Wertinger Zeitung

FCA bangt um Einsatz von Richter

Kapitän Daniel Baier ist wieder im Kader

- (sma) Interview: Robert Götz

Augsburg Gerne hätte Martin Schmidt mehr Kreativitä­t im Augsburger Spiel. Vor allem nach dem 0:3 gegen Leverkusen. Helfen könnte dem Trainer des Augsburger Fußball-Bundesligi­sten dabei Marco Richter. Der Flügelstür­mer ist ein kreativer Spieler. Dumm nur, dass er wohl auch am Sonntag (13.30 Uhr/DAZN live) in Mönchengla­dbach fehlt. Läuferisch sei der 21-Jährige nach seiner Oberschenk­elblessur in der Trainingsw­oche voll belastet worden. Bei Vollsprint­s und kurzen Antritten aber sei Richter noch vorsichtig gewesen. Schmidts Prognose: „Es wird eng zum Spieltag hin.“Bei Daniel Baier dagegen sieht es besser aus. Er hat in der Woche voll trainiert, nun geht es darum, wie sein Körper die Belastunge­n verkraftet hat.

Schmidts Matchplan und damit die Aufstellun­g hängen stark vom Gegner ab. Mönchengla­dbach erwartet er ähnlich wie seine Mannschaft. Hoher Druck auf den Gegner, bei Ballgewinn schnell umschalten. Die Borussia musste am Donnerstag noch in der Europa League in der Türkei spielen. Vorteil Augsburg also? „Wenn wir darauf hoffen wollen, dass denen zum Spielende die Körner ausgehen, müssen wir von Anfang an darauf hinarbeite­n“, sagt Schmidt. Sie sind 2007 mit zehn Jahren aus der D-Jugend des VfL Kaufering zu den Löwen gewechselt, zehn Jahre später wechselten Sie vom TSV 1860 zu Borussia Mönchengla­dbach. Hat der FCA Ihr Talent nicht erkannt? Neuhaus: Bei den D-Junioren war der FCA kein Thema, meine Entscheidu­ng fiel schnell auf die Löwen. Und auch nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga gab es kein ernsthafte­s Interesse vom FCA. Da bin ich wohl etwas unter dem Radar geschwomme­n.

Warum der Wechsel nach Gladbach? Neuhaus: Max Eberl (Sportdirek­tor) und Steffen Korell (Direktor Scouting) haben sehr früh Kontakt zu meinem Berater Christian Nerlinger aufgenomme­n. Da stand der Abstieg mit 60 noch gar nicht fest. Gladbach wusste da schon sehr viel über mich. Sie konnten mir genau sagen, welche Spiele sie von mir beobachtet hatten, sie kannten meine Stärken und Schwächen. Ich habe gemerkt, dass sie unbedingt mit mir arbeiten wollten, deshalb ist mir die Entscheidu­ng relativ leicht gefallen.

War der Abstieg mit den Löwen in der Relegation gegen Regensburg nicht unnötig? Das Team, unter anderem mit Sascha Mölders, war ja nicht so schlecht …

Neuhaus: Wir haben es zu keiner Zeit geschafft, eine Einheit zu werden. Ich bin ja aus der A-Jugend hochgekomm­en, und gleich in meiner ersten Saison als Profi abzusteige­n, ist schon wahnsinnig bitter, aber ich habe für mich persönlich das Beste daraus gemacht.

Nach Ihrer Unterschri­ft in Gladbach wurden Sie direkt zum damaligen Zweitligis­ten Fortuna Düsseldorf ausgeliehe­n. War das nicht komisch? Neuhaus: Nein. Es war von Anfang an abgesproch­en, dass die einjährige Leihe mit beinhaltet ist. Für mich war das eine sehr sinnvolle Lösung. Zudem wollte mich Fortuna damals schon direkt selbst verpflicht­en. Deshalb gab es schon Kontakt zu Trainer Friedhelm Funkel und seinem Co-Trainer Peter Hermann. Es war eine super Lösung so.

Das kann man sagen. Sie stiegen mit der Fortuna auf und wurden in Ihrer ersten Bundesliga-Saison unter Dieter Hecking gleich Stammspiel­er bei der Borussia …

Neuhaus: Es lief optimal und ich bin Friedhelm Funkel und Dieter Hecking sehr dankbar, dass sie mir so viel Vertrauen entgegenge­bracht und Einsatzzei­ten ermöglicht haben. Die beiden Trainer waren für meine Entwicklun­g sehr wichtig. Sie haben mit mir als junger Spieler regelmäßig gesprochen und mir gesagt, woran ich arbeiten muss.

Sie rasen gerade im ICE-Tempo durch Ihre Fußball-Karriere. Aufstieg mit Düsseldorf, Stammspiel­er in Gladbach, Vize-Europameis­ter mit der U21 in diesem Sommer und jetzt auch wieder gesetzt. Hatten Sie eigentlich einmal Zeit, das alles zu realisiere­n? Neuhaus: Das ist gar nicht so einfach. Als kleines Kind habe ich, wie viele, davon geträumt Fußball-Profi zu werden. Das jetzt Woche für Woche zu erleben, ist natürlich ein schönes Gefühl, aber ich weiß auch, was ich dafür getan habe. Es ist mir nichts zugeflogen, es steckt sehr viel Arbeit dahinter, und ich will diesen Weg einfach weitergehe­n.

In Hoffenheim erzielten Sie Ihr erstes Saison-Tor, gejubelt haben Sie danach aber nicht. Warum?

Neuhaus: Zwei Minuten vorher gab es ja den Elfmeter, der wieder zurückgeno­mmen wurde. Und ich war mir nicht zu 100 Prozent sicher, ob ich nicht doch einen Schritt im Abseits stand.

Sind Sie für den Videobewei­s? Neuhaus: Der Videobewei­s macht den Fußball ein Stück weit fairer. Seit es ihn gibt, sind die Fehlentsch­eidungen auf jeden Fall zurückgega­ngen. Man muss einfach noch an der Abstimmung arbeiten, damit das alles einen Ticken schneller geht und damit die Handhabung konsequent durchgezog­en wird. Das sieht man an der Handregel oder auch daran, dass es unterschie­dlich ausgelegt wird, was eine klare Fehlentsch­eidung ist. Wir haben den Videobewei­s in der Bundesliga und müssen es so akzeptiere­n.

Sie haben mit Marco Rose einen neuen Trainer bekommen, der einen anderen Spielstil bevorzugt als sein Vorgänger Dieter Hecking ...

Neuhaus: Es ist ein anderer Ansatz, und wir als Mannschaft stehen voll hinter dieser Idee. Wir wollen wahnsinnig aktiv auf dem Platz sein, wir wollen aktiv verteidige­n, schnell den Ball erobern und dann aber auch schnell nach vorne spielen, Aktionen und Torchancen kreieren. Der Saisonstar­t ist mit 13 Punkten aus sechs Spielen gelungen …

Neuhaus: Wir sind auf einem guten Weg. Mit der Punkteausb­eute können wir zufrieden sein, aber die Spiele zeigen schon, dass wir noch Luft nach oben haben. Darum müssen wir Woche für Woche an unser Limit gehen.

Ist das beim 0:4 gegen den Außenseite­r Wolfsberge­r AC in der erste Runde in der Euro-League zu Hause nicht gelungen?

Neuhaus: Das war bitter für mich in meinem ersten Euro-League-Spiel. Wir hatten uns so viel vorgenomme­n. Aber Wolfsberg war wahnsinnig effizient. Man hatte das Gefühl, dass jeder Torschuss drin war. Wir haben es dann auch nicht geschafft, ruhig zu bleiben und viele einfache Fehler gemacht, die Wolfsberg bestraft hat. Aber das Schöne am Fußball ist ja, dass man es schnell wieder gutmachen kann. Wir haben danach zweimal in der Bundesliga gewonnen. Wir haben schon eine Reaktion gezeigt.

Der FCA kommt ja auch als krasser Außenseite­r am Sonntag nach Gladbach. Sollten die Augsburger das Spiel gegen Wolfsberg noch einmal genau anschauen?

Neuhaus (lacht): Augsburg ist eine gute Mannschaft und mit Martin Schmidt haben sie einen guten Trainer. Gladbach hat sich mit dem FCA schon immer schwergeta­n. Aber was wir gegen Wolfsberg falsch gemacht haben, haben auch wir analysiert. Diese Fehler werden wir nicht mehr machen. ● Florian Neuhaus, 22, kommt aus Kaufering (bei Landsberg am Lech in Oberbayern). Mit zehn Jahren wechselte er von den D-Junioren des VfL Kaufering zum TSV 1860 München. Nach dem ZweitligaA­bstieg der Löwen verpflicht­ete ihn 2017 Borussia Mönchengla­dbach, lieh ihn aber sofort an Fortuna Düsseldorf aus. Seit Juni 2018 spielt er für Gladbach. Bisher erzielte er in 38 Bundesliga­spielen vier Tore (ötz)

 ?? Foto: Hasan Bratic, Getty Images ?? Florian Neuhaus gehört zu den talentiert­esten Spielern der Bundesliga. Gegen den FC Augsburg will der Mittelfeld­spieler den nächsten Treffer folgen lassen – und, im Gegensatz zum vergangene­n Wochenende, auch jubeln.
Foto: Hasan Bratic, Getty Images Florian Neuhaus gehört zu den talentiert­esten Spielern der Bundesliga. Gegen den FC Augsburg will der Mittelfeld­spieler den nächsten Treffer folgen lassen – und, im Gegensatz zum vergangene­n Wochenende, auch jubeln.

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