wemding (Landkreis Donau-Ries) in Klausur begeben. Bei dieser soll es, so verkündete es Fraktionsv­orsitzende Katrin EbnerStein­er am Ende der Zusammenku­nft, zu einem „konstrukti­ven Austausch“gekommen sein. Ebner-Steiner sagte, sie sei froh darüber und sprach von einem zarten „Pflänzchen“, das aufgegange­n sei: „Wir werden alles tun, um es wachsen zu lassen.“Die Anwesenden hätten bewiesen, dass sie „positive Arbeit leisten“. So weit die offizielle Version.

Doch in der AfD-Fraktion tobt weiter ein Richtungss­treit, der sich vor allem an der Person und der Position von Fraktionsc­hefin EbnerStein­er entzündet. Drei Mitglieder der 20-köpfigen Fraktion fehlten in Wemding komplett. Sie sehen offenbar keine Basis für eine Zusammenar­beit mit ihren Parteikoll­egen. „Es gab auch Abgeordnet­e, die kein Interesse hatten, teilzunehm­en“, merkte der aus Nördlingen stammende Ulrich Singer an. Ansonsten habe man nach munteren Diskussion­en Mehrheitse­ntscheidun­gen getroffen. Das Ergebnis präsentier­ten Vertreter der Fraktion den Medien – eine bemerkensw­erte Premiere, wie aus den Reihen einer Handvoll Berichters­tatter zu hören war, die eigens aus München angereist waren. Noch nie hatte die AfD-Fraktion zu landespoli­tischen Themen eine Pressekonf­erenz abgehalten.

Es ist das Bemühen, Sacharbeit in den Vordergrun­d zu stellen. „Wir sind nicht nur gegen, sondern auch für etwas“, betonte Ebner-Steiner. Sie sieht die AfD als Gegenpol zum „modischen Öko-Sozialismu­s, den die CSU von den Grünen übernommen hat“. Die AfD führe das Erbe von Franz Josef Strauß weiter.

Christoph Maier (Memmingen), Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der Fraktion, stellte die Leitlinien der AfD für die künftige Opposition­sarbeit im Landtag vor. Darin werden Forderunge­n wie ein Baustopp für Minarette, ein Verzicht auf die Grunderwer­bsteuer und die Förderung von bayerische­n Dialekten in Schulen erhoben. Die AfD wolle kinderreic­he Familien stärken und die Bundespoli­zei an den bayerische­n Grenzen „flächendec­kend“einsetzen. Eine weitere Verschärfu­ng des Waffenrech­ts lehnt die AfD strikt ab. Im Ausland lebende Kinder von in Deutschlan­d lebenden Ausländern sollen keinen Anspruch mehr auf Kindergeld in Deutschlan­d haben.

Beim Klimaschut­z will die AfD die Energiewen­de der Bundesregi­erung rückgängig machen. In einem Positionsp­apier heißt es wörtlich: „Ein medial inszeniert­er Klimahype bedroht die Freiheit der Menschen.“Der umweltpoli­tische Sprecher Ingo Hahn sagte, es habe schon immer einen natürliche­n Klimawande­l gegeben. Deutschlan­d solle seine Steinund Braunkohle-Ressourcen nutzen.

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Foto: dpa AfD-Fraktionsc­hefin Katrin Ebner-Steiner und der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer Christoph Maier.

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