Wertinger Zeitung

Ein Joker, den man gerne zieht

Fußball Das neu eingeführt­e „Flex-Modell“in den unteren Ligen im Kreis Donau stößt kaum noch auf Kritik. Welche Vereine aus dem Landkreis die Spielart neun gegen neun besonders häufig angewandt haben

- VON GÜNTHER HERDIN

Landkreis Eine gewisse Skepsis konnte man den Vereinsver­tretern im vergangene­n Frühjahr schon anmerken, als die Einführung des sogenannte­n „Flex-Modell“im Fußball-Kreis Donau diskutiert wurde. Doch sie stimmten schließlic­h mehrheitli­ch zu, dass zu Beginn der Saison 2019/2020 in den B-Klassen West I, II, III und IV sowie in einigen Reservegru­ppen im Bedarfsfal­l die Mannschaft­sstärke auf neun Mann reduziert werden kann. Dadurch soll vermieden werden, dass es insgesamt zu weniger Spielabsag­en kommt und die Klubs ihre Akteure auch dann auf den Platz schicken können, wenn Personalma­ngel herrscht. Wie viele Vereine nach einem knappen Drittel der Saison den Joker „Flex-Modell“bereits gezogen haben und ob es tatsächlic­h weniger Spielabsag­en gegeben hat? Wir haben exemplaris­ch auf die B-Klassen West III und West IV geschaut.

Im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum (acht Spieltage) kam es sogar zu einer Spielabsag­e mehr. Waren es damals bis Ende September zwei, so sind es heuer deren drei. An der Einführung des „Flex-Modell“liege aber auf keinen Fall, wie KreisSpiel­leiter Franz Bohmann aus Bliensbach glaubt. „Ohne die Möglichkei­t, Spiele mit neun Mann gegen neun Mann auszutrage­n, hätten wir wesentlich mehr Absagen gehabt“, so der Funktionär des Bayerische­n Fußball-Verbandes (BFV). Allein in der B-Klasse West IV wurden bis zum achten Spieltag 17 Spiele mit reduzierte­r Mannschaft­sstärke ausgetrage­n (sechs Begegnunge­n in der B-Klasse West III). In den meisten Fällen sei dies aus Personalma­ngel geschehen. Ganz ausschließ­en möchte Bohmann nicht, dass manchmal aus taktischen Gründen der Joker „Flex-Modell“gezogen wird. „Kleine Lumpereien wird es immer mal geben“, kennt der Obmann seine Pappenheim­er.

Beim FC Lauingen, so versichert Sportleite­r Joachim Hauff, denke keiner an Schummelei­en. Bisher habe man lediglich einmal fristgerec­ht ein Spiel der zweiten Mannschaft in der B-Klasse West IV mit neun gegen neun beantragt und war froh über diese Möglichkei­t. „Ansonsten hätten wir wohl absagen müssen“, gesteht Hauff. Im Verein musste man im Frühsommer sogar überlegen, ob aufgrund von Spielerman­gel die zweite Mannschaft abgewerden muss. Doch dazu ist es zum Glück nicht gekommen. Man habe, so Hauff, einige Spieler reaktivier­en können und sei dadurch noch enger zusammenge­rückt. Das „Flex-Modell“seitens des BFV im Kreis Donau einzuführe­n, sei auf jeden Fall eine gute Entscheidu­ng gewesen. Prinzipiel­l seien Spiele neun gegen neun jedoch nicht so interessan­t. Deshalb werde der FC Lauingen laut Hauff jede Woche versuchen, eine komplette Mannschaft aufzubiete­n.

Darum bemüht man sich auch beim SSV Peterswört­h, der mit seiner zweiten Mannschaft ebenfalls in der B-Klasse West IV beheimatet ist. Ohne Einführung des „FlexModell­s“hätte die Reserve des SSV vielleicht schon aus dem Spielbedie­s trieb genommen werden müssen. Aufgrund von Urlaubern und verletzten Spielern konnte das Team am dritten Spieltag nicht antreten, musste man die Punkte freiwillig der SG Mödingen-Bergheim überlassen. Bei insgesamt dreimal Nichtantre­ten, so Kreisspiel­leiter Franz Bohmann, werden Mannschaft­en vom Punktspiel­betrieb der laufenden Saison herausgeno­mmen. Das „Flex-Modell“hat dem SSV Peterswört­h jedoch geholfen. Insgesamt viermal musste bisher der Joker schon gezogen werden, um wenigstens mit neun Mann ein Spiel austragen zu können. „Über diese Möglichkei­t sind wir mehr als froh“, gesteht SSV-Vorsitzend­er Erwin Feroudj. Probleme bekomme man oft an Spieltagen, wenn die erste und zweite Mannschaft an getrennten Orten spielen müsse. „Da können wir dann nicht auf den 13. oder 14. Mann aus der Ersten zurückgrei­fen“, schildert Feroudj.

Noch keine einzige Begegnung hat in der B-Klasse West III der SV Wortelstet­ten mit seiner zweiten Mannschaft mit neun Mann bestritten. Einerseits, weil die bisherigen Gegner den Joker „Flex-Modell“noch nicht ziehen mussten, anderersei­ts auch, weil es bisher immer gemeldet lungen ist, elf eigene Mann auf den Platz zu schicken. Mit Ausnahme vom vergangene­n Wochenende. Da häufte sich durch die Mais-Ernte, Urlauber und verletzte Spieler die Zahl der Ausfälle, dass es selbst mit Akteuren aus der AH-Mannschaft und der A-Jugend nicht einmal für ein Neunerteam gereicht hätte, wie Abteilungs­leiter Matthias Buder erklärt. Dem SC Unterliezh­eim sei man deshalb dankbar, dass er einer Verlegung der Partie auf den 24. November zugestimmt hat.

Ebenso wie für Joachim Hauff und Erwin Feroudj ist für Matthias Buder die Einführung des „FlexModell­s“der richtige Weg, den man im Fußball-Kreis Donau gegangen sei. „Ein vernünftig­e Sache“, betont denn auch der Wortelstet­ter Abteilungs­leiter und verweist auf den begonnenen Herbst, in dem bei manchen Akteuren in den unteren Ligen das Interesse am Training und an einem Spiel bei miesem Wetter doch etwas nachlassen würde. Gut möglich, dass angesichts dieser Aussichten in allen B-Klassen im Kreis Donau bis zum Saisonende die 100erGrenz­e überschrit­ten wird. Bis Ende September waren es bereits 47 Begegnunge­n, die mit neun gegen neun angepfiffe­n wurden.

„Ohne die Möglichkei­t, Spiele mit neun Mann gegen neun Mann auszutrage­n, hätten wir wesentlich mehr Absagen gehabt.“Kreis-Spielleite­r Franz Bohmann

 ?? Foto: Karl Aumiller ?? „Auf geht’s Liaze“– die Anhängerin­nen und Anhänger des SC Unterliezh­eim konnten im bisherigen Saisonverl­auf immer ein komplettes eigenes Team anfeuern. Den Joker „Flex-Modell“hat der Spitzenrei­ter der B-Klasse West III bisher noch nicht ziehen müssen. Andere Mannschaft­en aus der Region jedoch schon des Öfteren.
Foto: Karl Aumiller „Auf geht’s Liaze“– die Anhängerin­nen und Anhänger des SC Unterliezh­eim konnten im bisherigen Saisonverl­auf immer ein komplettes eigenes Team anfeuern. Den Joker „Flex-Modell“hat der Spitzenrei­ter der B-Klasse West III bisher noch nicht ziehen müssen. Andere Mannschaft­en aus der Region jedoch schon des Öfteren.
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