Osterbuch feiert Jubiläum
Jubiläum Das dem heiligen Michael geweihte Gotteshaus besteht seit 250 Jahren. Doch vorher hat es im Dorf schon andere Kirchenbauten gegeben. Und die haben eine spannende, anekdotenreiche Geschichte
Osterbuch Die Osterbucher feiern am kommenden Sonntag, 29. September, ein besonderes Jubiläum – die Michaelskirche unterhalb des Kirchberges wurde vor 250 Jahren gebaut. Die Geschichte der Osterbucher Kirche beginnt aber schon viel früher oben auf dem Berg auf dem Gelände des Friedhofs. Er liegt ganz versteckt auf dem Hügel, schön eingewachsen mit üppigem Grün. Die Sicht ins Dörflein verwehren hohe Hecken und Bäume, ein Waldstück, das sich heraufschlängelt und in dem sich stattliche Anwesen verbergen. Oben angelangt gibt es keine Spur mehr von der einstigen Kirche, die auf dem germanischen Kultberg um die Jahrtausendwende entstanden sein soll und um die herum auch die Toten bestattet wurden.
Viel weiß man nicht von den Ursprüngen dieses ersten christlichen Baus. Kirchenpfleger Friedrich Dirr hat die Ortschronik gewälzt, in der Friedrich Schwald – er war 66 Jahre Pfarrer in Osterbuch – von der Gründung der Pfarrei berichtet. Diese geht bis ins Jahr 1289 zurück. Mit den Jahren übten verschiedene Besitzer ihre Herrschaftsrechte über Dorf und Kirche aus – vom Heilig Geist-Spital in Augsburg über die Marschalken von Pappenheim bis zum Kloster Holzen. Die Kirche oben auf dem Berg wurde immer baufälliger, Reparaturen in den Jahren 1679 und nochmals 1732 konnten nur wenig ausrichten. 1745 zog der damalige Pfarrer Johann Georg Rid dann offensichtlich Konsequenzen und baute eine Annakapelle unterhalb des Berges. Die hatte jedoch nur kurzen Bestand – sie wurde schon 1768 abgebrochen, vier Jahre, nachdem Pfarrer Rid gestorben war. Der hatte sich zu Lebzeiten vieles anhören müssen – er wurde sogar verdächtigt, zusammen mit dem Mesner die Baufälligkeit der alten Berg-Kirche durch verschiedene Aktionen, unter anderem dem Herausreißen von Brettern – Stuhlverkleidungen – beschleunigt zu haben...
Noch im Jahr des Abbruchs der Kapelle wurde mit dem Neubau an ihrer Stelle im Mai 1768 begonnen. Die Bauarbeiten gingen offensichtlich rasend schnell. Pfarrer Rids Nachfolger Josef Zacherl schreibt jedenfalls schon im folgenden Oktober: „Meine neugebaute Kirche ist so fertiggestellt, dass nichts mehr abgeht, es fehlt nur noch die Bezahlung!“– Es kann sich nur um den Rohbau gehandelt haben, meint der Chronist.
Heute spielen diese Anekdoten aus der Geschichte keine Rolle mehr – Osterbuch erfreut sich eines stattlichen Kirchenbaus, der in den Büchern als „reizvollster Kirchenraum der Spätrokokozeit im Altlandkreis Wertingen .... mit Zügen zum Frühklassizismus“beschrieben wird. Für eine Dorfkirche – Osterbuch gehört heute zur Pfarreiengemeinschaft Bliensbach – ist das Gotteshaus reich ausgestattet. Das ist unter anderem den Umständen zu verdanken, dass sich die Osterbucher Schätze aus anderen Kirchen in der Umgebung einverleibten. Aus dem Augsburger Dom stammen zwei stattliche Gemälde, die dort ehemals als Altarbilder dienten. Sie zeigen das Martyrium der heiligen Afra und den heiligen Ulrich, der eine Messe zelebriert. Die Gemälde wurden bei der Regotisierung des Doms in Augsburg ausgesondert. Spätere Bemühungen der Augsburger, die Gemälde zurückzukaufen, lehnten die Osterbucher kategorisch ab. Ähnlich die Geschichte der ursprünglich bunt gefassten stattlichen Holzfiguren der zwölf Apostel, die sich um den Chorraum ranken. Sie stammen aus dem Jahr 1740 und waren für die Pfarrkirche Langweid geschaffen. Beim Neubau der Kirche in Langweid wurden sie aber entfernt und in Osterbuch aufgestellt, dort gleichzeitig farbig neu in polierweiß gefasst. Eine weitere Besonderheit in der Osterbucher Kirche sind zwei Seitenaltäre, in deren Mitte nicht wie üblich – ein Altargemälde hängt. Vielmehr ist das Gemälde als Fresko direkt auf die Wandfläche aufgetragen – nördlich Immaculata und südlich Mutter Anna mit der jugendlichen Maria.
Wenn die Osterbucher sich jetzt am Sonntag zum Jubiläumsgottesdienst in der Kirche versammeln, dann werden sie erkennen, dass der Kirchenraum nicht mehr ganz frisch wirkt. Kirchenpfleger Friedrich Dirr und seine Mitstreiter bemühen sich schon lange um eine Renovierung (WZ berichtete). Die soll bald nach dem Kirchenjubiläum beginnen. Zunächst wird der marode Dachstuhl saniert und später, in einem zweiten Bauabschnitt, soll es dann an die Innenrenovierung gehen.
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Kirchenjubiläum am Sonntag, 29. September. Um 10 Uhr Gottesdienst mit Patroziniumsfeier, Musikapelle und Fahnenabordnungen. Zelebrant ist Diözesanadministrator Domdekan Dr. Bertram Meier. Die musikalische Gestaltung übernimmt der Kirchenchor Zusamaltheim, auch die Kindergartenkinder und die Kinderkirche der Gemeinde werden dabei sein. Anschließend gibt es ein Mittagessen im Bürgerhaus.