Im Jungbrunnen
Gemini Man Will Smith begegnet in diesem kühlen Thriller seinem Klon
Ein gealterter Recke, in diesem Fall der Agent und Scharfschütze Henry Brogan (Will Smith), möchte sich nach unzähligen Einsätzen zur Ruhe setzen, endlich Seele und Körper umsorgen. Doch Brogan muss noch darben bis zum verdienten Ruhestand, die 72 Auftragsmorde, die der Berufskiller bereits in seinem Portfolio weiß, die sollen noch nicht genügen. Dass Brogan es diesmal ausgerechnet mit einer jüngeren Version seiner selbst (der Klon entstammt einem geheimen DNA-Projekt namens „Gemini“) zu tun bekommt, macht die Sache nicht eben einfacher: Junior, so der Name des geklonten Brogan, sieht diesem nicht nur zum Verwechseln ähnlich (wenn auch ohne Falten und graues Haar), er ist auch an Gewehr und Pistole genauso agil und kundig. Und versteht es zudem, so manchen Schritt seines, fast doppelt so alten DNA-Vorbilds vorherzusagen.
Einen Filmstar dieser Größe durch einen digitalen Jungbrunnen zu schicken, um das dabei entstandene Alter Ego sodann auf Smith anzusetzen – man kann diese Idee für durchaus fraglich halten. Und deren Umsetzung dann doch ganz charmant finden: Smith – und das ist beileibe nicht jedem Hollywoodianer gegeben – nimmt sich und sein Alter in diesem Film in keiner Sekunde zu ernst; immer wieder gibt es selbstironische Momente. Wer will, kann diesen Action-Thriller, dessen eigentliche Story nicht allzu elaboriert ist, auch als Zeugnis einer MidlifeCrisis deuten: Ein alternder Agent respektive Kino-Star, der sich im Rückblick auf sein jüngeres, am Computer generiertes Selbst seiner Vergangenheit stellt, um festzustellen, dass er diese nie vollends wird abschütteln können.
Richtig emotional indes wird es nie. Zu höchst faszinierenden BildErlebnissen aber führen die 3D-Technik und eine höhere Bildrate pro Sekunde.
» Gemini Man (1 Std. 57 Min.), Action-Thriller, China/USA, 2019 Wertung ★★★✩✩