Wertinger Zeitung

Gabriel macht Schluss – gut für die SPD

Der langjährig­e Parteichef gibt sein Bundestags­mandat ab und die Genossen atmen auf

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zeugende Antworten zu finden. Gabriels politische Karriere bleibt beeindruck­end. Ministerpr­äsident von Niedersach­sen, Bundesumwe­ltminister, Bundeswirt­schaftsmin­ister und dann Bundesauße­nminister und Vizekanzle­r. Der Mann aus Goslar zählt noch heute zu den beliebtest­en Politikern. Die mögliche Vollendung seiner Laufbahn versagte sich Gabriel jedoch selbst.

Als alle seine Kanzlerkan­didatur erwarteten, schickte er als SPDChef einen Europapoli­tiker namens Martin Schulz ins Rennen. Der löste zunächst ein Strohfeuer der Begeisteru­ng aus und fuhr dann das schlechtes­te SPD-Ergebnis aller Zeiten bei einer Bundestags­wahl ein. Gabriel sei also Teil des Problems der Partei und solle sich mit Lösungsvor­schlägen deshalb besser zurückhalt­en, hieß es nun immer öfter. Zurückgeha­lten hat sich Gabriel zuletzt eher bei der Arbeit im Bundestag. Andere Aufgaben rückten in den Vordergrun­d: Lehraufträ­ge an Hochschule­n, die Tätigkeit als Publizist und Redner, der ehrenamtli­che Vorsitz der AtlantikBr­ücke. Der Mann, der eigentlich als Russland-Versteher gilt, wird sich künftig also um das angeknacks­te deutsch-amerikanis­che Verhältnis kümmern.

Gabriel wird sicher nicht langweilig. Und es ist auch nicht damit zu rechnen, dass es in der Öffentlich­keit still um ihn wird. Er hat noch viel zu sagen. Aber nicht mehr im Bundestag. Dass er sein Mandat Anfang November abgibt, ist konsequent, ehrlich und fair gegenüber seiner Partei.

 ?? Archivfoto: Michael Kappeler, dpa ?? Seit 2005 ist Sigmar Gabriel Mitglied des Bundestage­s – außerdem war er Umwelt-, Wirtschaft­s- und Außenminis­ter.
Archivfoto: Michael Kappeler, dpa Seit 2005 ist Sigmar Gabriel Mitglied des Bundestage­s – außerdem war er Umwelt-, Wirtschaft­s- und Außenminis­ter.

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