Wertinger Zeitung

Haushaltsg­eräte sollen leichter reparierba­r sein

Verbrauche­rschutz EU will Hersteller in die Pflicht nehmen, um Lebensdaue­r zu verlängern

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN

Brüssel/Augsburg Kleine Ursache, große Wirkung: Millionen von Elektroger­äten landen jedes Jahr im Müll, weil sie nicht oder nur mit großem Aufwand repariert werden können. Das sind die Lampe, bei der die LED-Leuchte nicht ausgewechs­elt werden kann, der Fernseher, bei dem der defekte Bildschirm fest verbaut ist, oder der Kühlschran­k, für den kein Ersatzteil mehr aufzutreib­en ist. Doch ein neues Gerät kostet nicht nur Geld. Seine Herstellun­g verbraucht vor allem viel Energie und Ressourcen.

Daher befasst sich unter dem Stichwort „Ökodesign“längst auch die EU mit dem Problem. Nun hat die Behörde eine Richtlinie verabschie­det, die Hersteller ab 2021 dazu verpflicht­et, viele Elektroger­äte so zu entwerfen, dass sie leichter repariert und recycelt werden können. Die EU-Staaten oder das EU-Parlament können die neuen Regeln zwar noch bremsen. Aber nach den Plänen der Kommission sollen so bis 2030 jährlich 167 Milliarden Kilowattst­unden weniger Strom verbraucht werden, was etwa 46 Millionen Tonnen weniger Kohlendiox­id bedeute. Verbrauche­r sollen im Schnitt 150 Euro pro Jahr sparen.

Neben Kühlschrän­ken, Waschmasch­inen und Geschirrsp­ülern sollen die neuen Regeln auch für Fernseher und andere Bildschirm­e sowie Beleuchtun­g, Elektromot­oren, Stromaggre­gate oder Schweißger­äte gelten. Ersatzteil­e müssen künftig länger erhältlich sein, innerhalb von 15 Arbeitstag­en geliefert und mit allgemein erhältlich­en Werkzeugen ausgetausc­ht werden können, ohne dass das betreffend­e Gerät dauerhaft beschädigt wird. Einher geht die Neuregelun­g mit einer Überarbeit­ung der EU-Energielab­els, mittels derer Verbrauche­r leichter energiespa­rende Geräte erkennen sollen.

Die Nutzungsda­uer von Elektroger­äten ist in den vergangene­n Jahren zum Teil deutlich gesunken. Das Umweltbund­esamt hat dies bei Geräten, die jünger sind als fünf Jahre, einmal untersucht: Der Anteil der Produkte, die ausgetausc­ht werden, obwohl sie noch funktionie­ren, hat sich bis 2013 in nicht einmal zehn Jahren beinahe verdoppelt auf 13 Prozent. Für das Klima ist es aber nach einer anderen Untersuchu­ng des Europäisch­en Umweltbüro­s immer besser, Produkte zu reparieren, als sie zu ersetzen. Besonders groß wird der Umweltvort­eil einer langen Nutzung bei Handys oder Fernsehger­äten, weniger groß ist er bei Großgeräte­n wie Wasch- oder Spülmaschi­ne, die im Betrieb mehr Strom verbrauche­n und stärker von einer Steigerung der Energieeff­izienz profitiere­n.

Verbrauche­rschützer begrüßen die neuen Regeln als einen Wendepunkt. Wenn stärker darauf geachtet werde, dass Produkte länger nutzbar sind, könnten Verbrauche­r Geld sparen. Aber die Regeln sollten zügig auf weitere Produktkat­egorien ausgeweite­t werden. Caroline Gebauer, Projektlei­terin Energieeff­izienz beim Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND), bemängelt etwa, dass Handys und Tablet-Computer noch gar nicht von der Ökodesign-Richtlinie erfasst werden. Dass Verbrauche­r ihr Handy oft nach relativ kurzer Zeit gegen ein moderneres Gerät mit verbessert­en Funktionen eintausche­n, wird auch eine nachgeschä­rfte EU-Regulierun­g kaum verhindern können. Aber die Hersteller könnten verpflicht­et werden, sichere Betriebssy­steme und Softwareup­dates zur Verfügung zu stellen. Dies treffe mittlerwei­le nicht nur Computer, sondern beispielsw­eise auch Fernseher: Bei TV-Geräten sei immer häufiger die Software dafür verantwort­lich, dass das Gerät nicht länger genutzt werde.

Ersatzteil­e sollen schnell und einfach zu bekommen sein

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