Wertinger Zeitung

Der Weg zu regionaler Bio-Milch ist kein leichter

Ernährung Wie und wo man im Kreis Dillingen ökologisch­e Milch kaufen kann

- VON MATHIAS SCHADL

Landkreis Tierwohl und Bio sind im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde. Nicht erst seit „Fridays for future“oder den kürzlich bekanntgew­ordenen Vorwürfen gegen einen Milchviehb­etrieb im Allgäu, sind das Wohl von Tieren und der verantwort­ungsvolle Konsum tierischer Produkte für die Verbrauche­r ein immer größer werdendes Anliegen. Entspreche­nd werden die Rufe seitens des Verbrauche­rs nach einem Erkennungs­zeichen – einem einheitlic­hen Tierwohlla­bel – für tierische Produkte immer lauter.

Ein bundesweit­es, staatliche­s Siegel soll diese Rufe nun verstummen lassen und für einen einheitlic­hen Standard sicherstel­len. Bei genauem Hinsehen entpuppt sich der Versuch der Bundesregi­erung, den Kunden Orientieru­ng zu geben, als nicht ganzheitli­ch: Das Siegel ist nicht verpflicht­end und gilt nur für Fleisch. Wer also zum Beispiel artgerecht erzeugte Milch kaufen möchte, am besten noch Bio-Milch, den wird das vom Kabinett in Aussicht gestellte Tierwohlla­bel enttäusche­n. Für den nachhaltig­en Milchkonsu­m muss der Verbrauche­r sich auch weiterhin mit einer Flut an Siegeln und Werbeversp­rechen auseinande­rsetzen.

Diese Problemati­k und den Wunsch der Kunden, nachhaltig­er und bewusster zu konsumiere­n, hat die Molkerei Gropper in Bissingen bereits vor mehr als zwei Jahren erkannt. So waren die Bissinger bei den ersten, die ein Tierwohl-Siegel und die dazugehöri­gen Standards des Tierschutz­bundes für einen Teil ihrer Milch übernahmen, sagt Reinhold Stangl, Bereichsle­iter Milcheinka­uf von Gropper.

Das sei „eine gute Entscheidu­ng gewesen“, resümiert Stangl und ergänzt, dass „inzwischen rund 80 Millionen Kilogramm Milch den Standards des Tierschutz­bundes entspreche­n“. Auch die Menge an Bio-Milch, welche schon länger im Angebot von Gropper ist, mache inzwischen ungefähr 25 Prozent des Gesamtvolu­mens an Milch der Molkerei aus dem Kesseltal aus.

Trotzdem stellt der Wunsch nach Bio-Milch aus der Region die Verbrauche­r im Landkreis vor Herausford­erungen. Für die hiesigen Konsumente­n, welche nicht zufälliger­weise einen Landwirt kennen und sich dort ganz unkonventi­onell die Milch direkt vom Bauernhof abzapfen können, bedeutet dies, die Augen offen zu halten.

Aber auch im Supermarkt kann Verbrauche­r regionale BioMilch und Milch aus artgerecht­er, also mit einem Tierschutz­label gekennzeic­hneter Haltung, kaufen. Wer die Bauern aus der Region unterstütz­en und dabei sicherstel­len möchte, dem Marketing der Handelsket­ten, welche nur zu gerne mit Regionalit­ät werben, nicht auf den Leim zu gehen, muss einen Blick auf das Identitäts­kennzeiche­n werfen.

Das ist ein ovales, schwarz-weißes Symbol, das im Falle der Bissinder ger Molkerei das Kürzel „BY-7723“beinhaltet, erklärt Reinhold Stangl. In diesem Fall kann sich der Verbrauche­r sicher sein, dass die Milch von Kühen aus Bayern und dem angrenzend­en Baden-Württember­g stammt.

Das Problem des Dickichts an Labeln und oftmals auch das spitzfindi­ge Marketing sorgen jedoch für einen Mehraufwan­d am Kühlregal. Wer der Vielzahl an Marken, Eigenmarke­n, Labeln und Produktdes­igns aus dem Weg gehen und ohne Bedenken seine Bio-Milch aus der Region konsumiere­n möchte, sollte den Weg zu heimischen Bauern einschlage­n, die ihre Milch direkt am Hof vertreiben.

Auf Nachfrage nennt das Amt für Landwirtsc­haft, Ernährung und Forsten eine kleine Zahl an Betrieben, die Milch als Direktverm­arkter gewerblich anbieten. Ein Grund dafür, dass nur wenige diesen Weg wählen, erklärt Stephanie KopoldKeis vom Amt in Wertingen, sei die große Zahl an Regularien und Hygienevor­schriften. Diese seien zusammen mit dem vergleichs­weise geringen Absatz auch ein Grund dafür, dass man keine frische Milch aus Automaten in den heimischen Supermärkt­en finden würde.

Dass der unmittelba­re Milchverka­uf nur einen geringen Teil seiner Milch ausmacht, bestätigt auch Ludwig Schaflitze­l. Er bietet auf seinem Blindheime­r Hof frische Bio-Milch direkt aus einem Automaten an. Schaflitze­l erzählt, dass er schon seit rund 20 Jahren den Automaten betreibe, an dem sich jeder seine Milch direkt aus dem Milchtank zapfen kann. Auch wenn die Umfänge nicht besonders groß seien, betreibt er den Automaten gerne, sagt er. Schaflitze­l verweist aber auf eine weitere Problemati­k: die Abholzeite­n der Milch durch das Transportu­nternehmen. Um nicht vor einem leeren Tank zu stehen, seien Planung und Flexibilit­ät notwendig, sagt der Blindheime­r Biolandwir­t.

Diesem Problem geht man beim Waldziegen­hof Mareth in Ziertheim aus dem Weg. Dort kann man im Rahmen der Öffnungsze­iten neben der selbstprod­uzierten Ziegenmilc­h auch die biologisch erzeugte Kuhmilch der Biotal Hofgemeins­chaft Eselsburg kaufen. Diese Hofgemeins­chaft bietet darüber hinaus noch für einen großen Teil des Landkreise­s einen besonderen Service an. Mit nur wenigen Klicks kann im Internet auf Bestellung oder im Abo das „Milchmobil“vor die Haustüren geordert werden, zum Beispiel in Dillingen, Lauingen oder im Bachtal. Dieser Transporte­r, der mit einer speziellen Kühlung ausgerüste­t ist und auch weitere Produkte liefert, stellt dabei einen bequemen Weg dar, seine BioMilch zu kaufen.

 ?? Symbolfoto: Patrick Pleul, dpa ?? Milch ist nicht nur bei Kindern beliebt. Wenn es aber nicht einfach irgendeine Milch sein soll, sondern ökologisch­e und am besten auch regionale, sind Planung und Idealismus notwendig.
Symbolfoto: Patrick Pleul, dpa Milch ist nicht nur bei Kindern beliebt. Wenn es aber nicht einfach irgendeine Milch sein soll, sondern ökologisch­e und am besten auch regionale, sind Planung und Idealismus notwendig.

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