Wertinger Zeitung

Wertinger Schätze in München entdeckt

Exkursion Museumsmit­arbeiter aus dem Zusamtal besichtige­n das Nationalmu­seum. Warum ein Straf- oder Schandmant­el als „Glanzstück“der Wertinger Objekte gilt

- (pm)

Wertingen Die Geschichte der Stadt Wertingen ist mit 17 „Objekten“wie etwa Möbeln und einer Fußfessel und Halsgeige auch im Bayerische­n Nationalmu­seum in München präsent. Das erfuhren die Mitarbeite­r der Wertinger Museen vor Kurzem bei ihrer jährlichen Exkursion, die sie ins Bayerische Nationalmu­seum führte. Dort wurden die 22 Mitarbeite­r des Heimat-, Radio-/ Telefon- und Ofenmuseum­s von Dr. Thomas Schindler, Kurator der Volkskunde-Abteilung begrüßt und geführt.

Insgesamt besitzt das Bayerische Nationalmu­seum laut Inventarve­rzeichnis 17 Objekte aus Wertingen. Einige davon bekamen die Teilnehmer zu sehen. So befindet sich in der Dauerausst­ellung zum Beispiel die sogenannte „Wertinger Stube“. Der Wertinger Schreinerm­eister Max Mayr senior aus der Laugnastra­ße hatte sie Anfang des 20. Jahrhunder­ts dem Bayerische­n Nationalmu­seum zum Kauf angeboten. Das Ensemble aus Bett, Wandschran­k, Eckschrank, Türe, Tisch, Bank und Holzdecke stammt aus Westendorf und Zeisenried.

Die Besucher erfuhren interessan­te Details: So lässt sich die zum Teil etwas eigentümli­che Form des Eichenschr­ankes damit erklären, dass er auch zur Aufzucht von Küken benutzt wurde. Die blaue Innenausma­lung des Eckschrank­es ist der Meinung geschuldet, dass die Farbe Blau desinfizie­rend gegen Insekten wirke. Aus dem Depot zeigte Schindler den Wertingern eine Fußfessel sowie eine Halsgeige aus Eisen und erläuterte anschließe­nd Funktion und Wirkweise. Auch diese Gegenständ­e der Gerichtsba­rkeit stammen aus Wertingen. Ebenso ein Strafblock, der wegen seiner Größe und seines Gewichtes im Depot verblieb und nur durch Fotos gezeigt werden konnte.

Das „Glanzstück“der Wertinger Objekte ist der „Wertinger Strafoder Schandmant­el“. Anhand großformat­iger Fotos wurde er studiert und näher betrachtet. Denn er ist seit 27. September 2019 im Haus der Bayerische­n Geschichte in Regensburg in der Landesauss­tellung 2019/2020 „100 Schätze aus 1000 Jahren“zu sehen. Bekannt ist der Strafmante­l vor allem wegen seiner hochwertig­en Bemalung. Diese zeigt deutlich, bei welchen Vergehen der Mantel zum Einsatz kam: etwa bei vorehelich­em Sex, bei Ehebruch, Diebstahl, Zänkereien, Spielsucht oder übermäßige­m Alkoholgen­uss. Der Name „Mantel“leitet sich wohl davon ab, dass die konisch geformte Holzkonstr­uktion, die aus Dauben besteht und mittels Eisenringe­n zusammenge­halten wird, wie ein Mantel getragen werden konnte. Aufgrund des schweren Gewichtes war es üblich, dass der Delinquent „nur“für zwei bis drei Stunden am Tag, dafür aber an verschiede­nen Tagen den Mantel tragen musste.

Die Wertinger Museumsmit­arbeiter waren begeistert von den vorgestell­ten Objekten. Sie beschlosse­n spontan, die nächste Exkursion nach Regensburg zu unternehme­n. Dort kann der Wertinger Schandmant­el noch bis 8. März 2020 im Original besichtigt werden.

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Foto: Cornelius Brandelik Mitarbeite­r der Wertinger Museen bewunderte­n im Bayerische­n Nationalmu­seum in München Exponate aus der Wertinger Geschichte.

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