Mayerhoffer will guten Eindruck bestätigen
Handball In seiner zweiten Spielzeit muss der Trainer des Bundesligisten Frisch Auf Göppingen mit einer gesteigerten Erwartungshaltung umgehen. Ruhe findet der 50-Jährige in Stadtbergen
Stadtbergen Nun verhält es sich nicht so, dass Hartmut Mayerhoffer mit wenig Selbstbewusstsein ausgestattet wäre. Der Trainer des HandballBundesligisten Frisch Auf Göppingen versteht sein Handwerk, handelt aus einem gewissen Selbstverständnis heraus. Doch dieser Saisonstart, diese vier Niederlagen am Stück, sind selbst an Mayerhoffer nicht spurlos vorübergegangen. Verlieren sei nie schön, meint Göppingens Trainer. Und klar, letztlich könne er sich nicht davon frei machen, Erfolg zu haben. Zweifel seien ihm jedoch nicht gekommen. „Es ist vollkommen normal, dass du auch mal eine solche Phase hast.“Da ist er wieder, der Mayerhoffer mit den klaren Gedanken.
Der 50-Jährige vertraute in sich und seine Stärken. Analysierte. Arbeitete akribisch. Bewahrte Ruhe. Und belohnte sich. Gegen Minden (26:23) gelang der erste Saisonsieg, im Derby gegen den TVB Stuttgart soll zuhause der zweite Erfolg gelingen (Sonntag, 13.30 Uhr). „Für uns geht es darum, nachzulegen“, betont Mayerhoffer, während er in den Garten seines Eigenheims blickt.
Es ist Freitagnachmittag. Mayerhoffer ist an seinem freien Tag mal wieder die knapp 140 Kilometer nach Hause gefahren. Nach Stadtbergen bei Augsburg. Auf dem Esstisch läuft der Laptop: Videoanalyse des Minden-Spiels. Ganz ohne Handball – das geht nicht. Doch hier, im Kreis seiner Familie, kann Mayerhoffer abschalten. Holt sich die Energie zurück, die sich während der Spiele an der Seitenlinie entlädt. Er gestikuliert, leitet lautstark an. Wer auf der Bank sitzt, auf den wirkt er intensiv ein.
Das hat Mayerhoffer schon immer so getan. Egal, ob er Spieler aus Aichach, Friedberg oder Bietigheim zu Leistungen trieb. Zuverlässigkeit und Professionalität zeichnen ihn aus. Seine Spieler überzeugt er mit Argumenten, weniger durch Autorität. Seit rund fünf Jahren konzentriert sich der A-Lizenzinhaber ausschließlich auf Handball, nachdem er zuvor im Vertrieb eines italienischen Fahrradherstellers gearbeitet hat. Für ihn ein „Traumjob“, wie er sagt.
Mayerhoffer versteht seine Aufgabe als 24-Stunden-Job, nahe Göppingens Handballarena hat er zu diesem Zweck eine Wohnung bezogen. Entsprechend selten sehen ihn Frau Alexandra sowie seine Töchter Leonie, 13, und Jannie, 18. Da sie sich für Handball begeistern, besuchen sie zumindest die Heimspiele in Göppingen. Am Sonntag werden sie auf der Tribüne sitzen, während unten Mayerhoffer und seine Mannen endgültig in die Erfolgsspur finden wollen.
Letztlich geht es für die Göppinger darum, jenen Eindruck zu bestätigen, den sie in der vergangenen Saison hinterlassen haben: Schwächeln die Top-Teams aus Kiel, Flensburg, Mannheim, Melsungen, Berlin oder Magdeburg, wollen sie dies nutzen, um ins obere Tabellendrittel vorzustoßen. Lange Zeit durfte Göppingen in der vergangenen Saison auf eine EuropapokalTeilnahme hoffen, letztlich beendete der Traditionsverein aus BadenWürttemberg die Runde als Achter. Mayerhoffer hatte die Erwartungen in ihn erfüllt. Er leitete eine Wende ein, nachdem sich Anhänger zusehends abwendeten. Nach enttäuschenden Jahren sorgte der 50-Jährige für Konstanz auf der Trainerbank und entfachte Begeisterung. Im Rahmen der Mayerhoffer-Verpflichtung professionalisierte Göppingen zudem das Umfeld, installierte einen Athletik- sowie einen Torwarttrainer und baute den Rehaund Nachwuchsbereich aus.
Trotz des Fehlstarts sieht sich Mayerhoffer daher auf dem richtigen Weg. „Es gab eine klare Entwicklung, wir sind weiter als vor einem Jahr. Wir haben jetzt ein Spielsystem mit meinen Ideen und den Stärken der Spieler.“Erfolg ist dennoch nicht garantiert, dafür ist die Bundesliga zu ausgeglichen und bewegt sich in der Breite auf zu hohem Niveau. Voller Respekt spricht Mayerhoffer von der „stärksten Liga der Welt“. Er verweist auf Zuschauerstrom, Übertragungen im öffentlich-rechtlichen und im Bezahlfernsehen sowie ausländische Stars.
Aushängeschild bleibt die Nationalmannschaft, die bei der HeimWM zuletzt für Furore sorgte. Mayerhoffer glaubt, der Effekt dieses Turniers werde nicht so schnell verpuffen, wie dies nach dem WM-Titel 2007 der Fall war. „Ich glaube, man hat daraus gelernt“, sagt er. Dennoch seien Verbände und Vereine gefordert, in ihrer Öffentlichkeitsarbeit und Bindung des Nachwuchses mehr Aufwand zu betreiben.