Die Suche nach dem König
Leichtathletik Bei der WM in Katar steigen die Zehnkämpfer in ihren Wettbewerb ein. Der Franzose Kevin Mayer ist großer Favorit. Aber auch ein Ulmer will sich gut präsentieren
Doha Der Zehnkampf ist die Krone der Leichtathletik. Das mag manch Spezialist anders sehen. Aber die Generalisten bündeln die ganze Faszination ihrer Sportart in einen Wettbewerb. Als der Ulmer Arthur Abele im vergangenen Jahr in Berlin Europameister wurde, flogen ihm die Herzen zu. Weil es der Hochtalentierte nach langer Verletzungsgeschichte endlich geschafft hatte, auf den Punkt genau topfit zu sein. Aber auch, weil es seit jeher fasziniert, wie sich die Alleskönner durch ihre zehn Disziplinen arbeiten. Wie sie in der einen scheitern, kurz darauf aber in einer anderen wieder überzeugen. Momentan ist Abele verletzt. Ein Ulmer ist in Doha aber dennoch dabei: Tim Nowak. Der ist neun Jahre jünger als Abele und (noch) kein Kandidat für einen großen Titel. Wenn es für ihn am Mittwoch im Khalifa-Stadion mit den 100 Metern losgeht, soll er vor allem eines: Erfahrung sammeln. Für Nowak vom SSV Ulm 1846 ist die WM in der Wüste ein Debüt.
Weltmeisterliches zeigte er bisher nur im Nachwuchsbereich. Im Alter von 18 Jahren hatte er bei seiner zweiten U20-WM Bronze geholt. Fünf Jahre später hat er mit seinen 8209 Punkten von Ratingen die WMNorm knapp überboten. Hinter Kai Kazmirek und Niklas Kaul ist er die Nummer drei im deutschen WMTrio. Kaul (8572 Punkte) und Kazmirek (8444), immerhin WM-Dritter von 2017, starten mit deutlich besseren Vorleistungen in den Wettbewerb. Bundestrainer Christopher Hallmann traut beiden zu, in den Medaillenkampf einzugreifen. Für Nowak wäre ein Platz in den Top 10 ein großer Erfolg.
Größter Favorit ist Kevin Mayer aus Frankreich. Mit 9126 Punkten hält der 27-Jährige den Weltrekord. Leistet er sich keinen Aussetzer wie in Berlin, dürfte er kaum zu schlagen sein. Vergangenes Jahr hatte er beim Weitsprung, der zweiten Disziplin, drei ungültige Versuche und war aus dem Rennen – Abele nutzte Chance. In dieser Saison hat Mayer zwar noch keinen kompletten Zehnkampf absolviert, trotzdem rechnet auch Hallmann damit, dass der Franzose in Doha in Topform an den Start gehen wird. Nowak dagegen hatte in den Wochen vor Doha wegen einer Schulterverletzung „nicht mega viel Zeit, alle Disziplinen noch mal fokussiert zu trainiediese ren. Wir mussten schauen, dass wir das Schiff auf den richtigen Kurs bringen.“Das Augenmerk habe auf den Sprungdisziplinen, Sprintkraft und Schnelligkeit gelegen. Zusammen mit einem Großteil der deutschen Mannschaft bereiteten sich die Zehnkämpfer im Trainingslager im türkischen Belek auf die Weltmeisterschaft vor.
Am Sonntagabend reiste das Trio nach Doha weiter, wo am Mittwoch um 15.35 Uhr Ortszeit (14.35 Uhr/ MESZ) der Startschuss für die 100 Meter fällt. Neu ist dann, dass alle Disziplinen ausschließlich in zwei kompakten Abend-Sessions innerhalb von rund sieben Stunden stattfinden. Nowak sieht der Herausforderung gelassen entgegen: „Das ist gut für mich, ich mag es, wenn die Disziplinen schnell hintereinander durch sind.“