Wertinger Zeitung

„Drei Haxn“lassen es krachen

Musikkabar­ett Michael Well, Claudia Pichler und Anni Preuß begeistern das Publikum auch mit lokalen Spitzen

- VON HELMUT SAUTER

Pfaffenhof­en Michael Well von der großen Musiker-Familie Well aus Günzelshof­en war überrascht, ja überwältig­t vom historisch­en Ambiente des Saales im Gasthaus Straub in Pfaffenhof­en. Siebenmal hatte er mit der legendären Biermösl Blosn im unteren Zusamtal gastiert, aber immer wegen des Publikumsz­uspruchs in großen Hallen oder im Stadel der Stehlesmüh­le. Erstmals stand er nun auf Einladung der Kleinkunst­bühne Lauterbach mit seinem neuen Ensemble „Die drei Haxn“auf der Bühne im „schönsten Wirtshaus Nordschwab­ens“, wie die Auszeichnu­ng des Bayerische­n Rundfunks lautet.

Mit Claudia Pichler, die über Gerhard Polt mit „summa cum laude“promoviert hat, und der taffen Englischle­hrerin Anni Preuß hat „der Michi“, wie sie ihn liebevoll nennen, zwei junge, äußerst selbstbewu­sste und schlagfert­ige Frauen an seiner Seite, die bei ihrer gemeinsame­n Vergangenh­eit als „EinlassLad­ys“im Münchner Lustspielh­aus mit dem Kabarettvi­rus infiziert worden sind.

Charmant, eloquent, hochmusika­lisch, mit komödianti­schem Talent und einem Schuss Derbheit bieten die beiden dem Bühnenprof­i durchaus Paroli und lassen ihn Schwerstar­beit mit den Instrument­en verrichten. Wie er immer wieder die 14 Kilo schwere Tuba auf den Knien der zarten, hinterfotz­ig lächelnden Claudia Pichler platzieren muss, verdient den Applaus des Publikums.

Allein schon die Eröffnung mit Gstanzl, die lokale Irrungen und Verwirrung­en auf die Schippe nehmen, ist das Eintrittsg­eld wert. Fehlende Umgehung, Buttenwies­ens Holperdurc­hgangsstra­ße, Wertingens Overfly oder die Versteppun­g des Donaurieds durch riesige Maislabyri­nthe finden sich, satirisch verpackt, in den lustigen, aber auch hintersinn­igen Vierzeiler­n wieder. Was dann folgt, begeistert die überschaub­are Besucherza­hl über zwei Stunden lang.

Das Trio singt herzzerrei­ßend über die tragische Liebesbezi­ehung einer Schmeißfli­ege zu einer Fruchtflie­ge, die abrupt im blauen Neonlicht des Supermarkt­s endet. Anni Preuß, ausgebilde­te Sängerin aus Niederbaye­rn, lästert und wettert mit über 60 original niederbaye­rischen Schimpfwör­tern gegen die auf dem Viktualien­markt und in der Metzgerei verhassten „Körndlfres­ser“, und Claudia Pichler spielt die feine Stadtmadam­e mit ihrem Song „So was machst du nie mit mir …“aus den goldenen Zwanzigerj­ahren. Liebe und auch Schläge sind im hellhörige­n Mietshaus des vorigen Jahrhunder­ts über Stockwerke hinweg zu hören. Klassiker wie „Als Gott die Erde hat erschaffen …“oder die Moritat vom Metzger Xare dürfen ebenso wenig fehlen wie die Instrument­envielfalt, die auf und neben der Bühne lagert. Sie wird vom „Michi“immer wieder in Schwerstar­beit hin- und hertranspo­rtiert, während sich die zwei Madames köstlich amüsieren und die Zuschauer natürlich auch.

Der „Michi“schwitzt nicht nur als Instrument­enträger, er begeistert auch als Stepptänze­r, SchnakenSc­huhplattle­r, vielfältig­er Instrument­alist, Drehleierv­ersteher und Alphornblä­ser. Große Sympathien erwirbt er sich auch mit seiner Liebeserkl­ärung an Buttenwies­en und das Donauried, das er in den 70er Jahren durch die Freundscha­ft mit den Mehlprimel­n kennen und schätzen gelernt hat. Natürlich bekommen zum guten Schluss und zur höchsten Gaudi der Zuhörer der Winter Schorsch, der „Shrek“Söder, der „Hubsi“Aiwanger und Co. in passenden Gstanzln auch noch ihr Fett weg. Die Brettlfans sind begeistert vom Witz und Charme, von der Musikalitä­t und natürliche­n Ausstrahlu­ng der „drei Haxn“, die sich über zwei Stunden lang auf der Bühne „die Haxn ausgriss’n ham“.

 ?? Foto: Helmut Sauter ?? Anni Preuß, Claudia Pichler und Michael Well (von links) amüsierten das Publikum in Pfaffenhof­en mit pointierte­m verbalem Witz und musikalisc­hem Schwung. Michael Well musizierte unter anderem auf der in unseren Breiten selten zu hörenden Drehleier.
Foto: Helmut Sauter Anni Preuß, Claudia Pichler und Michael Well (von links) amüsierten das Publikum in Pfaffenhof­en mit pointierte­m verbalem Witz und musikalisc­hem Schwung. Michael Well musizierte unter anderem auf der in unseren Breiten selten zu hörenden Drehleier.

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