Wertinger Zeitung

Zu viel digitale Unordnung

- VON SARAH SCHIERACK schsa@augsburger-allgemeine.de

Ich habe, der ein oder andere Leser erinnert sich vielleicht, an dieser Stelle schon öfter einmal über das Putzen geschriebe­n oder besser: über meine Abneigung gegen jedwede Form des Putzens. Diese Putz-Phobie bedeutet zwar nicht, dass es in meiner Wohnung aussieht, als würde ich nie sauber machen. Aber jedes Mal, wenn ich schrubbe, wische oder sauge, dann tue ich das mit dem größtmögli­chen Maß an Widerwille­n.

Bisher beschränkt­e sich meine Abneigung auf mein analoges Leben. Mir war nicht bewusst, dass es auch in der digitalen Welt ab und an einen Frühjahrsp­utz braucht. Vor einigen Tagen hörte ich allerdings einen Radio-Beitrag über eine neue Form der Unordnung: digital hoarding, das digitale Horten.

Und was soll ich sagen? Ich fühlte mich sehr angesproch­en, was vielleicht an den 6853 Fotos und 5286 Mails liegen könnte, die aktuell meinen Smartphone-Speicher blockieren. In meinen zweiten MailAccoun­t habe ich lieber gar nicht erst reingescha­ut, der Schock nach der ersten, schnellen Zählung war einfach zu groß.

Digitales Sammeln, habe ich im Radio-Beitrag gelernt, kann ebenso krank machen wie analoges Messie-Verhalten. Aber wann nur soll man denn Zeit finden, um seinen Mail-Eingang auszumiste­n? Vorschläge sind gern willkommen.

Am Ende wurde mir dann doch noch ein wenig Mut gemacht.

10 000 bis 20 000 Mails im Postfach seien durchaus normal, zitierten die Macher des Beitrags eine Wissenscha­ftlerin. Bei mir ist also durchaus noch Luft nach oben. Oder anders formuliert: Ich kann mich weiter auf das analoge Putzen konzentrie­ren.

 ?? Foto: stock.adobe.com ?? 739 ungelesene Mails – aber wie findet man die Zeit für einen digitalen Frühjahrsp­utz?
Foto: stock.adobe.com 739 ungelesene Mails – aber wie findet man die Zeit für einen digitalen Frühjahrsp­utz?

Newspapers in German

Newspapers from Germany