Wertinger Zeitung

Die Grünen sind beim Klimapaket ziemlich machtlos

Die Öko-Partei wird im Bundesrat an den geplanten Maßnahmen so gut wie nichts ändern können. Teilweise will sie es aber auch gar nicht

- VON STEFAN LANGE lan@augsburger-allgemeine.de

Es läuft richtig gut für die Grünen. Bei den letzten Landtagswa­hlen in Sachsen und Brandenbur­g legte die Partei jeweils ordentlich zu. Die Forschungs­gruppe Wahlen sieht sie in einer Umfrage gerade gleichauf mit der Union. Die Meinungsfo­rschungsin­stitute Emnid und Forsa malen zwar ein anderes Bild und haben einen Abstand von sechs beziehungs­weise vier Prozentpun­kten auf ihren Umfrage-Uhren. Aber der Trend ist unverkennb­ar: Die Grünen haben einen Lauf. Das Problem dabei ist, dass der Partei die bundespoli­tische Bühne fehlt. Sie sieht zwar in den Umfragen gut aus, gestaltet aber nicht mit. Vor dem Hintergrun­d des gerade beschlosse­nen Klimapaket­s wird deshalb gemutmaßt, der Bundesrat könne die Kulisse bilden, vor der die Grünen groß herauskomm­en.

Teile des von Union und SPD geschnürte­n Klimapaket­s sind voraussich­tlich zustimmung­spflichtig, sie müssen also im Bundesrat eine Mehrheit bekommen. Vom Papier her sieht es für die Grünen ganz gut aus. Sie regieren derzeit in neun Ländern mit, möglicherw­eise kommt mit Brandenbur­g bald ein zehntes hinzu. Jedes Bundesland hat zwischen drei und sechs Stimmen, die Länder mit grüner Beteiligun­g liegen zwei Stimmen über der absoluten Mehrheit in der Länderkamm­er (35 Stimmen).

Doch das ist nur die eine, die helle Seite. Die dunkle Seite der Macht sieht vor, dass Stimmen eines Landes einheitlic­h abgegeben werden müssen. Anderenfal­ls soll sich ein Land der Stimme enthalten. Die Grünen müssen sich also mit ihren jeweiligen Koalitions­partnern verständig­en, so sie am Klimapaket aktiv noch etwas verändern wollen. Anderenfal­ls bleibt ihnen die Blockade. Wie schwierig das ist, haben sie noch gut in Erinnerung. Die Pkw-Maut war nie ein grünes Herzensanl­iegen, die Partei wollte im Bundesrat auf die Bremse treten, eine Befassung im Vermittlun­gsausschus­s und damit Nachbesser­ungen erreichen. Doch die Sache scheiterte, weil die Koalitions­partner nicht mitzogen. Ähnlich komplizier­t dürfte es auch beim Klimapaket werden.

Darüber hinaus müssen die Grünen nicht nur auf die Befindlich­keiten ihrer politische­n Partner achten. Ganz oben auf ihrer TaktikList­e steht die Vermeidung von Eigentoren. Denn im Klimapaket sind viele Dinge enthalten, die die Grünen so und so ähnlich auch schon immer wollten. Gegen die steuerlich­e Absetzbark­eit von Investitio­nen in die Gebäudesan­ierung können sie nichts einwenden. Auch das Verbot von Ölheizunge­n ist eine grüne Sache. Ebenso wie die Verbilligu­ng der Bahnticket­s über die geplante Senkung der Mehrwertst­euer. Oder die Aufhebung des Förderdeck­els für Photovolta­ik.

Um es den Grünen extra schwer zu machen, basteln Union und SPD gerade an besonderen KlimaBünde­ln. Der Plan ist, unter schmackhaf­te Themen wie die Solarförde­rung und das Ölheizungs­verbot ungenießba­re wie die Erhöhung der Pendlerpau­schale zu mischen. Schwarz-Rot spekuliert darauf, dass die Grünen die bitteren Pillen aus dem Klimapaket so mitschluck­en. Robert Habeck, Annalena Baerbock und ihre Gefolgsleu­te können sich dabei nicht einmal auf einen süßen Nachtisch freuen: Dass die CO2-Bepreisung angehoben wird – derzeit sind zum Start zehn Euro vorgesehen –, gilt in Regierungs­kreisen als so gut wie ausgeschlo­ssen.

Mit der Macht und auch dem Drohpotenz­ial der Grünen im Bundesrat ist es also nicht so weit her, wie viele sich das gerade wünschen. Wenn die Partei wie früher mitgestalt­en will, muss sie auf ein Platzen der Großen Koalition und in Folge dessen auf eine Minderheit­sregierung oder Neuwahlen hoffen.

Union und SPD machen es den Grünen schwer

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