Viele kaufen Kartoffeln und wollen Pfarrhof retten
Aktion Die Angst vor dem Verkauf des Pfaffenhofener Pfarrhofs ist groß. Mit dem Kartoffelverkauf wurde die Dorfgemeinschaft auf das Gebäude aufmerksam. Viele Besucher haben persönliche Erinnerungen an das Anwesen
Pfaffenhofen Ein reges Kommen und Gehen am Sonntagvormittag auf dem Pfaffenhofener Pfarrhof. Dort werden Bio-Kartoffeln für den guten Zweck verkauft. Mit dem Benefizverkauf machen die beiden Mitglieder der Kirchenverwaltung, Christa Hillenbrand und Richard Hiesinger, auf den Pfarrhof und dessen Zukunft aufmerksam. Das über 300 Jahre alte Gebäude direkt gegenüber der Dorfkirche St. Martin steht unter Denkmalschutz. Seit mehreren Jahren sind das Haus und die kleine Scheune jedoch schon ungenützt. Deshalb wächst jetzt bei einigen Menschen in dem Buttenwiesener Ortsteil die Sorge, dass das geschichtsträchtige Anwesen veräußert wird (wir berichteten).
Im Rahmen der Verkaufsaktion konnte am Sonntag auch das Innere des Pfarrhofs besichtigt werden. Das Interesse an dem Gebäude war deshalb so groß, weil fast jeder Pfaffenhofener seine ganz eigenen Erinnerungen an das Anwesen hat. Hiesinger, der nebenberuflich HobbyLandwirt ist, spendierte einen Teil seiner Ernte. Insgesamt eine Tonne der Ackerfrüchte wurden auf Spendenbasis verkauft. Die Einnahmen kommen der Kirchenstiftung und somit auch dem Pfarrhof zugute.
Mit ihrem Engagement um das Anwesen sind Hiesinger und Hillenbrand nicht allein. Bereits vor dem offiziellen Beginn kommen die ersten Besucher. Und im Laufe des Vormittags ernten sie immer wieder Lob. Viele sichern ihnen Unterstützung zu. „Wir sind mit der bisherigen Resonanz der Aktion sehr zufrieden“, sagt Hiesinger während des Verkaufs.
Für staunende Augen sorgt das knallrote Kartoffelmobil, das im Pfarrgarten geparkt wurde. Der Oldtimer, ein Ford Transit aus dem Jahre 1974, war das ehemalige Einsatzfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Pfaffenhofen und wurde vor zwölf Jahren aus dem Verkehr gezogen. Ähnlich wie das Fahrzeug soll künftig auch der Pfarrhof in neuem Glanz erstrahlen.
„Das Haus zu verkaufen wäre eine Kulturschande“, sagt Fritz Hillenbrand empört. Der ehemalige Kirchenpfleger von St. Martin kennt das Anwesen wie kein Zweiter. Viele Jahre lang kümmerte er sich um die Dorfkirche. Aber auch am Pfarrhof erledigte er immer wieder kleinere Reparaturen. Damals wurde das Anwesen noch von dem letzten Ortspfarrer, Karl Hieber, bewohnt.
„Das Haus ist ein Kleinod, man muss es mit Liebe und nicht mit Profit betrachten“, sagt eine ältere Dame, nach ihrer Besichtigungstour durch das Haus, mahnend in die Runde. Und auch der Handwerksmeister Hubert Müller ist von dem Anwesen und dessen Zustand begeistert. Neben den alten Kachelöfen sind es vor allem die besonderen Holzdielen und die alten Kastenfenster, die für die Nachwelt erhalten werden sollen, sind sich Fritz Hillenbrand und Müller einig.
Das ehemalige Pfarrbüro im Erdgeschoss lädt zu einer Reise in längst vergangene Tage ein. Der kleine Raum ist noch heute komplett möbliert. In den Regalen befinden sich einige Bücher aus der Bibliothek von Pfarrer Hieber. Auf dem massiven Schreibtisch steht eine alte Schreibmaschine, und die Wände sind reich mit Bildern behängt. Einheimische erkennen darunter sofort das Altarbild der Ortskirche. Die gerahmten Kunstwerke stammen von Franz Klemmer. Die Bilder und Skizzen sind wohl im Laufe der Sanierungsarbeiten der Kirche entstanden, vermutet Christa Hillenbrand. Der bekannte Maler und Professor aus München gestaltete nach dem Zweiten Weltkrieg den Innenraum der Dorfkirche neu. Etliche Skizzen von damals wurden gerahmt und sind bis heute im Pfarrhof zu bestaunen.
„Das Haus zu verkaufen wäre eine Kulturschande.“
Fritz Hillenbrand, ehemaliger Kirchenpfleger
Ein Kuriosum an dem Arbeitszimmer ist, dass es sogar in den Jahren als die Immobilie bereits vermietet war, noch immer von der Pfarrgemeinde genutzt wurde. Deshalb ist das Büro, das seit dieser Zeit nicht groß verändert wurde, noch immer vielen bekannt.