Spielkultur, Musizierfreude und Registrierkunst
Konzert Klaus Linsenmeyer kehrt als Könner an die Orgel seiner früheren Wirkungsstätte in Lauingen zurück
Lauingen Stadtpfarrer Raffaele de Blasi und ein interessiertes Publikum zeigten sich erfreut über die Wiederbegegnung mit dem früheren Lauinger Organisten Klaus Linsenmeyer. Beim vierten diesjährigen Münsterkonzert konnte erneut die „majestätische Frische und der Glanz der renovierten AlbertusMagnus-Orgel“(de Blasi) erlebt werden.
Schon bei seinem Benefizkonzert an der Riefle-Chororgel vor zwölf Jahren hatte Linsenmeyer den Lauinger Komponisten Jacob Paix vorgestellt, der ein Vierteljahrhundert bis 1601 als Organist im Martinsmünster tätig war. Das zarte Figurenwerk der alten Tänze (Ballo Angelese, Saltarello, Galliarda) aus dem Tabulaturbuch von Paix gab Linsenmeyer stilgerecht wieder. Auch die Motette „Erhalte uns Herr“erstrahlte in vorbarocker Schönheit. Beim Variationszyklus des Nürnbergers Johann Pachelbel „Was Gott tut, das ist wohlgetan“verstand es der Organist, das Kontrapunktieren einer Melodie durch eine zweite Stimme, die einmal darunter oder darüber liegt, die rhythmisch lebendige Gestaltung der Gegenstimme oder das Vorimitieren der Choralmelodie schlüssig herauszuarbeiten.
Mit seinem zentralen Hauptwerk, der Fantasie in G-Dur BWV 572, erwies sich Linsenmeyer als fundierter Kenner der Orgelmusik Johann Sebastian Bachs. Der Organist strukturierte den Satzbeginn als flirrendes Passagenwerk durch ununterbrochene, rasch dahinperlende Bewegungen und rhythmisch markierte Akkordbrechungen. Im fünfstimmigen Mittelteil verdeutlichte Linsenmeyer den Kontrapunkt zwischen abwärts schreitenden Vierteln der Oberstimme und der taktweise aufsteigenden Bassstimme. Nach Arpeggien im „Lentement“kommt ein auftrumpfender Schluss. Mit mächtigem Pedal, das kontinuierlich absteigt und dabei eine chromatische Harmoniefolge mitnimmt, schüttete der Organist ein beeindruckendes barockes Füllhorn aus, das nur unter der Überakustik des Raumes litt. Das „Concerto del Sign. Torelli in a-Moll“von J. G. Walther und die Sonate F-Dur Wq 70,3 von C. Ph. E. Bach waren wirkungsvolle, dreisätzige Stücke. Bei Bach gefiel die ansprechende dynamisch zurückhaltende imitatorische Themenbehandlung, bei Walther die bewegungsreiche Gegenüberstellung der Solo- und Tutti-Stellen in geschmeidiger manueller Eleganz. Mit ästhetischer Zurückhaltung präsentierte Linsenmeyer das Intermezzo der vierten Sonate von Josef Gabriel Rheinberger. Es erschien wohltuend ruhig, besinnlich, anrührend und meditativ. Im ersten Satz konnte der Organist den Aufschwung aus grauen Tiefen in schönste Höhen pedaluntermalt beredt zur Entfaltung bringen. Romantisch beleuchtet kam die ganze Dimension der Orgel auf stupende Weise zur Geltung.
Bei der Finalfuge wird die gesamte Oktave chromatisch durchschritten; hier erreichte der Organist eindrucksvolle Steigerungen mit starken tiefen Bässen. Großer Beifall für den Nestor unter den Orgelvirtuosen für sein künstlerisches Wirken und seinen Einsatz für das Martinsmünster.