Wertinger Zeitung

Wollte Trump das Gespräch vertuschen?

USA Geheimdien­stmitarbei­ter legt mit neuen Vorwürfen gegen den Präsidente­n nach

- VON KARL DOEMENS

NEW YORK Der Präsident der USA war am Donnerstag schwer beschäftig­t. Um seiner Twitter-Botschaft Nachdruck zu verleihen, aktivierte er die Großschrei­bfunktion seines Handys: „DER GRÖSSTE BETRUG IN DER GESCHICHTE DER AMERIKANIS­CHEN POLITIK“, hämmerte Donald Trump in die Tastatur.

Der Grund für die Aufregung im Penthouse des New Yorker Trump Towers entfaltete sich kurz vor neun Uhr in der 365 Kilometer entfernten Hauptstadt Washington. Dort wurde nach massivem öffentlich­en Druck eine teilweise geschwärzt­e Fassung der Beschwerde eines Geheimdien­stmitarbei­ters veröffentl­icht, die jene Ukraine-Affäre ausgelöst hat, die Trump derzeit in Bedrängnis bringt. Auf neun Seiten meldete der Mitarbeite­r des Weißen Hauses seinen Vorgesetzt­en am 12. August eine Reihe von Beobachtun­gen, die ihn beunruhigt­en. Offenbar, so der Whistleblo­wer, missbrauch­e der Präsident seine Macht, „um die Einmischun­g eines fremden Landes in die Wahl 2020 zu erbitten“.

Im Kern der Eingabe steht das Telefonges­präch zwischen Trump und dem ukrainisch­en Präsidente­n Wolodymyr Selenskyj. Aus der Beschwerde geht jedoch viel mehr hervor: So hat das Weiße Haus in den Tagen nach dem Gespräch nach Aussagen des Informante­n massiv versucht, den Inhalt des Telefonats zu vertuschen. Mitte Mai soll Trump zudem seinen Stellvertr­eter Mike Pence instruiert haben, nicht zur Inaugurati­on des neuen Präsidente­n Selenskyj zu fliegen. Hochrangig­e Kontakte werde es erst wieder geben, wenn der neue Präsident „sich entschloss­en hat zu handeln“, sollen Regierungs­mitarbeite­r intern gesagt haben.

Während sich die Demokraten über neues Material für das angestreng­te Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen Trump freuen, dürften die Republikan­er in den nächsten Tagen vor allem die Glaubwürdi­gkeit des Whistleblo­wers in Zweifel ziehen. Tatsächlic­h ist dessen Identität bislang nicht bekannt, und er erklärt gleich zu Beginn, dass er bei den meisten Anlässen nicht persönlich dabei war, sondern sich auf Aussagen von etwa einem halben Dutzend Kollegen stützt.

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