Gut, teuer – und sogar ein bisschen öko
Neuvorstellung Volvo bietet mit dem S60 eine Alternative zum 3er-BMW. Diesel gibt es nicht, aber Hybrid
Bei Volvo riskieren sie zwar immer wieder ein dicke Lippe, was vollmundige Ankündigungen angeht, aber die Schweden, powered vom chinesischen Geely-Konzern, lassen den Worten auch immer Taten folgen. „Kein Diesel mehr!“, hat Vorstandschef Hakan Samuelsson auf dem Höhepunkt der Abgasaffäre angekündigt – und jetzt ist es so weit. Mit dem S60 kommt die erste Modellreihe in die Autohäuser, die keinen Selbstzünder mehr hat.
So richtig weh tut das den Schweden auf dem europäischen Markt, speziell in Deutschland, natürlich nicht. Der S60 ist eine Limousine, die bei den Verkaufszahlen hierzulande kaum eine Rolle spielt, und im Rest der Welt kommt der Diesel ja ohnehin nicht besonders gut an. Aber es ist trotzdem ein (Ausrufe-)Zeichen zumindest aus Marketing-Sicht.
Angetrieben wird die im neuen Werk in Charleston (South Carolina) gebaute Limousine mit dem Skandinavien-Schick ausschließlich von Benzinmotoren. Basis ist jeweils ein 2,0-Liter-Aggregat, das es mit Turbolader und Kompressor in den Leistungsstufen 190 PS (T4), 250 PS (T5) und 310 PS (T5, Allrad) gibt. Jeweils ausgestattet mit einem 8-Gang-Automatikgetriebe. Da ist für jeden Gusto etwas dabei.
Und wer unbedingt Fahrleistungen auf Sportwagen-Niveau haben will, auch für den liefern die Schweden das entsprechende Gerät. Sogar mit eingebautem Ökogewissen: Ein Plug-in-Hybridfahrzeug mit 303 PS dem Verbrenner und weiteren 87 PS aus einem Elektromotor, der auf der Hinterachse montiert ist und den S60 so zum Allradfahrzeug macht.
Hier die Werte für die alte AutoWelt, also für die mit dem Benzin im Blut: 4,5 Sekunden von 0 auf Tempo 100, 640 Newtonmeter Drehmoment. Da schnalzt der Kenner mit der Zunge. Und hier die Daten für die neue Mobilitätsgeneration: 1,7 Liter Benzin-Verbrauch auf 100 Kilometern, dazu gesellen sich knapp 17 Kilowattstunden Strom. Macht einen CO2-Ausstoß von knapp 40 g pro 100 Kilometer. Damit ist der T8 Twin Engine aber nichts für Greta und Plethi. Für die Umweltaktivistin Greta Thunberg wären 40 Gramm wohl immer noch zu viel CO2 – und für Plethi wäre die schwedische Hightech-Limousine schlichtweg zu teuer. Denn der T8 kostet ab 59 000 Euro aufwärts.
Das hat einen Grund. Sowohl beim T8 als auch bei den leistungsärmeren Modellen fährt Volvo zum Marktstart nämlich ausschließlich die Top-Ausstattungen R-Design und Inscription auf. Damit kostet dann auch schon der kleine T4 mit 190 PS stattliche 43200 Euro.
Aber bei Volvo kriegt man auch was für sein Geld. Eine mehr als ordentliche Ausstattung, unter andeaus rem das Infotainment-System mit Bluetooth, Audio-Streaming, High Performance-Sound sowie Apple Car Play und Android Auto. Sicher ist sicher: Notbremssysteme mit Fußgänger-, Radfahrer- und Wildtiererkennung sowie Spurhalteassistent und Verkehrszeichenerkennung sind auch noch an Bord.
Wer nun die Qual der Wahl hat, unter dem Motto T4, T5 oder doch der T6 (kommt ein wenig später auf den Markt), dem sei nach ausgiebigen Testfahrten versichert: Der T5 mit seinen 250 PS hat mehr als ausreichend Leistung, dafür ist er beim Benzindurst zurückhaltend. Auf den leicht hügeligen Teststrecken rund um Mannheim und Heidelberg brauchten wir bei entspannter Fahrweise rund 7,5 Liter. Ein recht ordentlicher Wert. Das um 15 Millimeter tiefer gelegte Fahrwerk ist auf Automobilisten zugeschnitten, die jederzeit die Straße spüren wollen. Es ist hart, aber herzlich ausgelegt.
Das R-Design darf man sich, entsprechende Haushaltsmittel vorausgesetzt, auch aus optischen Gründen gönnen. Denn so sieht der S60 einfach schnittiger aus. Sowohl innen mit viel Aluminium, Leder und einem anthrazitfarbenen Himmel als auch außen: Hier dominiert die wuchtige Front mit seinem horizontalen Kühlergrill-Gitter in Hochglanz-Schwarz.
Unser Fazit zum neuen Volvo S60: Wenn es mal etwas anderes als ein 3er-BMW sein soll, dann liegt man mit diesem Mittelklasseauto, das eigentlich schon mehr Premium ist, goldrichtig.