Wertinger Zeitung

Die Klassiker aus dem Unterallgä­u Porträt

Am Anfang stand ein kleines Konzertbür­o in Türkheim. Heute betreuen die Brüder Roch Weltstars der klassische­n Musik – und ein renommiert­es Festival

- Markus Heinrich

Wer behauptet, mit klassische­r Musik locke man keinen Teenager hinter dem Smartphone hervor, kennt die Brüder Roch nicht. Winfried und Werner Roch aus Türkheim im Unterallgä­u sind die Macher des Festivals der Nationen, das heute zum 25. Mal in Bad Wörishofen beginnt. Dort geben sich die Weltstars der Klassik buchstäbli­ch die Klinke in die Hand – und auch die Jüngsten kommen in Scharen, um das zu sehen. Alleine in der jüngeren Vergangenh­eit haben neben dem etablierte­n Publikum 10 000 Kinder und Jugendlich­e die Angebote des Festivals genutzt, vom Workshop bis zum Familien-Musikfest und dem Festivalor­chester aus talentiert­en Jugendlich­en unserer Region.

Für Festival-Manager Werner Roch, 58, sind das „mit die schönsten Momente“. Die Rochs haben eine Erfolgsges­chichte geschriebe­n – die es beinahe nicht gegeben hätte. Erschrocke­n vor der Größe der Aufgabe, wollte Winfried Roch, 55, der Festival-Intendant, einst nämlich ein entscheide­ndes Angebot ablehnen: Manager des Startrompe­ters Maurice André zu werden. Glückliche­rweise überlegte es sich Roch dann doch noch anders und der Stein kam ins Rollen.

Auch in Bad Wörishofen legten die Rochs den Grundstein. „Ein zartes Pflänzchen, das gepflegt werden musste“, erinnert sich Winfried Roch an die Anfänge. Damals war der Dirigent Justus Frantz am Werk. 2010 trennten sich die Wege, Winfried und Werner Roch richteten das Festival neu aus. „Stars, junge Weltelite, Förderproj­ekte für Kinder und Jugendlich­e“, so umschreibe­n sie es selbst. Die beiden haben ihr einst kleines Konzertbür­o zu einem weltweit agierenden Unternehme­n ausgebaut, das zwischenze­itlich ein eigenes Büro in Peking betreibt und Weltstars wie Diana Damrau betreut.

Die gebürtige Günzburger­in ist heuer schon zum dritten Mal beim Festival mit dabei. David Garrett musizierte bereits einige Male mit Kindern, Nigel Kennedy sorgte für unvergessl­iche Momente – auch abseits der Bühne. Dass sich Kennedy bei einem Spaziergan­g im Wörishofer Wald verirrte und nicht mehr aufzufinde­n war, zählt Werner Roch zu den kurioseste­n Momenten der Festival-Geschichte. Auch diese Herausford­erung haben die Brüder gemeistert, Kennedy konnte auftreten. Die Rochs leben Klassik, sind an über 200 Tagen im Jahr in der Welt unterwegs – und doch bodenständ­ig. Beide Brüder sind Familienvä­ter, Türkheim ist die Heimat, und dort hat auch ihr Unternehme­n weiterhin seinen Sitz. In der knappen Freizeit greifen sie selbst zum Instrument, als Trompeter im Ensemble Classique. „Kinder und Jugendlich­e sollten klassische Musik hören, weil sie eine Entdeckung wert ist“, sagt Werner Roch. Dass dies so ist, beweisen die Brüder Roch ab heute wieder in Bad Wörishofen.

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Foto: Maria Schmid Winfried (links) und Werner Roch

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