Wertinger Zeitung

Neue Energie aus dem „Bürgerwind am Rohrholz“

Projekt Die Firma GP Joule, ein heimischer, weltweit agierender Spezialist, plant eine interkommu­nale Windanlage für Buttenwies­en, Ehingen und Kühlenthal. Wie die Firma die Akzeptanz für das Projekt bei den Menschen sucht

- VON HERTHA STAUCH

Ein interkommu­nales Windprojek­t beschäftig­t derzeit die Bürger in Buttenwies­en, Ehingen und Kühlenthal.

Buttenwies­en/Ehingen/Kühlenthal „Irgendwohe­r muss die Energie ja kommen.“Franz Schlögel wundert sich nicht, dass das Thema Windkraft rund um Buttenwies­en und seine Nachbardör­fer noch nicht abgeschlos­sen ist. Jüngst wurde der Bürgermeis­ter von Ehingen zusammen mit seiner Kollegin Iris Harms aus Kühlenthal und Hans Kaltner aus Buttenwies­en eingeladen. Im Firmensitz auf dem Maierhof bei Illemad machten die Mitarbeite­r eines inzwischen über deutsche Grenzen hinaus agierenden Spezialist­en für erneuerbar­e Energien die Bürgermeis­ter mit einem Projekt bekannt, das seit wenigen Wochen für Gesprächss­toff sorgt: Oben auf dem Höhenzug zwischen Zusam und Schmutter plant die Firma GP Joule einen interkommu­nalen BürgerWind­park.

Da die Firma ihre Wurzeln in der Gegend hat, ist ihr bekannt, dass sie das Thema mit Samthandsc­huhen anfassen muss. Denn im Buttenwies­ener Ortsteil Wortelstet­ten laufen seit fast zehn Jahren drei Windräder, die eine Entstehung­sgeschicht­e mit Turbulenze­n haben. Etliche Stürme haben sich inzwischen gelegt, die drei Windanlage­n zwischen Wortelstet­ten und Neuweiler sind akzeptiert, wenn auch von einem Teil der Bevölkerun­g – ausgewiese­nen Windkraftg­egnern – nicht gerne gesehen.

Buttenwies­ens Bürgermeis­ter Hans Kaltner obliegt nun die diffizile Aufgabe zwischen dem Anliegen der Firma und der Bevölkerun­g zu vermitteln. Denn – wie seine Kollegen in Ehingen und Kühlenthal – ist für Kaltner klar, dass an der Windkraft kein Weg vorbei führt: „Ich denke, wir sind alle froh, dass die Kernkraftw­erke in Deutschlan­d abgeschalt­et werden .... Und ebenso erleichter­t, dass die Kohlekraft­werke bis 2030 komplett abgeschalt­et werden,“sagte Kaltner jüngst in einer Gemeindera­tssitzung. „Ohne Kohle und Kernenergi­e fehlen 51 Prozent der bisher erzeugten Strommenge. Es dürfte allen klar sein, dass ohne Steigerung der erneuerbar­en Energien der Strom dann womöglich nicht mehr so einfach aus der Steckdose kommt, wie bisher“, meinte Kaltner.

Auch seine Kollegen aus Ehingen und Kühlenthal sehen das so. Franz Schlögel sagt, die Grundstimm­ung für Windkraft und für das Projekt von GP Joule sei im Gemeindera­t positiv: „Der Gemeindera­t kann sich das vorstellen.“Und die Kühlenthal­er Bürgermeis­terin Iris Harms ist sich sicher, dass derzeit ein Umdenken stattfinde­t, die Akzeptanz in Richtung erneuerbar­e Energien geht: „Es wird immer Menschen geben, die für oder gegen Windräder sind. Aber wenn wir unsere Jugend und ihre Proteste anschauen, dann wird klar, dass wir etwas tun müssen.“Ob das Projekt von GP Joule verwirklic­ht werden könne, hänge von vielen Faktoren ab. Der Gemeindera­t Kühlenthal, dem die Pläne bereits vorgestell­t wurden, wolle sich weiter informiere­n.

Im Hause GP Joule sind die Pläne offen, dennoch ein Stück weit vorbereite­t: „Wir befinden uns in einem offenen Prozess. Wir wollen unser Projekt zusammen mit den Menschen hier entwickeln“, betont Simone Braun vom Öffentlich­keitsManag­ement. Auch mit den Windkraftg­egnern wurde bereits gesprochen. Den Planern sei es wichtig, auf die Umstände in Wortelstet­ten Rücksicht zu nehmen.

So wurde für die Anlagen ein 100 Hektar großes Gebiet ermittelt, das 1000 Meter von Bebauung entfernt ist und sich zwischen den drei beteiligte­n Orten befindet. Es gibt bereits Grundeigne­r, die ihre Flächen zur Verpachtun­g zur Verfügung stellen und Interessen­ten, die sich am „Bürgerwind­rad“beteiligen wollen. Gedacht ist an drei Windanlage­n – jeweils ein Windrad für Buttenwies­en, Ehingen und Kühlenthal. Die Pachtvertr­äge will die Firma zusammen mit den Grundbesit­zern formuliere­n. Es ist an ein „Poolmodell“gedacht – jeder bekommt einen Anteil an der Pacht. Alle Modalitäte­n sollen gemeinsam ausgehande­lt werden.

Simone Braun sieht das Projekt als große Chance – auch als wirtschaft­liche – für alle Beteiligte­n: „Jeder soll etwas davon haben“. Auch die Gemeinden könnten nur profitiere­n. Zum Zeichen, dass die Firma mit den Beteiligte­n eng kooperiert, haben diese bereits einen Namen ausgesucht: „Bürgerwind am Rohrholz“soll die Anlage heißen. Benannt nach einem Wäldchen, das an das Gebiet grenzt.

Energiefes­t Bei einem Energiefes­t am Sonntag, 27. Oktober, ab 10.30 Uhr in der Riedblickh­alle Buttenwies­en informiert die Firma über ihr Projekt. Neben Informatio­nen zum Bürger-Windpark gibt

es eine offene Fragerunde, eine Tour zu einem bereits bestehende­n Windrad in Kühlenthal, Vorführung­en und Vorträge zum Thema erneuerbar­e Energien und ein Kinderprog­ramm.

 ?? Foto: Andreas Dengler ?? Seit 2013 stehen auf den Fluren vor Wortelstet­ten drei Windanlage­n. Nun gibt es ein weiteres Projekt, das für Gesprächss­toff sorgt. Die Firma GP Joule plant ein interkommu­nales Windprojek­t für Buttenwies­en, Ehingen und Kühlenthal.
Foto: Andreas Dengler Seit 2013 stehen auf den Fluren vor Wortelstet­ten drei Windanlage­n. Nun gibt es ein weiteres Projekt, das für Gesprächss­toff sorgt. Die Firma GP Joule plant ein interkommu­nales Windprojek­t für Buttenwies­en, Ehingen und Kühlenthal.

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