Klosterhalfens Ruf hat schon jetzt gelitten
Die Nachricht kommt für Konstanze Klosterhalfen und den gesamten Deutschen Leichtathletikverband zur Unzeit. Kurz vor ihrem Start bei der WM in Doha wurde Alberto Salazar, Chef des Nike Oregon Projects, für vier Jahre gesperrt. Seit 2018 ist Klosterhalfen Teil dieses Projektes und verbesserte sich seitdem enorm. In Doha gilt sie als eine der wenigen deutschen Gold-Hoffnungen. Schon seit längerem umwaberte Salazar der Verdacht, sein großartiges Projekt fuße auf der Zugabe verbotener Mittel. Wohl auch deshalb hatte sich Klosterhalfen lange geziert, ehe sie ihren Wechsel nach Oregon offiziell bestätigte.
Es gibt nun zwei Möglichkeiten, ihre anschließende Leistungsexplosion zu erklären. Erstens: Die 22-Jährige hat von den professionellen Bedingungen dort profitiert. Denn die sind, soweit man das aus der Ferne beurteilen kann, nahezu einzigartig. Derart fokussiert wird vermutlich nirgendwo sonst auf der Welt trainiert. Der deutsche Verband kann seinen Athleten ein solches Umfeld nicht bieten. Ohne die Millionen von Nike wäre das auch in Oregon nicht möglich. Zudem sei Klosterhalfen, so die Verteidigungsstrategie ihres Managements, nicht von Salazar, sondern von dessen Assistenten betreut worden.
Die zweite Möglichkeit ist hässlich. Denn sie würde bedeuten, dass sich Klosterhalfen auf unerlaubte Art und Weise hat helfen lassen.
Wie immer gilt die Unschuldsvermutung. Es wäre geradezu grotesk dumm, sich einem ohnehin schon umstrittenen Trainer anzuschließen und dann tatsächlich verbotene Methoden zu nutzen. Wer allerdings in den Geschichtsbüchern des Sports blättert, wird jede Menge Dummheiten finden. Die Verlockungen des Erfolgs haben schon viele verleitet, Dinge zu tun, die sie besser nicht getan hätten. Spitzensportler leisten Außergewöhnliches. Letztlich aber sind auch sie nur Menschen. Und nichts ist menschlicher, als sich verführen zu lassen. Klosterhalfen hat sich schon in dem Moment verführen lassen, als sie nach Oregon wechselte. Sie setzte damit ihren Ruf als saubere Sportlerin aufs Spiel – unabhängig davon, ob sie nun Verbotenes getan hat oder nicht. Sie ist ein Teil eines Projektes geworden, das gerade im Dopingsumpf untergeht.