Aldi und Lidl kämpfen um jeden Kunden
Handel Ob am Stadtrand oder in der Innenstadt: Die beiden größten deutschen Discounter eröffnen selbst in unmittelbarer Nachbarschaft Läden. In Düsseldorf sind sie sich jetzt besonders eng auf die Pelle gerückt
Düsseldorf Die Düsseldorfer Königsallee ist eigentlich kein Revier für Discounter. Mit ihren Shops von Prada, Hermes und Armani zielt sie eher auf Luxuskonsumenten. Doch seit Donnerstag schmückt sich nicht nur Aldi, sondern auch der Rivale Lidl mit einer Filiale unter der renommierten Adresse. Die Geschäfte liegen in Sichtweite – nur durch eine Straßenkreuzung getrennt. Der immer schärfer werdende Zweikampf der Discounter wird hier deutlich sichtbar.
Für den Handelsexperten Matthias Queck von Retailytics, der Analystengruppe der Lebensmittel Zeitung, hat die eine Nachbarschaft der Discounter auf der „Kö“durchaus symbolischen Wert: „Lidl rückt Aldi immer mehr auf die Pelle“, sagt er. Seit Jahren verkleinert der Discounter aus Neckarsulm Schritt für Schritt die Distanz zum deutschen Marktführer Aldi. Gekämpft wird mit Sonderangeboten, aber auch mit starken Sprüchen.
So reizte der Neckarsulmer Konzern kürzlich den Rivalen mit Plakaten mit dem Motto: „Lidl lohnt sich. ALDI anderen sind teurer.“Aldi feierte sich im Gegenzug nur wenige Tage später als der „Erfinder von günstig“. Botschaft: Lidl sei eigentlich nur ein Nachahmer.
Discount-Ketten stehen unter erheblichem Druck. Denn nach einer Marktanalyse der Gesellschaft für Konsumforschung verloren die Billiganbieter insgesamt in den ersten sechs Monaten spürbar Marktanteile an die großen Supermarktketten wie Edeka oder Rewe. Dabei investieren die Discounter seit Jahren Milliarden, um ihre Geschäfte attraktiver zu machen und mehr Kunden anzulocken. Wo einst Holzpaletten und kaltes Neonlicht die Läden prägten, sorgen jetzt aufwendige Backstationen, immer mehr Obst und Gemüse und eine immer großzügigere Ladengestaltung für ein angenehmes Einkaufsambiente. Neu eröffnete Discounter am Rand der Wohngebiete haben inzwischen oft Verkaufsflächen von 1200 Quadratmetern und mehr. Sie sind damit so groß wie klassische Supermärkte. Gleichzeitig suchen die Discounter aber auch immer öfter nach neuen Standorten in den Innenstädten wie an der Düsseldorfer „Kö“– und nehmen dabei auch Abstriche bei der Ladengröße in Kauf. „Die Discounter müssen dahin geBeide hen, wo die Kunden sind“, erklärt der Handelsexperte Queck die Entwicklung. Schließlich sei der Trend zur Urbanisierung unter den jüngeren Leuten ungebrochen. Und die seien die Zukunft auch für Aldi, Lidl und Co.
Erst im Februar eröffnete Lidl am Isartor in München eine Filiale mit gerade einmal 503 Quadratmetern. Dennoch machte die Neueröffnung in den Augen von Lidl Sinn. „Wenn wir nahe bei den Kunden sein wollen, müssen wir uns anpassen“, betonte ein Lidl-Manager. Auch die neue Lidl-Filiale an der „Kö“hat nur rund 700 Quadratmeter.
Attraktiv ist für den Discounter vor allem die hohe Zahl an Kunden: Die Filiale liege ideal, um sich im Vorbeigehen schnell mit frischem Obst und Gemüse, Fertigprodukten oder Waren für den täglichen Bedarf einzudecken, heißt es bei Lidl. Und dass der Konkurrent Aldi in direkter Nachbarschaft präsent sei, sei auch ein Vorteil. „Mehr Händler bedeuten eher, dass die Anziehungskraft dieses Standortes insgesamt noch weiter steigt.“
Die Filialen in den Innenstädten sind aber eine Herausforderung für Aldi und Lidl, ist Queck überzeugt. Die Läden seien schwieriger zu bekommen, die Mieten eher hoch. Aus Sicht des Kunden sind die Preise für die Waren in den Innenstadtläden bislang die gleichen wie in den Filialen am Stadtrand. Ob dies allerdings auf Dauer so bleibt, daran hat Handelsexperte Queck Zweifel.
„Mittel- oder langfristig könnte das Einkaufen in den Innenstadtläden etwas teurer werden als in den Geschäften auf der grünen Wiese“, glaubt er. Aldi habe ein solches Modell im besonders teuren London mit seinen „Aldi local“-Läden bereits vorexerziert. Erich Reimann
und Volker Danisch, dpa