Wertinger Zeitung

Ran an die Stromkoste­n

- VON CHRISTIAN GRIMM gch@augsburger-allgemeine.de

Wirtschaft­sminister Peter Altmaier hat seine in den Chefetagen lang erwartete Strategie für den Mittelstan­d fertiggest­ellt. Kann der Minister entscheide­nde Punkte in praktische Politik umsetzen, wird er das schwer belastete Verhältnis seiner Union zur deutschen Wirtschaft kitten können.

Zuletzt hatten die Erben Ludwig Erhards aus Unternehme­rsicht einen noch schlimmere­n Ruf als die Sozialdemo­kraten. Die vollständi­ge Streichung des Solis, die Senkung der Körperscha­ftsteuer und eine Obergrenze für Sozialabga­ben würden die Herzen von Unternehme­rn dagegen höherschla­gen lassen.

Während der SPD beim Solidaritä­tszuschlag mit viel Glück noch Zugeständn­isse abgerungen werden können, sind die beiden anderen Entlastung­en aber Projekte für die nächste Bundesregi­erung. In welchen Konstellat­ionen Deutschlan­d dann regiert wird, weiß heute noch kein Mensch.

Die drückendst­e Last für die Betriebe des verarbeite­nden Gewerbes sind außerdem gar nicht die Steuern, sondern die hohen Preise für Strom und Energie. Deutschlan­d liegt schon heute europaweit an der Spitze bei den Energiekos­ten. Die geplante Mini-Entlastung bei der Ökostromum­lage wird den Trend nicht umkehren. Altmaier will deshalb auch an die Netzgebühr­en ran, aber erst 2023. Den Unternehme­n hierzuland­e brächte es mehr, würde die Bundesregi­erung die Energiekos­ten schneller und beherzter trimmen. Die SPD könnte solch einen Schritt als Partei der Industriea­rbeiter besser verkaufen als Steuersenk­ungen für das Kapital. Schwarz-Rot könnte also etwas für die Wirtschaft tun, was beide Seiten als Erfolg verkaufen könnten.

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