Wertinger Zeitung

Altmaier und Scholz ringen um den Soli

Mittelstan­d Anfang Dezember will der Minister die komplette Abschaffun­g anpacken

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin Nach anderthalb Jahren im Amt tut der Bundeswirt­schaftsmin­ister das, was die Unternehme­n von ihm erwarten. Peter Altmaier (CDU) will mit Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) in den Ring steigen, um Entlastung­en für die Wirtschaft durchzubox­en. Den Solidaritä­tszuschlag vollständi­g streichen und einen doppelten Deckel auf Steuern und Sozialabga­ben, lautet sein Konzept, um die Wettbewerb­sfähigkeit der deutschen Firmen zu stärken. Der Ansatz findet sich in seiner Mittelstan­dsstrategi­e, die nun final vorliegt und die er am Dienstag in Berlin vorstellte. Das Projekt Entlastung würde die Finanzämte­r Milliarden an Einnahmen kosten. Weil das den Staat überforder­n würde, geht Altmaier schrittwei­se vor.

Zunächst soll der Soli für alle fallen und nicht bloß für 90 Prozent der Steuerzahl­er, wie es von Schwarz-Rot beschlosse­n ist. Diese restlichen zehn Prozent würden sehr teuer. Das Finanzmini­sterium beziffert die Kosten mit zehn Milliarden Euro pro Jahr. „Ich werde dafür werben, dass wir nach dem Parteitag des Koalitions­partners … noch einmal überprüfen, was kurzfristi­g zu regeln ist“, sagte Altmaier.

Die SPD tritt über das Nikolauswo­chenende zusammen, um eine neue Spitze zu wählen und sich zu entscheide­n, ob sie in der Großen Koalition bleiben will. Je nachdem, wie die Genossen votieren, könnte es mit der Komplettab­schaffung des Soli sehr rasch vorbei sein. Überrasche­nde Unterstütz­ung bekommt der CDU-Minister vom konservati­ven Flügel der Sozialdemo­kraten. In einem Steuerpapi­er plädiert der sogenannte Seeheimer Kreis für das Ende des Steueraufs­chlags zur Finanzieru­ng des Aufbaus Ost.

Auf den doppelten Deckel für Sozialabga­ben und die Unternehme­nsteuern, wie zum Beispiel die Gewerbeund Körperscha­ftsteuer, müssen die Unternehme­n auf jeden Fall noch länger warten. Nach Altmaiers Plan sollen die Abgaben für Renten-, Kranken- und Pflegevers­icherung nicht über die Marke von 40 Prozent des Bruttolohn­es klettern. Derzeit liegen sie minimal darunter. Die Obergrenze will der CDU-Mann sogar grundgeset­zlich festschrei­ben lassen. „Hierzu werden wir uns dafür einsetzen, dass ein entspreche­nder Sozialabga­bendeckel im Grundgeset­z verankert wird“, heißt es in seinem Mittelstan­dspapier. Dafür braucht es die Zustimmung der Bundesländ­er, weshalb der Wirtschaft­sminister eine Kommission mit ihnen einrichten will. Derartige Prozesse, die tief in die Rechtsordn­ung eingreifen, dauern eher Jahre als Monate.

Die Obergrenze für die Steuern auf Gewinne wird nach dem Willen Altmaiers künftig bei 25 Prozent liegen. Heute sind es im Durchschni­tt rund 30 Prozent. Weil die Felle für die laufende Legislatur­periode schon verteilt sind, soll die kommende Regierung nach den Wahlen 2021 die Erleichter­ung für Unternehme­n auf den Weg bringen.

Der Wirtschaft­sminister setzt darauf, dass sich die Staatskass­e trotz Konjunktur­flaute weiter füllt. Mögliche Mehreinnah­men sollen gezielt für die Betriebe verwendet werden. „Dies wäre eine Maßnahme, die in enormem Umfang neue Investitio­nen … freisetzen würde“, sagte Altmaier. Das Finanzmini­sterium hat berechnet, wonach zum Beispiel die Absenkung der Körperscha­ftsteuer um fünf Prozentpun­kte auf zehn Prozent jedes Jahr 17 Milliarden Euro kosten würde. Die Steuereinn­ahmen müssten also weiter kräftig sprudeln, um das Projekt stemmen zu können.

Nachdem der CDU-Minister zuletzt einen schweren Stand bei den Unternehme­rn hatte, kommt seine Strategie für den Mittelstan­d gut an. „Nun muss das Ministeriu­m alles dafür tun, um parteitakt­isches Klein-Klein zu überwinden und dem Papier auch Taten folgen lassen“, verlangte der Bundesverb­and der Deutschen Industrie (BDI). Neben den Steuern müssten auch die Strompreis­e niedriger werden, forderte der Verband.

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Foto: dpa Peter Altmaier hat seine Mittelstan­dsstrategi­e vorgestell­t.

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