Hässliches Gemüse hat keine Chance
Erntedank Die Gemüsebauern der Gartenbauzentrale Gundelfingen sind zurzeit im Erntestress. Warum so viele Erzeugnisse auf dem Kompost landen
Gundelfingen Das Getreide ist in der Scheune, Gras und Mais sind zum Großteil siliert, Rüben und Spätkartoffeln stehen zur Ernte an. Während Ackerbauern damit beschäftigt sind, ihre Zwischenfrucht anzubauen oder den Boden für die nächste Aussaat vorzubereiten, sind die Gemüsebauern in der Region zurzeit voll im Erntestress, wie auf den Feldern rund um Gundelfingen zu sehen ist. Da müssen Karotten, Rettiche, Pastinaken, Petersilwurzeln und sämtliche Kohlarten vom
Hohe Investitionen für die Lagerhaltung
Weißkraut über Rotkraut bis zum Blumenkohl, Sellerie, Eissalat und Chicorée auf Abruf der Vertriebsorganisation angeliefert werden, um die regionalen Gemüseprodukte täglich frisch in den Regalen der Supermärkte, Discounter und des Einzelhandels zu platzieren. Zuständig für den Vertrieb und die Vermarktung des Gemüses in der Region ist die Garten bau zentrale Main-Donau in Gundelfingen. Dabei handelt es sich um eine Er zeug er genossenschaft, die 1966 inder Gärtner stadt gegründet und 1998 um den Standort Albertshofen in Franken erweitert wurde.
Die Absatzgebiete erstreckten sich auf Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und Thüringen, berichtet Geschäftsführer Werner Hopf. „Das macht uns zu einer der größten bayerischen Frischgemüse Genossen schaften, worauf wir ganz schön stolz sind“, sagt Hopf. Aus dem Bereich Gundelfingen komme dabei hauptsächlich im Freiland angebautes Wurzelgemüse und Kohl aller Art in den Handel. In Albertshofen werde das Gemüse hauptsächlich in Gewächshäusern kultiviert. Hier werden zum Beispiel Salatgurken und Tomaten, aber auch Spezialkulturen wie Rettich, Feldsalat oder Bio-Kresse geerntet.
Angesprochen auf die vielbeworbene „Regionalität“sagt Hopf, dass diese Welle der Gartenbauzentrale Main-Donau sehr gutgetan habe. Sie fordere jedoch auch große Investitionen. So habe das Unternehmen allein in Gundelfingen sehr viel in Lagermöglichkeiten investieren müssen. Am Standort sei ein Langzeitlager für 10 000 Tonnen Wurzelgemüse entstanden. „Die Kunden wissen heute in der Regel nicht mehr, wann welches Gemüse oder Obst Saison hat“, erklärt der Geschäftsführer. Dafür müsse entsprechende Ware eben von Gebieten eingeführt werden, wo dieses Gemüse zu diesem Zeitpunkt Saison habe. Dies führe jedoch zu höheren Preisen und Geschmacksverlusten und könne auch nicht unter dem Slogan „Regionalität“in den Handel kommen. Überhaupt habe sich das Verbraucherverhalten in den vergangenen zehn Jahren verändert, weiß Hopf. Wo früher nach der Optik eingekauft worden sei, spiele immer mehr der Geschmack die entscheidende Rolle. Der Geschäftsführer sagt aber: „Dennoch müssen wir uns auch gerade in der Optik an die Vorgaben unserer Handelspartner halten.“So müssten beispielsweise Karotten über eine gewisse Länge und einen bestimmten Umfang verfügen, ebenso das Gewicht und die Größe des Salats, des Kohls oder des Selleries. Die Ware werde deshalb bereits bei der Anlieferung auf diese Kriterien untersucht. „Entspricht das jeweilige Gemüse dabei nicht den Vorgaben, muss es leider entsorgt werden“, sagt Hopf und deutet dabei auf Stapel von erschreckend vielen angelieferten Kisten mit Gemüse, deren Weg in den Kompost führt. „Ugly Vegetable hat in Zeiten eines gut versorgten Marktes beim Verbraucher keine Chance“, bedauert der Geschäftsführer. Wenn dann auch noch wie im vergangenen Jahr das Wetter kontraproduktiv ist, hätten die Erzeuger den großen Schaden. „Zum Glück ist die Ernte beim Wurzelgemüse und bei den Kohlsorten in unserer Region in diesem Jahr gut“, sagt Hopf.
Es sei aber schwierig geworden, die notwendigen Anbauflächen für den Gemüseanbau pachten zu können. „Die guten Böden unserer Heimat und die optimalen Lagen schaffen ideale Bedingungen für den Gemüseanbau“, sagt der Geschäftsführer. Und das treibe die Pacht in die Höhe. Gerade beim Lebensmittel Gemüse, so Werner Hopf, stehe die zertifizierte Regionalität neben der Bioware immer mehr im Vordergrund des Kaufverhaltens der Verbraucher.