Tasiadis’ Albtraum an Tor 23
Kanu Der Augsburger WM-Favorit scheitert bereits früh. Besonders bitter: Damit könnte auch schon der Weg zu den Olympischen Spielen beendet sein. Eine Chance aber hat er noch
La Seu d´Urgell Mit versteinertem Gesicht stieg Sideris Tasiadis aus dem Wasser, packte sein Boot und verschwand wortlos in Richtung Athleten-Unterkunft. Der 29-jährige Augsburger und WeltranglistenErste im Canadier Einer scheiterte in der Qualifikation der Kanuslalom-Weltmeisterschaft in Spanien. Damit ist für ihn nicht nur der Traum von einem WM-Titel geplatzt, sondern wohl auch seine dritte Olympiateilnahme.
Eine klitzekleine, vor allem rechnerische Chance bleibt dem Athleten von Kanu Schwaben Augsburg trotzdem noch. Doch dafür muss er kurioserweise auf die Unterstützung des zweiten Canadierfahrers vom Nachbarverein seiner Heimatstadt hoffen: Florian Breuer vom Augsburger Kajak Verein. Der 21-Jährige, der über ein Jahr verletzungsbedingt immer wieder pausieren musste und noch Trainingsrückstand hat, schaffte im WM-Hoffnungslauf als Neunter den Einzug ins Halbfinale.
Sollte sich Breuer am Ende in der WM-Gesamtwertung vor den dritten deutschen Canadierfahrer, Franz Anton aus Leipzig, setzen, würde eventuell doch Sideris Tasiadis zu den Olympischen Spielen fahren. Breuer könnte in diesem Fall nämlich Franz Anton wichtige Punkte in der deutschen OlympiaQualifikation wegschnappen. Ob dieser eher unwahrscheinliche Fall eintritt, wird sich am Samstag in den Halbfinal- und Finalrennen zeigen.
Im Hoffnungslauf hatte Tasiadis an Tor acht eine Stangenberührung und handelte sich eine Zwei-Sekunden-Strafe ein. Für Tasiadis entscheidend, wie er erklärte: „Man ist dann natürlich gehemmt. Ich hatte den Fehler im Hinterkopf und bin zu sehr auf Sicherheit gefahren.“
Im Lager der deutschen Kanuten machte sich nach dem Ausscheiden von Sideris Tasiadis Entsetzen breit. Niemand hatte erwartet, dass der Favorit im Segre Olympic Parc derartige Schwierigkeiten haben könnte. Doch im ersten Lauf der morgendlichen Qualifikation passierte ihm ein Riesenpatzer an Tor 23, den die Kampfrichter mit 50 Strafsekunden belegten.
Grund allen Übels: Mit der bis dahin schnellsten Fahrzeit jagte Tasiadis zu früh über eine Walze und krachte mit seinem Boot in die Stange von Aufwärtstor 23. Diese pendelte bei der Durchfahrt des Augsburgers so stark, dass die Kampfrichter dieses als „nicht korrekt durchfahren“bewerteten und mit 50 Strafsekunden statt nur mit zwei für eine Berührung bewerteten. Tasiadis war fassungslos: „Ich habe meiner Meinung nach das Tor richtig durchfahren. Es war ein Fahrfehler von mir und natürlich habe ich die Stange berührt. Aber dafür gibt es doch nur 2 Strafsekunden“, erklärte er.
Doch die Kampfrichter waren anderer Meinung und ließen sich auch nach Videobeweis nicht mehr von ihrer Entscheidung abbringen. Und weil Tasiadis auch seine zweite Chance nicht nutzen konnte, ist die WM nun mit brutaler Härte und viel früher als erwartet zu Ende gegangen.
Erfolgreich in der Qualifikation waren neben Franz Anton und Florian Breuer auch die deutschen Kajak-Frauen mit Ricarda Funk (Bad Kreuznach), Elena Apel (Kanu Schwaben Augsburg) und Jasmin Schornberg (Hamm). Am Freitag wird es für den nächsten Augsburger ernst. Dann kämpft Weltmeister Hannes Aigner vom Augsburger Kajak Verein im K1 um den Einzug ins Halbfinale.