Von Windkraft bis AfD
Burkhard Spinnen packt alles mit rein
Es gibt sehr viele spannende Fragen, die Burkhart Spinnen in seinem neuen Roman verbindet. Zu allererst: Wie viel kann ein Mensch ertragen? Seine Hauptfigur, Hermann Trössner, nämlich verliert an einem einzigen Tag Kind und Frau, Unternehmen und Vermögen, Haus und Freiheit. Eine tragische Verkettung, die ihn fassungslos vor die Frage stellt: Warum?
Seine Frau war ein Fernseh-Star, ihre letzte Rolle die der Chefin einer sehr erfolgreichen populistischen Partei. Und der Erfolg der aufklärerisch gemeinten Sendung wirkt auf die Gesellschaft weiter aufheizend, spaltend. Das stellt die Frage nach der Funktion, der Verantwortung der Medien, dem Unterschied zwischen Fakten und Fiktion. Und dann ist Trössners Unternehmen noch eines der Windkraft, was Klimawandel und Energiewende zum Thema macht – und zum Gegenstand großer Geschäfte … Als der Autor seinen Trössner dann auch noch losschickt, um in einer Art Thriller allem auf den Grund zu gehen, stellt er ihm dabei eine undurchsichtige Frau an die Seite, mit der sich ein Spiel entwickelt um die Frage: Was macht uns eigentlich zu denen, die wir sind?
Alles interessant also. Aber leider halt auch alles viel zu viel für diesen einen Roman „Rückwind“– zumal der 62-jährige und vielfach ausgezeichnete Burkhart Spinnen auch noch mit seiner betont schwungvollen Fabulierlust regelmäßig aus der Kurve fliegt.
Schöffling, 400 S., 24 ¤