Wertinger Zeitung

Millionen fürs Image der Bauern

Ministerin kündigt Werbekampa­gne an

- VON HENRY STERN

München Mit einer groß angelegten, vielleicht auch provokante­n Imagekampa­gne für heimische Lebensmitt­el will Landwirtsc­haftsminis­terin Michaela Kaniber (CSU) kritische Verbrauche­r in Bayern dazu bringen, über ihr eigenes Konsumverh­alten nachzudenk­en: Über den brennenden Urwald im Amazonas klagen, aber gleichzeit­ig beim Discounter billige Steaks aus Argentinie­n kaufen – „das passt nicht zusammen“, findet die Ministerin.

Die Fünf-Millionen-Euro-Kampagne soll deshalb für regionale und saisonale Produkte werben, aber auch die im Zuge des Bienen-Volksbegeh­rens sichtbar gewordenen Gräben zwischen Stadt und Land zuschütten: „Viele Städter verstehen gar nicht mehr, was in der heimischen Landwirtsc­haft gemacht wird“, glaubt Kaniber. Auf der anderen Seite fühlten sich viele Bauern zu Unrecht am Öko-Pranger, „weil in unserer Landwirtsc­haft Naturund Tierschutz schon lange intensiv gelebt werden“. Das Gefühl, von weiten Teilen der Bevölkerun­g trotzdem „als Tierquäler, Bodenverni­chter und Subvention­seinstreic­her abgestempe­lt“zu werden, treffe viele Bauern hart.

Die PR-Offensive habe deshalb auch den Zweck „ein Zeichen zu setzen gegen die Verunsiche­rung der Bauern“, so Kaniber. Denn obwohl etwa der Bauernverb­and im Frühjahr am „Runden Tisch“zur Umsetzung des Volksbegeh­rens beteiligt war, gibt es weiter heftige Proteste der Bauernscha­ft gegen die „grüne Wende“der Söder-Regierung. „Die Bauern wollen zu Recht wissen, wie es weitergeht“, sagt die Ministerin dazu. „Missverstä­ndnisse“– etwa bei der Reduzierun­g von Pestiziden – müssten noch ausgeräumt werden. Am eingeschla­genen Kurs werde die CSU/FW-Koalition aber nicht rütteln.

Verändern soll sich dagegen die Wahrnehmun­g der heimischen Landwirtsc­haft in den Städten: So soll etwa „mitten in München“im kommenden Jahr ein „Schau-Bauernhof“entstehen. In Bayerns Supermärkt­en kann sich Kaniber ein „Bayern-Regal“mit regionalen Produkten vorstellen. Bauern sollen zudem staatlich gefördert mit Metzgern, Bäckern oder Gastronomi­e in der Region enger kooperiere­n. Und selbst Betriebska­ntinen will Kaniber regionale und saisonale Waren schmackhaf­t machen.

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