Das sind die neuen Augsburger Straßenbahnen
Verkehr Die Stadtwerke wollen 21 neue Fahrzeuge in Betrieb nehmen. Die Züge des Herstellers Stadler werden je nach Jahreszeit innen anders beleuchtet sein. Wie sie außen lackiert werden, steht noch nicht fest
Augsburg Zehn Jahre, nachdem die Stadtwerke zuletzt mit den CityflexZügen ihre Straßenbahnflotte vergrößert und erneuert haben, stehen nun die nächsten Neuanschaffungen an. Bis Ende 2023 sollen 21 neue Straßenbahnen in Betrieb gehen. „Hintergrund sind der Fahrgastzuwachs und die anstehende Verlängerung der Straßenbahnlinie 3 nach Königsbrunn“, so Klaus Röder, Chef des Stadtwerke-Fuhrparks.
Das Rennen bei der Ausschreibung hat die Schweizer Firma Stadler mit ihrem Modell Tramlink gemacht. Die neuen Trams werden mit rund 40 Metern etwa so lang sein wie Combino (Siemens) und Cityflex (Bombardier). Auch die Kapazitäten liegen mit 231 Fahrgästen (davon 86 auf Sitzplätzen) in einer ähnlichen Größenordnung. Rund 3,8 Millionen Euro kostet eine Straßenbahn, der Freistaat fördert 40 Prozent.
Für Fahrgäste soll es einige Neuerungen geben. Die Innenbeleuchtung nachts wird je nach Jahreszeit einen etwas anderen Farbton haben. „Im Winter wird das Licht einen warmen Rotton haben, im Sommer einen kühleren Blauton“, sagt Röders Kollege Tomasz Karbowski, der Projektleiter der Beschaffung ist. Das soll das Wohlbefinden der Fahrgäste steigern. Eine klassische Heizung und eine Klimaanlage, die je nach Temperatur und Füllungsgrad der Tram (gemessen wird das über den Anteil von Kohlendioxid in der Innenluft) arbeitet, haben die Züge aber auch.
Zudem werden die Straßenbahnen, wie auch die neuen MercedesBusse, LED-Leisten an den Türen haben. Wenn man einsteigen kann, leuchten die Türen an Haltestellen grün, schließende Türen blinken orange. Die Fahrer werden von einem Assistenzsystem unterstützt, das Hindernisse auf den Tramgleisen erkennt, den Fahrer warnt und die Tram sogar zwangsbremsen kann, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Auch über Außenspiewird die Straßenbahn nicht mehr verfügen, um besser durch den engen Stadtverkehr zu kommen. Kameras, deren Signale auf Monitore im Führerstand übertragen werden, ersetzen die Spiegel.
Bestellt sind zunächst die elf Straßenbahnen mit Lieferdatum 2022. Für zehn weitere Trams mit Lieferdatum 2023 wurde ein Vorvertrag geschlossen. Die 2023er-Lieferung hängt mit dem Bahnhofstunnel zusammen, der in vier Jahren in Betrieb gehen soll. Die elf älteren Straßenbahnen vom Typ GT6 (vor allem auf der Linie 6 unterwegs) sind nämlich nicht für den Tunnelbetrieb nachrüstbar. Hintergrund ist, dass die Züge im Tunnel aus Sicherheitsgründen nicht mehr allein vom Straßenbahnfahrer gesteuert werden, sondern der Bordcomputer seine Hand mit im Spiel hat. Um Zwischenfälle wie einen Auffahrunfall zu vermeiden, bremst die Tram für den Fall, dass ein rotes Signal überfahren wird, automatisch ab. Während Combino und Cityflex mit der Tunneltechnik nachrüstbar sind, gelingt dies beim 23 Jahre alten GT6 nicht mehr. Da die Züge mit ihrem Fassungsvermögen von 150 Fahrgästen zu den Spitzenzeiten zu klein sind, schaffen die Stadtwerke mit den Stadler-Trams größere Fahrzeuge an.
Die neuen Straßenbahnen werden aus Komponenten aus der Schweiz und Deutschland im spanischen Valencia zusammengebaut. Stadler war vor einigen Jahren in München in die Schlagzeilen geraten, weil sich dort die Zulassung von Straßenbahnen wegen Unstimmigkeiten zwigel schen den dortigen Stadtwerken und der Regierung von Oberbayern als technischer Aufsichtsbehörde lange hinzog. Allerdings handelte es sich dort um einen anderen Tramtyp. Mit der Regierung von Oberbayern, die auch die technische Aufsicht über die Augsburger Trams hat, sei man bei der Neubeschaffung von Anfang an eng im Gespräch gewesen, so Projektleiter Karbowski.
Zusätzlich zu den 21 Trams haben die Stadtwerke mit Stadler einen Vorvertrag für sechs weitere Straßenbahnen abgeschlossen. Diese werden nötig, wenn die Tramlinie 5 zum Uniklinikum in Betrieb geht. Allerdings ist ein Baubeginn momentan nicht absehbar, weil es zu den verschiedenen Trassenvarianten noch Diskussionen gibt. Noch nicht entschieden ist bei den neuen Straßenbahnen über die Außenlackierung. Die Stadtwerke haben bei ihren Bus-Neuanschaffungen seit fünf Jahren vom bisherigen Farbkleid in den Stadtfarben auf eine silberfarbene Lackierung gewechselt. Die Straßenbahnen fahren bisher alle in Weiß mit grünen und roten Streifen.
In jedem Fall benötigen die Stadtwerke schon für die elf Neuanschaffungen ab 2022 zusätzliche Abstellgleise. Im Straßenbahndepot in der Baumgartnerstraße ist aktuell kein Platz mehr. Aktuell parken die Stadtwerke in der Wendeschleife am Fußballstadion nachts Trams. Man sei, so Fuhrpark-Leiter Klaus Röder, in konkreten Verhandlungen wegen eines Grundstücks, auf dem eine Abstellanlage gebaut werden kann.