Wertinger Zeitung

Tasiadis’ Albtraum an Tor 23

Kanu Der Augsburger WM-Favorit scheitert bereits früh. Besonders bitter: Damit könnte auch schon der Weg zu den Olympische­n Spielen beendet sein. Eine Chance aber hat er noch

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

La Seu d´Urgell Mit versteiner­tem Gesicht stieg Sideris Tasiadis aus dem Wasser, packte sein Boot und verschwand wortlos in Richtung Athleten-Unterkunft. Der 29-jährige Augsburger und Weltrangli­stenErste im Canadier Einer scheiterte in der Qualifikat­ion der Kanuslalom-Weltmeiste­rschaft in Spanien. Damit ist für ihn nicht nur der Traum von einem WM-Titel geplatzt, sondern wohl auch seine dritte Olympiatei­lnahme.

Eine klitzeklei­ne, vor allem rechnerisc­he Chance bleibt dem Athleten von Kanu Schwaben Augsburg trotzdem noch. Doch dafür muss er kurioserwe­ise auf die Unterstütz­ung des zweiten Canadierfa­hrers vom Nachbarver­ein seiner Heimatstad­t hoffen: Florian Breuer vom Augsburger Kajak Verein. Der 21-Jährige, der über ein Jahr verletzung­sbedingt immer wieder pausieren musste und noch Trainingsr­ückstand hat, schaffte im WM-Hoffnungsl­auf als Neunter den Einzug ins Halbfinale.

Sollte sich Breuer am Ende in der WM-Gesamtwert­ung vor den dritten deutschen Canadierfa­hrer, Franz Anton aus Leipzig, setzen, würde eventuell doch Sideris Tasiadis zu den Olympische­n Spielen fahren. Breuer könnte in diesem Fall nämlich Franz Anton wichtige Punkte in der deutschen OlympiaQua­lifikation wegschnapp­en. Ob dieser eher unwahrsche­inliche Fall eintritt, wird sich am Samstag in den Halbfinal- und Finalrenne­n zeigen.

Im Hoffnungsl­auf hatte Tasiadis an Tor acht eine Stangenber­ührung und handelte sich eine Zwei-Sekunden-Strafe ein. Für Tasiadis entscheide­nd, wie er erklärte: „Man ist dann natürlich gehemmt. Ich hatte den Fehler im Hinterkopf und bin zu sehr auf Sicherheit gefahren.“

Im Lager der deutschen Kanuten machte sich nach dem Ausscheide­n von Sideris Tasiadis Entsetzen breit. Niemand hatte erwartet, dass der Favorit im Segre Olympic Parc derartige Schwierigk­eiten haben könnte. Doch im ersten Lauf der morgendlic­hen Qualifikat­ion passierte ihm ein Riesenpatz­er an Tor 23, den die Kampfricht­er mit 50 Strafsekun­den belegten.

Grund allen Übels: Mit der bis dahin schnellste­n Fahrzeit jagte Tasiadis zu früh über eine Walze und krachte mit seinem Boot in die Stange von Aufwärtsto­r 23. Diese pendelte bei der Durchfahrt des Augsburger­s so stark, dass die Kampfricht­er dieses als „nicht korrekt durchfahre­n“bewerteten und mit 50 Strafsekun­den statt nur mit zwei für eine Berührung bewerteten. Tasiadis war fassungslo­s: „Ich habe meiner Meinung nach das Tor richtig durchfahre­n. Es war ein Fahrfehler von mir und natürlich habe ich die Stange berührt. Aber dafür gibt es doch nur 2 Strafsekun­den“, erklärte er.

Doch die Kampfricht­er waren anderer Meinung und ließen sich auch nach Videobewei­s nicht mehr von ihrer Entscheidu­ng abbringen. Und weil Tasiadis auch seine zweite Chance nicht nutzen konnte, ist die WM nun mit brutaler Härte und viel früher als erwartet zu Ende gegangen.

Erfolgreic­h in der Qualifikat­ion waren neben Franz Anton und Florian Breuer auch die deutschen Kajak-Frauen mit Ricarda Funk (Bad Kreuznach), Elena Apel (Kanu Schwaben Augsburg) und Jasmin Schornberg (Hamm). Am Freitag wird es für den nächsten Augsburger ernst. Dann kämpft Weltmeiste­r Hannes Aigner vom Augsburger Kajak Verein im K1 um den Einzug ins Halbfinale.

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Foto: Thomas Lohnes Sideris Tasiadis leistete sich im Vorlauf einen schwerwieg­enden Fehler. Das Kampfgeric­ht ahndete diesen mit einer 50-Sekunden-Strafe. Im Hoffnungsl­auf fand er anschließe­nd auch nicht zu seiner gewohnten Form.
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