Mein Kind braucht einen festen Rhythmus
Der Rhythmus, bei dem ich immer mit muss? Natürlich brauchen Kinder eine gewisse Regelmäßigkeit. Aber was tun, wenn der Besuch im Biergarten doch gerade so nett ist. Dennoch um dreiviertel sechs aufbrechen, weil Ihr Kind doch immer um sechs badet, dann 6.30 Uhr Essen, 7 Uhr Geschichte lesen, 7.15 Uhr Bett? Alles getaktet. Aber ist das Diktat des Rhythmus wirklich so entscheidend für ein glückliches Kind, oder ist es mal wieder eine Modeerscheinung?
Ich war vollkommen fixiert auf Rhythmus und habe meinen Sohn geradezu hineingezwungen. Das hat mir am Anfang auch sehr geholfen, weil ich vollkommen überfordert war. Aber ich habe es übertrieben. Ohnehin ist Rhy thmus ein ErstgeborenenThema. Als meine Tochter auf die Welt kam, war diese strenge Struktur gar nicht mehr möglich – und eigentlich wurde es dadurch leichter. Mit meiner heutigen Erfahrung sage ich, Rhythmus wird überbewertet. Rahmenbedingungen sind wichtig und geben Sicherheit, aber die Welt geht nicht unter, wenn es ganz anders kommt. Im Nachhinein betrachtet: Man müsste mehr sich selbst und seinem Kind trauen, dass man es schon richtig macht. Ich bin ein Rhythmus-Fan. Auch heute noch, obwohl mein Sohn schon elf ist. Rhythmus schafft in der täglichen Routine Freiräume. Wenn Hausaufgaben in einem festen Zeitfenster erledigt werden, bleibt mehr Zeit zum Spielen, nur ein Beispiel. Und auch ich kann meine Zeit besser planen. Ohne Rhythmus könnten wir unser straffes Alltags-, Sport-, und Musikprogramm nicht bewältigen. Aber wie immer: Man darf es nicht übertreiben. Kinder (und Eltern) sind keine Maschinen. Die Sache mit dem Rhythmus ist bei uns ganz einfach: Wir haben keinen. Manchmal denke ich mir: leider! Aber wir sind egoistische Eltern und wenn wir es irgendwo schön finden, müssen unsere Kinder halt auch bleiben. Da können wir dann keine Rücksicht nehmen … Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass dies nicht allzu oft vorkommt, vor allem seit es die Schule in unserem Leben gibt. Aber dieses ritualisierte „17.30 Uhr Abendessen, da kannst du die Uhr danach stellen, dann Sandmännchen, dann die Kinder – husch – ins Bett“, das ist für mich ein zwanghaftes Familiendasein. » Auch Sie haben eine Erziehungsfrage? Schreiben Sie uns an Familie@augsburger-allgemeine.de. Die Kolumne wird betreut von Doris Wegner und Stefanie Wirsching, beide Mütter, und Autorinnen des Buches „Supermütter“.