Umgepinselt
Marketing Immer mehr Firmen geben sich einen neuen Anstrich
Wir stellen uns das ja ungefähr so vor: Irgendwo in der Chefetage eines Großkonzerns stellt jemand fest, dass man dringend mal wieder etwas fürs Image tun müsste. Aber, ganz wichtig: Bloß nichts dem Zufall überlassen, da müssen Profis ran. Wenig später tauchen dann auffallend stylish gekleidete, sehr, sehr dynamische Business-Leute im Betrieb auf, die Sätze sagen wie: „Wir müssen die audience direkt am point of sale abholen, wenn wir die guidance noch erfüllen wollen.“Heißt nichts, klingt aber halt much more kompetent als: Die Geschäfte laufen schlechter als erwartet.
Nachdem diese Consulting-Herrschaften dann also das Unternehmen auf Herz und Nieren überprüft haben, präsentieren sie die ultimative solution, die Lösung aller problems: Eine neue Farbe muss her! Nehmen wir McDonald’s. Die Amerikaner haben es vor ein paar Jahren vorgemacht. In Zeiten von bio, fair und klimaneutral sahen die kriselnden Burgermeister ziemlich alt aus. Also etikettierten sie sich kurzerhand um. Hauptsache, die Verpackung stimmt? Das bekannte gelbe M leuchtet seitdem jedenfalls auf grünem statt auf rotem Grund.
Was würden wir nur ohne diese Unternehmensberater machen, die mit ihrer Riesenidee im Rollköfferchen längst ein Haus weiter gezogen sind – zur Bahn. Die kündigte kürzlich an, dass die roten Streifen auf sämtlichen ICEs quasi überpinselt werden. Mit grünen Streifen. Bahnbrechend, oder? Und jetzt gibt sich auch noch Coca-Cola einen neuen Anstrich und präsentiert Flaschen mit türkisfarbenen Etiketten. Sie bestehen zu einem Viertel aus Plastik, das aus den Weltmeeren gefischt und recycelt wurde. An den inneren Werten ändert sich übrigens nichts.