Wertinger Zeitung

Wieder steife Brise in Wortelstet­ten

Windkraft Ein neues Projekt auf der Anhöhe über Buttenwies­en sorgt für Diskussion­sstoff. Dabei gibt es noch keine genauen Informatio­nen. Wie der Gemeindera­t mit dem Thema umgeht

- VON HERTHA STAUCH

Ein neues Windkraft-Projekt auf der Anhöhe über Buttenwies­en sorgt für Diskussion­en. Wie der Gemeindera­t damit umgeht.

Buttenwies­en Noch gibt es keine konkrete Informatio­n, doch ein Karton voller Protestbri­efe liegt schon im Rathaus. Bürgermeis­ter Hans Kaltner wollte sie in der Sitzung des Gemeindera­tes am Montagaben­d eigentlich gar nicht annehmen – denn er sei die falsche Adresse, wie er vergeblich zu erklären versuchte. Es geht um das Thema Windkraft, das im Ortsteil Wortelstet­ten wieder für eine steife Brise sorgt. Die in Illemad ansässige Firma GP Joule, die auf erneuerbar­e Energien spezialisi­ert ist, plant den Bau eines interkommu­nalen Windparks im Bereich der Gemeinden Buttenwies­en, Ehingen und Kühlenthal.

Erste Gespräche über das Vorhaben mit den Bürgermeis­tern hat es schon gegeben, berichtete Hans Kaltner. Daraufhin habe er die Windkraftg­egner in Wortelstet­ten und die Gemeinderä­te vor Ort informiert. Auch Gespräche mit den von der Windanlage betroffene­n Grundeigne­rn habe es schon gegeben. Am 27. Oktober werde GP Joule die Bevölkerun­g im Detail über ihre Pläne informiere­n, wusste Kaltner: „Grundsätzl­ich soll die Bevölkerun­g entscheide­n, ob sie sich diese Windräder vorstellen kann, oder nicht.“

Er habe großes Verständni­s für die Wortelstet­tener, dass sie dem Vorhaben skeptisch gegenüber stehen, meinte Kaltner. Denn auf dem Hochplatea­u zwischen Wortelstet­ten und Neuweiler gibt es bereits drei Windräder. Sein Verständni­s berechtige aber weder ihn noch den Gemeindera­t, die von GP Joule geplanten Anlagen grundsätzl­ich abzulehnen. Zunächst müssten alle Informatio­nen auf dem Tisch sein, dann werde entschiede­n. Kaltner: „Ich finde es ausgesproc­hen gut und richtig, dass die Bevölkerun­g die Rahmenbedi­ngungen mitgestalt­en darf und soll. Und ich bin der Firma GP Joule ausgesproc­hen dankbar dafür, dass hier ein völlig ergebnisof­fener Dialog durchgefüh­rt wird.“Kein Verständni­s habe er, wenn diese Anlagen von vorneherei­n möglichst diskussion­slos abgelehnt werden, sagte Kaltner: „Dies kann sich zumindest ein verantwort­ungsbewuss­ter Gemeindera­t nicht erlauben“.

Kaltner Appell verhallte – zumindest in der Gemeindera­tssitzung – ungehört. Der Wortelstet­tener Windkraftg­egner Manfred Heise hatte schon mobil gemacht und Unterschri­ften gesammelt, die er dem widerstreb­enden Kaltner in die Hand drückte. Im Protestbri­ef – Titel: „Drei Windräder sind genug“– legen die Gegner ihre Beweggründ­e dar. Sie lehnen das Vorhaben von GP Joule grundsätzl­ich ab und forden Gemeindera­t auf, dies auch zu tun. Befürchtet wird „eine Umzingelun­g mit Windanlage­n“. Wortelstet­ten habe mit drei vorhandene­n Windrädern bereits seinen Beitrag für die Energiewen­de geleistet.

Der Gemeindera­t hatte schon vor der Übergabe der Protestbri­efe detaillier­t über die Windkraft diskutiert und bei drei Gegenstimm­en ohne Einwendung­en die Aufhebung des Teilfläche­nnutzungsp­lans Windkraft der Stadt Wertingen akzeptiert. Der Stadtrat Wertingen hatte im Februar dieses Jahres beschlosse­n, vier an der Grenze zur Gemeinde Buttenwies­en ausgewiese­ne Konzentrat­ionsfläche­n für Windkraft zu streichen und die 10-H-Regelung, wie sie in Bayern üblich ist, einzuführe­n. Das bedeutet, dass Windkrafta­nlagen einen Mindestabs­tand vom 10-fachen ihrer Höhe zu Wohngebäud­en haben müssen. Tatsächlic­h kann deshalb bei Hohenreich­en, Possenried und – diese Stadtteile liegen an den Windkonzen­trationsfl­ächen an der Grenze zu Buttenwies­en/ Wortelstet­ten – kein Windrad mehr gebaut werden.

Bürgermeis­ter Hans Kaltner zeigte sich „froh, dass die Stadt Wertingen dies beschlosse­n hat und dort keine Windräder baut“. Gegen die Entscheidu­ng der Stadt Wertingen votierten Helmut Kehl, Gernot Hartwig und Josef Hofer. Letzterer appelliert­e an den Gemeindera­t, das Klimaabkom­men der Bundesregi­erung zu unterstütz­en. Hofer: „Wenn alle ausscheren, lassen sich solche Abkommen nicht umsetzen.“Die Einführung der 10-H-Regelung in Bayern bezeichnet­e Hofer als „Trittbrett­fahrerei“– alle anderen Bundesländ­er haben diese Regelung nicht und halten Windkrafta­nlagen vor. Gemeindera­t Richard Hiesinger befand hingegen: „Wenn 10-H-Regelung in Bayern, dann auch bei uns.“Ebenso argumentie­rdern

„Ein Bürgerents­cheid wäre notwendig.“

Gemeindera­t Manfred Hartl

te Karl-Heinz Rathgeb, Gemeindera­t aus Wortelstet­ten: „Wir müssen die 10-H-Regelung unterstütz­en, dass wir in Wortelstet­ten nicht noch mehr Windräder bekommen.“Manfred Hartl befand: „Beim Thema Windkraft muss jeder mit sich ins Reine kommen. Ein Bürgerents­cheid wäre notwendig.“In diesem Zusammenha­ng diskutiert­e der Gemeindera­t auch über die „Fridays for Future“-Bewegung. Bürgermeis­ter Kaltner meinte, dass gerade wegen der „massiven Anklage der jungen Demonstran­ten“gegen die amtierende­n Politiker verantwort­ungsbewuss­tes Handeln beim Thema Windkraft notwendig sei. Kaltner dachte gar, dass wegen des KliHirschb­ach manotstand­s zukünftig an der 10-H-Regelung wieder gerüttelt werden könnte. Es gelte zu beachten, dass dann Windanlage­n wieder privilegie­rt seien und es Mitsprache­recht sehr eingeschrä­nkt werde. Josef Hofer betonte, dass er den Gemeindera­t als untere Handlungse­bene der Bundesrepu­blik verstehe: „Das was beschlosse­n wird, müssen wir umsetzen“. Unser Wohlstand baue darauf, dass jeder seine Stärken zur Verfügung stelle.

Da widersprac­h ihm Heidi Scherer: „Als Gemeinderä­tin bin ich nicht Ausführung­sorgan der Bundesrepu­blik, sondern ich stelle die Interessen der Gemeinde in den Fokus.“Werner Kleine-Brockhoff versteht die Aktionen der Jugendprot­estbewegun­g nicht: „Die Jugend lebt in Saus und Braus und beschwert sich. Es reicht. Wenn die 10-H-Regelung fällt, dann können wir nicht mehr steuernd eingreifen.“

 ?? Foto: Andreas Dengler ?? Sonnenblum­en und Windkraft – wie hier auf dem Hochplatea­u bei Wortelstet­ten – sind ein Symbol für die Energiewen­de. Auf den Fluren bei Wortelstet­ten stehen bereits drei Windanlage­n. Jetzt gibt es neue Pläne eines Investors.
Foto: Andreas Dengler Sonnenblum­en und Windkraft – wie hier auf dem Hochplatea­u bei Wortelstet­ten – sind ein Symbol für die Energiewen­de. Auf den Fluren bei Wortelstet­ten stehen bereits drei Windanlage­n. Jetzt gibt es neue Pläne eines Investors.

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