Wertinger Zeitung

Die Post will mehr Geld verdienen

Logistik Sowohl bei den Paketen als auch den Briefen ist der Bonner Konzern mit großem Abstand Marktführe­r. Auch global sind die Bonner gut aufgestell­t. Doch wie geht es weiter?

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Frankfurt/Main Ob Roboter in Lagerhäuse­rn oder neue Technik zur Datenauswe­rtung: Die Deutsche Post will ihre Investitio­nen in die Digitalisi­erung deutlich erhöhen. Bis 2025 sollen rund zwei Milliarden Euro ausgegeben werden, um die „digitale Transforma­tion“zu beschleuni­gen, wie der Konzern mitteilte. Eine Vergleichs­zahl liegt nicht vor, nach Post-Angaben ist es aber wesentlich mehr als bisher. Durch automatisi­erte Abläufe soll die Arbeit effiziente­r und Routen auf öffentlich­en Straßen oder in riesigen Depots verbessert werden. Zudem will die Firma verstärkt auf Roboter setzen. „Technologi­e wird unsere Effizienz verbessern“, sagte Konzernche­f Frank Appel.

Als Beispiel nannte er eine neue Technik, mit der Briefe zukünftig nicht nur nach Hausnummer­n, sondern auch nach Lage der Briefkäste­n an Hochhäuser­n vorsortier­t werden – dadurch soll leichter zugestellt werden, und die Zahl falsch einsortier­ter Briefe soll sinken. Zudem könnte die Ladung von Frachtflie­gern in internen Berechnung­en besser prognostiz­iert werden, wodurch Kosten sinken sollen.

Zweiter Eckpunkt der Langfristp­lanung ist ein neues Gewinnziel. Bisher peilt die Deutsche Post DHL ein Betriebser­gebnis (Ebit) von mindestens fünf Milliarden Euro pro Jahr an – so sieht es die alte, 2014 festgelegt­e Strategie mit dem Zieljahr 2020 vor. Damals kam der Konzern auf ein Betriebser­gebnis von nur drei Milliarden Euro – in sechs Geschäftsj­ahren sollte das Ebit also um zwei Milliarden Euro wachsen. Als neues Ziel werden 5,3 Milliarden Euro angepeilt, und zwar im Geschäftsj­ahr 2022. Die Post plant also mit einem wesentlich langsamere­n Wachstum.

Finanzvors­tand Melanie Kreis sprach von einer „eher vorsichtig­en Annahme“mit Blick auf die globale Konjunktur­entwicklun­g – trübt die sich noch mehr ein und schwelen Handelskon­flikte weiter, würde das auch den Bonner Konzern treffen. „Wir sind nicht komplett immun zu dem, was um uns herum passiert“, sagte Kreis. Die Zeiten des kräftigen Wirtschaft­swachstums seien zwar vermutlich vorbei. „Aber wir sind noch immer überzeugt, dass es ein sehr gesundes Wachstum gibt in unseren Kerngeschä­ften“, sagte sie.

An der Börse sorgte die Strategie für keine große Begeisteru­ng, der Post-Aktienkurs sank etwas. Daniel Roeska vom US-Analysehau­s Bernstein Research bewertete die Maßnahmen und Ziele des Logistikko­nzerns eher als „Evolution“denn als „Revolution“. Die US-Investment­bank Goldman Sachs bewertete die Post-Zukunft positiv – die Bank geht von einem operativen Ergebnis von 5,8 Milliarden Euro im Jahr 2022 aus und damit deutlich mehr, als der Bonner Konzern als Mindestzie­l anpeilt.

Post-Chef Frank Appel trat bei der Präsentati­on mit breiter Brust auf. „Dieses Unternehme­n hatte noch nie so eine gute Position wie heute“, sagte er. Man habe ein „sehr ausgewogen­es Portfolio“. Neben dem Brief- und Paketgesch­äft in Deutschlan­d bietet der frühere Staatsmono­polist unter anderem Frachtgut-Transporte und ExpressZus­tellungen, bei letzten handelt es sich vor allem um eilige Dokumente für Firmen. Von seinen weltweit rund 550 000 Mitarbeite­rn des Konzerns sind 222000 in Deutschlan­d tätig.

Die Logistikbr­anche ist im Umbruch: Das Briefgesch­äft schrumpft, weil im Internetze­italter immer weniger Menschen zum Stift greifen. Die Paketbranc­he hingegen boomt wegen des Online-Handels: Viele Menschen kaufen im Internet ein statt in der Innenstadt. Das ist ein Wachstumst­reiber für die Paketzuste­ller. Der Konkurrenz­kampf ist aber hart: Wettbewerb­er wie Hermes und DPD mischen kräftig mit. Kopfschmer­zen bereitet den Firmen der Arbeitsmar­kt – die Branche sucht händeringe­nd nach Fahrern. Zudem nimmt der Großkunde Amazon inzwischen die Zustellung auch in die eigene Hand, teilweise mit eigenen Fahrern. Appel gibt sich beim Thema Amazon gelassen – er rechne damit, dass der US-Riese auch 2025 noch ein großer Kunde seines Konzerns sein werde, sagte er.

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Foto: dpa Post-Chef Frank Appel trat bei der Präsentati­on mit breiter Brust auf.

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