Asylunterkunft in Thierhaupten brennt
Polizei Mehrere Frauen und Kinder brauchen eine neue Unterkunft. Die Brandursache war vermutlich ein technischer Defekt. Bei dem Feuer wird niemand verletzt, doch der Schaden ist hoch
Thierhaupten Eine Stunde nach Ausbruch des Feuers sitzen die Bewohner der ausgebrannten Asylunterkunft in Thierhaupten auf den Stufen des gegenüberliegenden Hauses. Sie blicken fassungslos auf das Gebäude, aus dem die Feuerwehrleute gerade eine verkohlte Matratze tragen. Die Luft riecht nach Rauch und ein Kind weint.
Ein Großaufgebot von Feuerwehr, Polizei und Rettungskräften war am Donnerstag im Gewerbegebiet in Thierhaupten im Einsatz. Gegen 9.10 Uhr brannte es in einem Übergangswohnheim für Asylbewerber. Dort stehen drei Häuser in Massivholzbauweise, in denen derzeit 42 Bewohner untergebracht sind. Das Feuer brach in einer Wohnung eines Hauses aus. Es griff auf eine weitere Wohneinheit und einen gemeinsamen Aufenthaltsraum über. Außerdem breitete sich der Brand auf die hölzerne Außenfassade und das Dach aus.
Alle Bewohner des Gebäudekomplexes blieben laut Auskunft der Polizei unverletzt. Zum Zeitpunkt des Feuers waren sie nicht im Haus gewesen. Nach aktuellen Schätzungen der Fachleute geht der Sachschaden an dem Gebäude in die Hunderttausende.
Die Polizei erklärte, dass der Brand „augenscheinlich im Bereich des Kühlschranks“ausgebrochen war. Brandstiftung scheidet nach derzeitigen Erkenntnissen der Fachleute aus. Das Wohnhaus, in dem vier Frauen und acht Kinder lebten, ist nach dem Brand nicht mehr bewohnbar.
Zwei der Frauen und vier Kinder hätten im Nachbargebäude untergePlatz bracht werden können. Sie wollten aber auf eigenen Wunsch in eine andere Unterkunft in Diedorf ziehen, da sie der Anblick der ausgebrannten Räume zu sehr erschütterte. Die anderen beiden Frauen und vier Kinder wurden in Nordendorf untergebracht.
Die drei Häuser für Flüchtlinge in Thierhaupten sind seit August 2017 bewohnt, nachdem sie zuvor lange leer gestanden hatten. Sie bieten für bis zu 66 Personen. In der Marktgemeinde kümmert sich laut Bürgermeister Toni Brugger ein Helferkreis um die Asylbewohner. Dieser sei anfangs sehr groß gewesen, da die Flüchtlinge zunächst auch mehr Unterstützung benötigt hätten. Betroffen gemacht hatte Brugger der Tod eines zehnjährigen Jungen aus Nigeria. Dieser war Anfang September bei einem Badeunfall am Baggersee in Thierhaupten ums Leben gekommen. Der Bub war auf einer nicht verankerten Plattform beim Spielen ins tiefe Wasser abgetrieben worden. Doch der Zehnjährige konnte nicht schwimmen, und ging unter. Brugger sagte: „Wenn es Trauer und Schmerz geht, empfinden wir alle gleich.“
Allerdings kam der Bau der Unterkunft nicht bei allen gut an. Im Juni 2016 hatten unbekannte Täter fremdenfeindliche Parolen in das frischgegossene Betonfundament geritzt. Außerdem waren Steine in ein Abflussrohr geworfen worden, die dieses verstopften. Der entstandene Schaden wurde auf 3000 Euro geschätzt.
Für die Feuerwehrleute im Augsburger Land sind es derzeit turbulente Tage. Zuletzt hielt eine Brandserie in Gessertshausen die Rettungskräfte in Atem. Dort hatte es am Mittwoch ein Feuer in einem Jugendheim mitten im Ort gegeben. Das war für die dortigen Feuerwehren der fünfte Brand innerhalb weniger Wochen.