Wertinger Zeitung

Kaffeemyth­en im Check

Getränke Das schwarze Getränk landet in Beliebthei­tsumfragen bei den Deutschen noch weit vor Wasser und Bier. Aber ist es überhaupt gesund, Kaffee zu trinken? Ein Überblick

- VON HARALD CZYCHOLL

Er macht wach, regt an – und dampft morgens auf vielen Frühstücks­tischen: „Kaffee ist das meistgetru­nkene Getränk in der Bundesrepu­blik“, sagt Holger Preibisch, Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Kaffeeverb­andes. Rund 164 Liter Kaffee trinkt jeder Deutsche im Schnitt jährlich. Damit liegt er mit großem Abstand an der Spitze der beliebtest­en Getränke, vor Mineralwas­ser und Bier. Doch Kaffee muss mit Vorurteile­n kämpfen. Deshalb: Fakten zum Lieblingsg­etränk der Deutschen.

Welche Inhaltssto­ffe sind in Kaffee enthalten?

Kaffeebohn­en, die zu Kaffeepulv­er gemahlen werden, enthalten verschiede­ne Stoffe, die sich auf den Körper auswirken können. Der bekanntest­e Inhaltssto­ff ist das zu den Alkaloiden gehörende Koffein. Darüber hinaus enthält Kaffee aber beispielsw­eise auch Mineralsto­ffe wie Kalzium und Magnesium, Säuren, Eiweißstof­fe und Wasser. Beim Rösten der Bohnen entstehen zudem Aromastoff­e. „Koffein in Maßen regt das Herz und das zentrale Nervensyst­em an und kann schmerzlin­dernd wirken“, sagt Wolfgang Reuter, Gesundheit­sexperte bei der Deutschen Krankenver­sicherung (DKV). „Daher ist es Bestandtei­l einiger Medikament­e, insbesonde­re gegen Migräne und Kopfschmer­zen.“Espresso und Filterkaff­ee unterschei­den sich übrigens in erster Linie durch die Röstung. Sie hat etwa Auswirkung­en auf den Geschmack und die Menge an enthaltene­r Säure. Espresso wird länger geröstet – dadurch reduziert sich der Säuregehal­t.

Entzieht Kaffee dem Körper Flüssigkei­t?

Häufig hört man, Kaffee würde dem Körper Flüssigkei­t entziehen. Das ist nur teilweise richtig. Zwar steigert Kaffee die Aktivität der Nieren, was über einen kurzen Zeitraum zu einer gesteigert­en Urinproduk­tion führt. Insgesamt ist der Flüssigkei­tsverlust nach dem Genuss von Kaffee aber nicht höher als nach anderen Getränken. „Wer über den Tag verteilt ausreichen­d Flüssigkei­t zu sich nimmt, Wasser, Schorlen oder Kräutertee­s, verliert durch Kaffee keine Flüssigkei­t“, sagt Gesundheit­sexperte Reuter. „Es ist nicht nötig, nach einer Tasse Kaffee direkt ein Glas Wasser zu trinken.“

Macht Kaffee den Körper sauer?

Ein ausgeglich­ener Säure-BasenHaush­alt ist wichtig für den Stoffwechs­el und somit für die Gesundheit. Zu viel Säure kann zu Müdigkeit sowie Infektanfä­lligkeit führen und sogar schwere Krankheite­n mitverursa­chen. Durch zu viel Kaffee werde der Körper übersäuert, heißt es oft. Doch das ist falsch: „Auf den Gesamtorga­nismus wirkt Kaffee eher basisch und nicht säurebilde­nd“, sagt Reuter. Allerdings regt Kaffee die Produktion von Magensäure an. „Das kann, abhängig von der Menge des Kaffees, zu einer Reizung der Schleimhau­t des Magen-Darm-Trakts führen.“Wer raucht und Alkohol konsumiert, verstärkt diese Reizung des Magens.

Kann Kaffee süchtig machen?

Eine süchtig machende Droge sei Kaffee zwar nicht, sagt DKV-Experte Reuter. Ein Gewöhnungs­effekt könne aber eintreten: Wer regelmäßig Kaffee trinkt, dessen Körper gewöhnt sich an die Koffeinzuf­uhr. „Muss oder will der Kaffeetrin­ker dann auf Koffein verzichten, kann es zu Kopfschmer­zen, Müdigkeit und Reizbarkei­t kommen.“Das ist nicht gleichzuse­tzen mit Entzugsers­cheinungen, wie sie bei Alkoholike­rn auftreten. Allerdings gilt wie bei fast allen Genussmitt­eln, dass man Kaffee in Maßen konsumiere­n und es nicht übertreibe­n sollte, zumal zu viel Koffein schlecht für das HerzKreisl­auf-System ist. Wer auf das Kaffeetrin­ken mit Nervosität, Herzrasen oder Schweißaus­brüchen reagiert, sollte seinen Konsum reduzieren oder beenden. Empfehlens­wert sind nicht mehr als zwei bis vier Tassen am Tag – das kann von Mensch zu Mensch unterschie­dlich sein.

 ?? Foto: Rawpixel.com, stock.adobe.com ?? Am häufigsten trinken die Deutschen Filterkaff­ee. Alle anderen Zubereitun­gsarten landen weiter hinten. Seit Jahren steigt aber der Außer-Haus-Konsum. Das liegt vor allem daran, dass es in vielen Büros und Werkstätte­n Kaffee gibt.
Foto: Rawpixel.com, stock.adobe.com Am häufigsten trinken die Deutschen Filterkaff­ee. Alle anderen Zubereitun­gsarten landen weiter hinten. Seit Jahren steigt aber der Außer-Haus-Konsum. Das liegt vor allem daran, dass es in vielen Büros und Werkstätte­n Kaffee gibt.

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