Der Weg zu regionaler Bio-Milch ist kein leichter
Ernährung Wie und wo man im Kreis Dillingen ökologische Milch kaufen kann
Landkreis Tierwohl und Bio sind im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde. Nicht erst seit „Fridays for future“oder den kürzlich bekanntgewordenen Vorwürfen gegen einen Milchviehbetrieb im Allgäu, sind das Wohl von Tieren und der verantwortungsvolle Konsum tierischer Produkte für die Verbraucher ein immer größer werdendes Anliegen. Entsprechend werden die Rufe seitens des Verbrauchers nach einem Erkennungszeichen – einem einheitlichen Tierwohllabel – für tierische Produkte immer lauter.
Ein bundesweites, staatliches Siegel soll diese Rufe nun verstummen lassen und für einen einheitlichen Standard sicherstellen. Bei genauem Hinsehen entpuppt sich der Versuch der Bundesregierung, den Kunden Orientierung zu geben, als nicht ganzheitlich: Das Siegel ist nicht verpflichtend und gilt nur für Fleisch. Wer also zum Beispiel artgerecht erzeugte Milch kaufen möchte, am besten noch Bio-Milch, den wird das vom Kabinett in Aussicht gestellte Tierwohllabel enttäuschen. Für den nachhaltigen Milchkonsum muss der Verbraucher sich auch weiterhin mit einer Flut an Siegeln und Werbeversprechen auseinandersetzen.
Diese Problematik und den Wunsch der Kunden, nachhaltiger und bewusster zu konsumieren, hat die Molkerei Gropper in Bissingen bereits vor mehr als zwei Jahren erkannt. So waren die Bissinger bei den ersten, die ein Tierwohl-Siegel und die dazugehörigen Standards des Tierschutzbundes für einen Teil ihrer Milch übernahmen, sagt Reinhold Stangl, Bereichsleiter Milcheinkauf von Gropper.
Das sei „eine gute Entscheidung gewesen“, resümiert Stangl und ergänzt, dass „inzwischen rund 80 Millionen Kilogramm Milch den Standards des Tierschutzbundes entsprechen“. Auch die Menge an Bio-Milch, welche schon länger im Angebot von Gropper ist, mache inzwischen ungefähr 25 Prozent des Gesamtvolumens an Milch der Molkerei aus dem Kesseltal aus.
Trotzdem stellt der Wunsch nach Bio-Milch aus der Region die Verbraucher im Landkreis vor Herausforderungen. Für die hiesigen Konsumenten, welche nicht zufälligerweise einen Landwirt kennen und sich dort ganz unkonventionell die Milch direkt vom Bauernhof abzapfen können, bedeutet dies, die Augen offen zu halten.
Aber auch im Supermarkt kann Verbraucher regionale BioMilch und Milch aus artgerechter, also mit einem Tierschutzlabel gekennzeichneter Haltung, kaufen. Wer die Bauern aus der Region unterstützen und dabei sicherstellen möchte, dem Marketing der Handelsketten, welche nur zu gerne mit Regionalität werben, nicht auf den Leim zu gehen, muss einen Blick auf das Identitätskennzeichen werfen.
Das ist ein ovales, schwarz-weißes Symbol, das im Falle der Bissinder ger Molkerei das Kürzel „BY-7723“beinhaltet, erklärt Reinhold Stangl. In diesem Fall kann sich der Verbraucher sicher sein, dass die Milch von Kühen aus Bayern und dem angrenzenden Baden-Württemberg stammt.
Das Problem des Dickichts an Labeln und oftmals auch das spitzfindige Marketing sorgen jedoch für einen Mehraufwand am Kühlregal. Wer der Vielzahl an Marken, Eigenmarken, Labeln und Produktdesigns aus dem Weg gehen und ohne Bedenken seine Bio-Milch aus der Region konsumieren möchte, sollte den Weg zu heimischen Bauern einschlagen, die ihre Milch direkt am Hof vertreiben.
Auf Nachfrage nennt das Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten eine kleine Zahl an Betrieben, die Milch als Direktvermarkter gewerblich anbieten. Ein Grund dafür, dass nur wenige diesen Weg wählen, erklärt Stephanie KopoldKeis vom Amt in Wertingen, sei die große Zahl an Regularien und Hygienevorschriften. Diese seien zusammen mit dem vergleichsweise geringen Absatz auch ein Grund dafür, dass man keine frische Milch aus Automaten in den heimischen Supermärkten finden würde.
Dass der unmittelbare Milchverkauf nur einen geringen Teil seiner Milch ausmacht, bestätigt auch Ludwig Schaflitzel. Er bietet auf seinem Blindheimer Hof frische Bio-Milch direkt aus einem Automaten an. Schaflitzel erzählt, dass er schon seit rund 20 Jahren den Automaten betreibe, an dem sich jeder seine Milch direkt aus dem Milchtank zapfen kann. Auch wenn die Umfänge nicht besonders groß seien, betreibt er den Automaten gerne, sagt er. Schaflitzel verweist aber auf eine weitere Problematik: die Abholzeiten der Milch durch das Transportunternehmen. Um nicht vor einem leeren Tank zu stehen, seien Planung und Flexibilität notwendig, sagt der Blindheimer Biolandwirt.
Diesem Problem geht man beim Waldziegenhof Mareth in Ziertheim aus dem Weg. Dort kann man im Rahmen der Öffnungszeiten neben der selbstproduzierten Ziegenmilch auch die biologisch erzeugte Kuhmilch der Biotal Hofgemeinschaft Eselsburg kaufen. Diese Hofgemeinschaft bietet darüber hinaus noch für einen großen Teil des Landkreises einen besonderen Service an. Mit nur wenigen Klicks kann im Internet auf Bestellung oder im Abo das „Milchmobil“vor die Haustüren geordert werden, zum Beispiel in Dillingen, Lauingen oder im Bachtal. Dieser Transporter, der mit einer speziellen Kühlung ausgerüstet ist und auch weitere Produkte liefert, stellt dabei einen bequemen Weg dar, seine BioMilch zu kaufen.