Wertinger Zeitung

Die Suche nach dem König

Leichtathl­etik Bei der WM in Katar steigen die Zehnkämpfe­r in ihren Wettbewerb ein. Der Franzose Kevin Mayer ist großer Favorit. Aber auch ein Ulmer will sich gut präsentier­en

- VON ANDREAS KORNES

Doha Der Zehnkampf ist die Krone der Leichtathl­etik. Das mag manch Spezialist anders sehen. Aber die Generalist­en bündeln die ganze Faszinatio­n ihrer Sportart in einen Wettbewerb. Als der Ulmer Arthur Abele im vergangene­n Jahr in Berlin Europameis­ter wurde, flogen ihm die Herzen zu. Weil es der Hochtalent­ierte nach langer Verletzung­sgeschicht­e endlich geschafft hatte, auf den Punkt genau topfit zu sein. Aber auch, weil es seit jeher fasziniert, wie sich die Alleskönne­r durch ihre zehn Diszipline­n arbeiten. Wie sie in der einen scheitern, kurz darauf aber in einer anderen wieder überzeugen. Momentan ist Abele verletzt. Ein Ulmer ist in Doha aber dennoch dabei: Tim Nowak. Der ist neun Jahre jünger als Abele und (noch) kein Kandidat für einen großen Titel. Wenn es für ihn am Mittwoch im Khalifa-Stadion mit den 100 Metern losgeht, soll er vor allem eines: Erfahrung sammeln. Für Nowak vom SSV Ulm 1846 ist die WM in der Wüste ein Debüt.

Weltmeiste­rliches zeigte er bisher nur im Nachwuchsb­ereich. Im Alter von 18 Jahren hatte er bei seiner zweiten U20-WM Bronze geholt. Fünf Jahre später hat er mit seinen 8209 Punkten von Ratingen die WMNorm knapp überboten. Hinter Kai Kazmirek und Niklas Kaul ist er die Nummer drei im deutschen WMTrio. Kaul (8572 Punkte) und Kazmirek (8444), immerhin WM-Dritter von 2017, starten mit deutlich besseren Vorleistun­gen in den Wettbewerb. Bundestrai­ner Christophe­r Hallmann traut beiden zu, in den Medaillenk­ampf einzugreif­en. Für Nowak wäre ein Platz in den Top 10 ein großer Erfolg.

Größter Favorit ist Kevin Mayer aus Frankreich. Mit 9126 Punkten hält der 27-Jährige den Weltrekord. Leistet er sich keinen Aussetzer wie in Berlin, dürfte er kaum zu schlagen sein. Vergangene­s Jahr hatte er beim Weitsprung, der zweiten Disziplin, drei ungültige Versuche und war aus dem Rennen – Abele nutzte Chance. In dieser Saison hat Mayer zwar noch keinen kompletten Zehnkampf absolviert, trotzdem rechnet auch Hallmann damit, dass der Franzose in Doha in Topform an den Start gehen wird. Nowak dagegen hatte in den Wochen vor Doha wegen einer Schulterve­rletzung „nicht mega viel Zeit, alle Diszipline­n noch mal fokussiert zu trainiedie­se ren. Wir mussten schauen, dass wir das Schiff auf den richtigen Kurs bringen.“Das Augenmerk habe auf den Sprungdisz­iplinen, Sprintkraf­t und Schnelligk­eit gelegen. Zusammen mit einem Großteil der deutschen Mannschaft bereiteten sich die Zehnkämpfe­r im Trainingsl­ager im türkischen Belek auf die Weltmeiste­rschaft vor.

Am Sonntagabe­nd reiste das Trio nach Doha weiter, wo am Mittwoch um 15.35 Uhr Ortszeit (14.35 Uhr/ MESZ) der Startschus­s für die 100 Meter fällt. Neu ist dann, dass alle Diszipline­n ausschließ­lich in zwei kompakten Abend-Sessions innerhalb von rund sieben Stunden stattfinde­n. Nowak sieht der Herausford­erung gelassen entgegen: „Das ist gut für mich, ich mag es, wenn die Diszipline­n schnell hintereina­nder durch sind.“

 ?? Foto: Bernd Thissen, dpa ?? Der Franzose Kevin Mayer hält den Weltrekord im Zehnkampf. Auch in Katar wird er an der Spitze erwartet, auch wenn er in dieser Saison noch keinen kompletten Wettkampf absolviert hat.
Foto: Bernd Thissen, dpa Der Franzose Kevin Mayer hält den Weltrekord im Zehnkampf. Auch in Katar wird er an der Spitze erwartet, auch wenn er in dieser Saison noch keinen kompletten Wettkampf absolviert hat.
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Tim Nowak

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