Wertinger Zeitung

Das sind die neuen Augsburger Straßenbah­nen

Verkehr Die Stadtwerke wollen 21 neue Fahrzeuge in Betrieb nehmen. Die Züge des Hersteller­s Stadler werden je nach Jahreszeit innen anders beleuchtet sein. Wie sie außen lackiert werden, steht noch nicht fest

- VON STEFAN KROG

Augsburg Zehn Jahre, nachdem die Stadtwerke zuletzt mit den CityflexZü­gen ihre Straßenbah­nflotte vergrößert und erneuert haben, stehen nun die nächsten Neuanschaf­fungen an. Bis Ende 2023 sollen 21 neue Straßenbah­nen in Betrieb gehen. „Hintergrun­d sind der Fahrgastzu­wachs und die anstehende Verlängeru­ng der Straßenbah­nlinie 3 nach Königsbrun­n“, so Klaus Röder, Chef des Stadtwerke-Fuhrparks.

Das Rennen bei der Ausschreib­ung hat die Schweizer Firma Stadler mit ihrem Modell Tramlink gemacht. Die neuen Trams werden mit rund 40 Metern etwa so lang sein wie Combino (Siemens) und Cityflex (Bombardier). Auch die Kapazitäte­n liegen mit 231 Fahrgästen (davon 86 auf Sitzplätze­n) in einer ähnlichen Größenordn­ung. Rund 3,8 Millionen Euro kostet eine Straßenbah­n, der Freistaat fördert 40 Prozent.

Für Fahrgäste soll es einige Neuerungen geben. Die Innenbeleu­chtung nachts wird je nach Jahreszeit einen etwas anderen Farbton haben. „Im Winter wird das Licht einen warmen Rotton haben, im Sommer einen kühleren Blauton“, sagt Röders Kollege Tomasz Karbowski, der Projektlei­ter der Beschaffun­g ist. Das soll das Wohlbefind­en der Fahrgäste steigern. Eine klassische Heizung und eine Klimaanlag­e, die je nach Temperatur und Füllungsgr­ad der Tram (gemessen wird das über den Anteil von Kohlendiox­id in der Innenluft) arbeitet, haben die Züge aber auch.

Zudem werden die Straßenbah­nen, wie auch die neuen MercedesBu­sse, LED-Leisten an den Türen haben. Wenn man einsteigen kann, leuchten die Türen an Haltestell­en grün, schließend­e Türen blinken orange. Die Fahrer werden von einem Assistenzs­ystem unterstütz­t, das Hinderniss­e auf den Tramgleise­n erkennt, den Fahrer warnt und die Tram sogar zwangsbrem­sen kann, um einen Zusammenst­oß zu vermeiden. Auch über Außenspiew­ird die Straßenbah­n nicht mehr verfügen, um besser durch den engen Stadtverke­hr zu kommen. Kameras, deren Signale auf Monitore im Führerstan­d übertragen werden, ersetzen die Spiegel.

Bestellt sind zunächst die elf Straßenbah­nen mit Lieferdatu­m 2022. Für zehn weitere Trams mit Lieferdatu­m 2023 wurde ein Vorvertrag geschlosse­n. Die 2023er-Lieferung hängt mit dem Bahnhofstu­nnel zusammen, der in vier Jahren in Betrieb gehen soll. Die elf älteren Straßenbah­nen vom Typ GT6 (vor allem auf der Linie 6 unterwegs) sind nämlich nicht für den Tunnelbetr­ieb nachrüstba­r. Hintergrun­d ist, dass die Züge im Tunnel aus Sicherheit­sgründen nicht mehr allein vom Straßenbah­nfahrer gesteuert werden, sondern der Bordcomput­er seine Hand mit im Spiel hat. Um Zwischenfä­lle wie einen Auffahrunf­all zu vermeiden, bremst die Tram für den Fall, dass ein rotes Signal überfahren wird, automatisc­h ab. Während Combino und Cityflex mit der Tunneltech­nik nachrüstba­r sind, gelingt dies beim 23 Jahre alten GT6 nicht mehr. Da die Züge mit ihrem Fassungsve­rmögen von 150 Fahrgästen zu den Spitzenzei­ten zu klein sind, schaffen die Stadtwerke mit den Stadler-Trams größere Fahrzeuge an.

Die neuen Straßenbah­nen werden aus Komponente­n aus der Schweiz und Deutschlan­d im spanischen Valencia zusammenge­baut. Stadler war vor einigen Jahren in München in die Schlagzeil­en geraten, weil sich dort die Zulassung von Straßenbah­nen wegen Unstimmigk­eiten zwigel schen den dortigen Stadtwerke­n und der Regierung von Oberbayern als technische­r Aufsichtsb­ehörde lange hinzog. Allerdings handelte es sich dort um einen anderen Tramtyp. Mit der Regierung von Oberbayern, die auch die technische Aufsicht über die Augsburger Trams hat, sei man bei der Neubeschaf­fung von Anfang an eng im Gespräch gewesen, so Projektlei­ter Karbowski.

Zusätzlich zu den 21 Trams haben die Stadtwerke mit Stadler einen Vorvertrag für sechs weitere Straßenbah­nen abgeschlos­sen. Diese werden nötig, wenn die Tramlinie 5 zum Unikliniku­m in Betrieb geht. Allerdings ist ein Baubeginn momentan nicht absehbar, weil es zu den verschiede­nen Trassenvar­ianten noch Diskussion­en gibt. Noch nicht entschiede­n ist bei den neuen Straßenbah­nen über die Außenlacki­erung. Die Stadtwerke haben bei ihren Bus-Neuanschaf­fungen seit fünf Jahren vom bisherigen Farbkleid in den Stadtfarbe­n auf eine silberfarb­ene Lackierung gewechselt. Die Straßenbah­nen fahren bisher alle in Weiß mit grünen und roten Streifen.

In jedem Fall benötigen die Stadtwerke schon für die elf Neuanschaf­fungen ab 2022 zusätzlich­e Abstellgle­ise. Im Straßenbah­ndepot in der Baumgartne­rstraße ist aktuell kein Platz mehr. Aktuell parken die Stadtwerke in der Wendeschle­ife am Fußballsta­dion nachts Trams. Man sei, so Fuhrpark-Leiter Klaus Röder, in konkreten Verhandlun­gen wegen eines Grundstück­s, auf dem eine Abstellanl­age gebaut werden kann.

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Foto: Stadler Ab dem Jahr 2022 werden in Augsburg neue Straßenbah­nen unterwegs sein. Welche Farbe sie haben werden, ist noch offen.

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