Wie Putzen auch Spaß machen kann
Hausarbeit Es gibt vermutlich nur wenige Menschen, denen Saubermachen richtig viel Freude bereitet. Doch die Tätigkeit kann sogar entspannen, sagen Experten. Wie? Dazu geben sie ein paar Tipps
Frankfurt/Basel Wer gestresst ist, kann selbst in der Freizeit oft nicht mehr richtig abschalten. Zu viele Dinge gehen durch den Kopf. Manchmal ist auch der Körper rastlos. Dann kann es sein, dass selbst ein Abend vor dem Fernseher oder eine Auszeit im Lesesessel nicht ablenken. Aber vielleicht hilft Putzen und Aufräumen. Denn richtig angegangen, kann Hausarbeit entspannen und glücklich machen. „Mit dem Wegräumen von Schmutz macht man auch die Seele frei und ist frei für neue Aufgaben“, sagt Bernd Glassl vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel. Zudem stelle sich schnell ein Wohlfühleffekt ein.
„Es ist eine Aufgabe, die Sie in relativ kurzer Zeit bewältigen können und bei der Sie auch gleich ein Ergebnis sehen. Mit 20 bis 30 Minuten Arbeit schafft man schon einiges“, sagt Glassl. „In der Erwerbsarbeit sind es oft Projekte, die über mehrere Tage, Wochen, Monate dauern – da dauert es dann länger, bis man den Erfolg sieht.“Dieser Denkansatz gelingt nicht jedem. Letztlich ist und bleibt die Hausarbeit ja eine Aufgabe, die irgendwann erledigt werden muss. Wie also kann das Putzen, Spülen oder Bügeln vielleicht sogar Spaß machen?
Katharina Zaugg ist Ethnologin und betreibt in Basel eine Putzschule. Ihr Rat: Das Putzen nicht als eine lästige Aufgabe sehen, durch die man durch muss. „Wenn Sie einen Walzer tanzen, dann tanzen Sie ihn nicht, damit er schneller vorbei ist“, vergleicht Zaugg. Daher sei es wichtig, sich die Zeit so angenehm wie möglich zu gestalten. Ein Weg dahin kann sein, Hausarbeit als Sport-Ersatz zu sehen. Körperliche Bewegung dient schließlich auch dazu, den Arbeitstag aus dem Kopf zu bringen.
Und die Idee ist gar nicht so abwegig: „Wer 30 Minuten lang saugt und dann noch 15 Minuten lang den Boden wischt, verbraucht durchschnittlich 200 Kilokalorien – das ist schon ein Mini-Work-out“, sagt Alexandra Borchard-Becker von der Verbraucher Initiative. Eine halbe Stunde zügiges Fahrradfahren verbraucht ebenso viel. „Besonders effizient ist Fensterputzen, weil so viele verschiedene Bewegungsabläufe dazugehören.“
Wichtig sei die bewusste Bewegung: Wer die Trittleiter als Stepper nutze, sich bewusst strecke und in die Knie gehe statt sich zu bücken, tue seinem Körper am ehesten etwas Gutes, so Borchard-Becker. Auch Putzexpertin Zaugg stellt klar: „Putzen ist Körperarbeit. Wir sind dabei in einer konstanten Bewegung.“
Die Expertin hat auch Tipps, wie zu starke Belastung und damit Überanstrengung vermieden werden können. „Der Druck der Hände ist meistens zu stark, das Auflagegewicht reicht völlig aus. Sie können an einem Tisch einfach vorbeigehen und mit der Hand darüberstreichen“, erklärt Zaugg. „Sie müssen sich gar nicht hinstellen und vornüber beugen und hin und her schrubben. Das ist auch schlecht für die Bandscheiben.“
Auch die Untermalung der Hausarbeit mit schönen Dingen kann diese leichter von der Hand gehen lassen. Wer es etwas verspielter mag, könne etwa im Walzerrhythmus staubsaugen, schlägt Zaugg vor. IKW-Sprecher Bernd Glassl empfiehlt sogar, den Hausputz gemeinsam mit Freunden zu machen und sich zum Putzen zu treffen – „erst bei der einen, dann bei der anderen Person. Wenn man vier oder sogar sechs Hände hat, geht einiges schneller von der Hand.“
Oft sind es Kleinigkeiten, die bei solchen Arbeiten zumindest den Unterschied machen: zum Beispiel der Geruch des Putzmittels. „Echte ätherische Öle verleihen Frische“, sagt Zaugg. „Die Seele beteiligt sich lieber an der Arbeit, wenn ich mit einem Blütenduft arbeite. Der Unwille, im Prozess zu verweilen, wird gemildert, wenn man so etwas benutzt.“
Und wie bei jeder Arbeit oder dem Sport sollte man sich auch Anreize schaffen, also Belohnungen vorsehen. Genießen Sie im Anschluss etwa eine kleine Kaffeepause am frisch gewischten Tisch. Das Badezimmer ist blitzeblank? Gönnen Sie sich ein Schaumbad. Das Wohnzimmer ist aufgeräumt? Ab auf die Couch. Wichtig dabei nur: Erst wer wirklich fertig mit einer Aufgabe ist, darf sich auch belohnen. Ein gewisses Maß an Disziplin sollte also vorhanden sein.
Glassl rät zum Beispiel für den eher großen Hausputz: „Leuten, die es strukturiert brauchen, können Pläne helfen. In einer Woche ist ein Zimmer dran, das hat dann vier Wochen Ruhe. Küche oder Bad sollte man natürlich nicht anstehen lassen.“Und wem es schwer fällt, mit dem Putzen anzufangen, dem empfiehlt Zaugg, die Zeit genau vorzugeben, die man putzen möchte. Wenn man danach etwas anders tun möchte, ist es auch in Ordnung, aufzuhören. Denn mit dem Putzen werde man sowieso nie fertig.
Sabine Metzger, dpa