Wertinger Zeitung

Mein Kind braucht einen festen Rhythmus

- Jasmin, Ärztin, eine Tochter (8, ein Sohn (10) Michael, Bankkaufma­nn, ein Sohn (11) Ines, Bankkauffr­au, ein Sohn (5), eine Tochter (9)

Der Rhythmus, bei dem ich immer mit muss? Natürlich brauchen Kinder eine gewisse Regelmäßig­keit. Aber was tun, wenn der Besuch im Biergarten doch gerade so nett ist. Dennoch um dreivierte­l sechs aufbrechen, weil Ihr Kind doch immer um sechs badet, dann 6.30 Uhr Essen, 7 Uhr Geschichte lesen, 7.15 Uhr Bett? Alles getaktet. Aber ist das Diktat des Rhythmus wirklich so entscheide­nd für ein glückliche­s Kind, oder ist es mal wieder eine Modeersche­inung?

Ich war vollkommen fixiert auf Rhythmus und habe meinen Sohn geradezu hineingezw­ungen. Das hat mir am Anfang auch sehr geholfen, weil ich vollkommen überforder­t war. Aber ich habe es übertriebe­n. Ohnehin ist Rhy thmus ein Erstgebore­nenThema. Als meine Tochter auf die Welt kam, war diese strenge Struktur gar nicht mehr möglich – und eigentlich wurde es dadurch leichter. Mit meiner heutigen Erfahrung sage ich, Rhythmus wird überbewert­et. Rahmenbedi­ngungen sind wichtig und geben Sicherheit, aber die Welt geht nicht unter, wenn es ganz anders kommt. Im Nachhinein betrachtet: Man müsste mehr sich selbst und seinem Kind trauen, dass man es schon richtig macht. Ich bin ein Rhythmus-Fan. Auch heute noch, obwohl mein Sohn schon elf ist. Rhythmus schafft in der täglichen Routine Freiräume. Wenn Hausaufgab­en in einem festen Zeitfenste­r erledigt werden, bleibt mehr Zeit zum Spielen, nur ein Beispiel. Und auch ich kann meine Zeit besser planen. Ohne Rhythmus könnten wir unser straffes Alltags-, Sport-, und Musikprogr­amm nicht bewältigen. Aber wie immer: Man darf es nicht übertreibe­n. Kinder (und Eltern) sind keine Maschinen. Die Sache mit dem Rhythmus ist bei uns ganz einfach: Wir haben keinen. Manchmal denke ich mir: leider! Aber wir sind egoistisch­e Eltern und wenn wir es irgendwo schön finden, müssen unsere Kinder halt auch bleiben. Da können wir dann keine Rücksicht nehmen … Ehrlicherw­eise muss ich zugeben, dass dies nicht allzu oft vorkommt, vor allem seit es die Schule in unserem Leben gibt. Aber dieses ritualisie­rte „17.30 Uhr Abendessen, da kannst du die Uhr danach stellen, dann Sandmännch­en, dann die Kinder – husch – ins Bett“, das ist für mich ein zwanghafte­s Familienda­sein. » Auch Sie haben eine Erziehungs­frage? Schreiben Sie uns an Familie@augsburger-allgemeine.de. Die Kolumne wird betreut von Doris Wegner und Stefanie Wirsching, beide Mütter, und Autorinnen des Buches „Supermütte­r“.

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