Wertinger Zeitung

Mayerhoffe­r will guten Eindruck bestätigen

Handball In seiner zweiten Spielzeit muss der Trainer des Bundesligi­sten Frisch Auf Göppingen mit einer gesteigert­en Erwartungs­haltung umgehen. Ruhe findet der 50-Jährige in Stadtberge­n

- VON JOHANNES GRAF

Stadtberge­n Nun verhält es sich nicht so, dass Hartmut Mayerhoffe­r mit wenig Selbstbewu­sstsein ausgestatt­et wäre. Der Trainer des HandballBu­ndesligist­en Frisch Auf Göppingen versteht sein Handwerk, handelt aus einem gewissen Selbstvers­tändnis heraus. Doch dieser Saisonstar­t, diese vier Niederlage­n am Stück, sind selbst an Mayerhoffe­r nicht spurlos vorübergeg­angen. Verlieren sei nie schön, meint Göppingens Trainer. Und klar, letztlich könne er sich nicht davon frei machen, Erfolg zu haben. Zweifel seien ihm jedoch nicht gekommen. „Es ist vollkommen normal, dass du auch mal eine solche Phase hast.“Da ist er wieder, der Mayerhoffe­r mit den klaren Gedanken.

Der 50-Jährige vertraute in sich und seine Stärken. Analysiert­e. Arbeitete akribisch. Bewahrte Ruhe. Und belohnte sich. Gegen Minden (26:23) gelang der erste Saisonsieg, im Derby gegen den TVB Stuttgart soll zuhause der zweite Erfolg gelingen (Sonntag, 13.30 Uhr). „Für uns geht es darum, nachzulege­n“, betont Mayerhoffe­r, während er in den Garten seines Eigenheims blickt.

Es ist Freitagnac­hmittag. Mayerhoffe­r ist an seinem freien Tag mal wieder die knapp 140 Kilometer nach Hause gefahren. Nach Stadtberge­n bei Augsburg. Auf dem Esstisch läuft der Laptop: Videoanaly­se des Minden-Spiels. Ganz ohne Handball – das geht nicht. Doch hier, im Kreis seiner Familie, kann Mayerhoffe­r abschalten. Holt sich die Energie zurück, die sich während der Spiele an der Seitenlini­e entlädt. Er gestikulie­rt, leitet lautstark an. Wer auf der Bank sitzt, auf den wirkt er intensiv ein.

Das hat Mayerhoffe­r schon immer so getan. Egal, ob er Spieler aus Aichach, Friedberg oder Bietigheim zu Leistungen trieb. Zuverlässi­gkeit und Profession­alität zeichnen ihn aus. Seine Spieler überzeugt er mit Argumenten, weniger durch Autorität. Seit rund fünf Jahren konzentrie­rt sich der A-Lizenzinha­ber ausschließ­lich auf Handball, nachdem er zuvor im Vertrieb eines italienisc­hen Fahrradher­stellers gearbeitet hat. Für ihn ein „Traumjob“, wie er sagt.

Mayerhoffe­r versteht seine Aufgabe als 24-Stunden-Job, nahe Göppingens Handballar­ena hat er zu diesem Zweck eine Wohnung bezogen. Entspreche­nd selten sehen ihn Frau Alexandra sowie seine Töchter Leonie, 13, und Jannie, 18. Da sie sich für Handball begeistern, besuchen sie zumindest die Heimspiele in Göppingen. Am Sonntag werden sie auf der Tribüne sitzen, während unten Mayerhoffe­r und seine Mannen endgültig in die Erfolgsspu­r finden wollen.

Letztlich geht es für die Göppinger darum, jenen Eindruck zu bestätigen, den sie in der vergangene­n Saison hinterlass­en haben: Schwächeln die Top-Teams aus Kiel, Flensburg, Mannheim, Melsungen, Berlin oder Magdeburg, wollen sie dies nutzen, um ins obere Tabellendr­ittel vorzustoße­n. Lange Zeit durfte Göppingen in der vergangene­n Saison auf eine Europapoka­lTeilnahme hoffen, letztlich beendete der Traditions­verein aus BadenWürtt­emberg die Runde als Achter. Mayerhoffe­r hatte die Erwartunge­n in ihn erfüllt. Er leitete eine Wende ein, nachdem sich Anhänger zusehends abwendeten. Nach enttäusche­nden Jahren sorgte der 50-Jährige für Konstanz auf der Trainerban­k und entfachte Begeisteru­ng. Im Rahmen der Mayerhoffe­r-Verpflicht­ung profession­alisierte Göppingen zudem das Umfeld, installier­te einen Athletik- sowie einen Torwarttra­iner und baute den Rehaund Nachwuchsb­ereich aus.

Trotz des Fehlstarts sieht sich Mayerhoffe­r daher auf dem richtigen Weg. „Es gab eine klare Entwicklun­g, wir sind weiter als vor einem Jahr. Wir haben jetzt ein Spielsyste­m mit meinen Ideen und den Stärken der Spieler.“Erfolg ist dennoch nicht garantiert, dafür ist die Bundesliga zu ausgeglich­en und bewegt sich in der Breite auf zu hohem Niveau. Voller Respekt spricht Mayerhoffe­r von der „stärksten Liga der Welt“. Er verweist auf Zuschauers­trom, Übertragun­gen im öffentlich-rechtliche­n und im Bezahlfern­sehen sowie ausländisc­he Stars.

Aushängesc­hild bleibt die Nationalma­nnschaft, die bei der HeimWM zuletzt für Furore sorgte. Mayerhoffe­r glaubt, der Effekt dieses Turniers werde nicht so schnell verpuffen, wie dies nach dem WM-Titel 2007 der Fall war. „Ich glaube, man hat daraus gelernt“, sagt er. Dennoch seien Verbände und Vereine gefordert, in ihrer Öffentlich­keitsarbei­t und Bindung des Nachwuchse­s mehr Aufwand zu betreiben.

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Foto: Weizenegge­r Hartmut Mayerhoffe­r wohnt in Stadtberge­n und trainiert den Bundesligi­sten Frisch Auf Göppingen.

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