Goldige Aussichten
Prognose Am Wochenende sammeln die Deutschen Medaillen
Doha Es könnte ein goldener Endspurt für den deutschen Leichtathletikverband werden. Der Zeitplan der WM in Doha hat dessen beide größten Titelhoffnungen auf den abschließenden Sonntag gelegt. Erst beginnt um 18.15 Uhr das Weitsprung-Finale der Frauen, um 18.55 greifen dann die Speerwerfer ins Geschehen ein.
● Speerwurf Olympiasieger Thomas Röhler, Weltmeister Johannes Vetter oder Vize-Europameister Andreas Hofmann? Geht es nach den meisten Experten, werden diese drei Herren WM-Gold unter sich ausmachen. Zudem greift auch noch der Mainzer Julian Weber zum Speer, weil ihm der bereits nominierte Bernhard Seifert sein WMTicket schenkte. Grund: ein massives Formtief. „Ich wusste irgendwann: So willst du nicht zur WM fahren“, schrieb Seifert auf seiner Facebookseite. „Denn da war ja noch Julian Weber. Ich wusste, er ist in Form, hat es verdient, zur WM zu fahren. Deshalb habe ich meinen Platz frei gemacht.“
Diese Episode zeigt eindrücklich, wie es um das Klima innerhalb der starken deutschen Mannschaft bestellt ist. Bundestrainer Boris Obergföll kann dem Wettbewerb im Khalifa-Stadion dementsprechend entspannt entgegenblicken. „Die Jungs sind alle fit, gut drauf, die Stimmung ist gut. Wir freuen uns, dass es jetzt endlich losgeht“, sagt der ehemalige Weltklasse-Speerwerfer. Er durfte vier Werfer nominieren, da Vetter als Titelverteidiger eine Wildcard hat. Nach einer Verletzung hat der gerade noch rechtzeitig ein starkes Comeback geschafft und schon über 90 Meter geworfen. „Vor einem Jahr ist bei mir vermutlich ein Stück Knochen am Fuß abgebrochen. Ich fahre trotzdem mit Rückenwind nach Katar“, sagte der 26-Jährige im Vorfeld. Fünf Tage nach dem WM-Finale muss Vetter aber operiert werden. Keine große Sache, sagt der Bundestrainer. „Fünf, sechs Wochen danach kann Johannes wieder Gas geben.“
● Weitsprung Mit Malaika Mihambo hat der DLV die aktuell beste Weitspringerin der Welt in seinen Reihen (»Porträt Seite 2). Alles andere als eine Medaille wäre eine Überraschung. Sechs der zehn weitesten Sprünge in diesem Jahr sind Mihambo gelungen. Sie führt die Weltjahresbestenliste an. Die bisher letzte deutsche Weitsprung-Weltmeisterin war 1993 Heike Drechsler. Mit ihr verbindet Mihambo, dass sie auch extrem schnelle 100 Meter laufen kann. So schnell, dass sie bei den deutschen Meisterschaften Bronze gewann. In Doha verzichtete sie auf den Sprint, um sich voll auf den Weitsprung zu konzentrieren. Für die Olympischen Sommerspiele nächstes Jahr in Tokio liebäugelt Mihambo aber mit einem Staffelstart an der Seite der deutschen Sprint-Stars Tatjana Pinto und Gina Lückenkemper.
Andreas Kornes