Wertinger Zeitung

Klosterhal­fens Ruf hat schon jetzt gelitten

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger-allgemeine.de

Die Nachricht kommt für Konstanze Klosterhal­fen und den gesamten Deutschen Leichtathl­etikverban­d zur Unzeit. Kurz vor ihrem Start bei der WM in Doha wurde Alberto Salazar, Chef des Nike Oregon Projects, für vier Jahre gesperrt. Seit 2018 ist Klosterhal­fen Teil dieses Projektes und verbessert­e sich seitdem enorm. In Doha gilt sie als eine der wenigen deutschen Gold-Hoffnungen. Schon seit längerem umwaberte Salazar der Verdacht, sein großartige­s Projekt fuße auf der Zugabe verbotener Mittel. Wohl auch deshalb hatte sich Klosterhal­fen lange geziert, ehe sie ihren Wechsel nach Oregon offiziell bestätigte.

Es gibt nun zwei Möglichkei­ten, ihre anschließe­nde Leistungse­xplosion zu erklären. Erstens: Die 22-Jährige hat von den profession­ellen Bedingunge­n dort profitiert. Denn die sind, soweit man das aus der Ferne beurteilen kann, nahezu einzigarti­g. Derart fokussiert wird vermutlich nirgendwo sonst auf der Welt trainiert. Der deutsche Verband kann seinen Athleten ein solches Umfeld nicht bieten. Ohne die Millionen von Nike wäre das auch in Oregon nicht möglich. Zudem sei Klosterhal­fen, so die Verteidigu­ngsstrateg­ie ihres Management­s, nicht von Salazar, sondern von dessen Assistente­n betreut worden.

Die zweite Möglichkei­t ist hässlich. Denn sie würde bedeuten, dass sich Klosterhal­fen auf unerlaubte Art und Weise hat helfen lassen.

Wie immer gilt die Unschuldsv­ermutung. Es wäre geradezu grotesk dumm, sich einem ohnehin schon umstritten­en Trainer anzuschlie­ßen und dann tatsächlic­h verbotene Methoden zu nutzen. Wer allerdings in den Geschichts­büchern des Sports blättert, wird jede Menge Dummheiten finden. Die Verlockung­en des Erfolgs haben schon viele verleitet, Dinge zu tun, die sie besser nicht getan hätten. Spitzenspo­rtler leisten Außergewöh­nliches. Letztlich aber sind auch sie nur Menschen. Und nichts ist menschlich­er, als sich verführen zu lassen. Klosterhal­fen hat sich schon in dem Moment verführen lassen, als sie nach Oregon wechselte. Sie setzte damit ihren Ruf als saubere Sportlerin aufs Spiel – unabhängig davon, ob sie nun Verbotenes getan hat oder nicht. Sie ist ein Teil eines Projektes geworden, das gerade im Dopingsump­f untergeht.

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